Eigentlich wollte ich mich ja entspannt und mit genügend Zeit auf das "Silvester-Gala-Abendessen" vorbereiten. Um 16:15 Uhr hatte die MS Bremen die Maxwell Bay vor King Georg Island verlassen. Von der Brücke aus wurde dann Ausschau nach Walen gehalten und schon nach kurzer Zeit wurden die ersten gesichtet.
Drei Buckelwale steuerbord voraus wurde über die Bordlautsprecher verkündet. Also kein kleines Nickerchen sondern an Deck Ausschau nach den Walen halten. Hierzu wurde auch das Vordeck freigegeben, wohin natürlich gleich eine große Anzahl Passagiere strömte. Hat man hier doch vermeintlich die beste Aussicht auf die Wale, allerdings nur wenn die Tiere auch direkt vor dem Bug schwimmen. Auch auf dem vorderen Oberdeck waren die Plätze in der ersten Reihe sehr begehrt. Drei Buckelwale schwammen in einiger Entfernung vor dem Schiff und bliesen ihre Fontänen in den Nachmittagshimmel, ihre markante Rückenflosse war gut zu erkennen.
Die MS Bremen war trotz langsamer Fahrt etwas schneller als die Wale. So tauchten sie plötzlich an der Backbordseite auf. Hier hatte ich mal Glück und stand in dem Moment mit meiner Videokamera an der richtigen Stelle und konnte die drei Wale aus nächster Nähe filmen. Also, man kann schon erkennen das es die drei Wale sind und auch beim Abtauchen deren große Heckflosse (Fluke). Erwartet jetzt aber nicht so spektakuläre Aufnahmen wie aus dem Fernsehen ;-). Die besten Fotos konnte Thomas machen, der mit seiner Spiegelreflexkamera neben mir stand. Ich hatte ja die Videokamera in der Hand.
Der Kapitän versuchte in langsamer Fahrt die Wale zu verfolgen und fuhr dabei einige Schleifen. Aber so nah wie eben kam er an keine anderen Tiere mehr ran. Nur in großer Entfernung konnte man ab und an ihren Blas sehen.
Jetzt wurde es aber Zeit, denn durch den Fahrtwind war ich etwas ausgekühlt und wollte vor dem Abendessen noch einmal duschen. Außerdem sollte um 19:00 Uhr im Club noch der Klassiker "DINNER FOR ONE" auf Leinwand zu sehen sein. Eine lustige Einstimmung auf den Abend!
Das Silvester-Gala-Abendessen war wieder in allen Gängen Spitze und inzwischen haben wir an unserem Tisch einen guten Ersatz für den ausgegangenen Malbec gefunden.
Wir waren wieder die Letzten im Restaurant die zum Abschluss ihren Espresso serviert bekamen. Im Club sollten Elisabeth und Benny aus der Schweiz Plätze an einem Tisch für uns freihalten. Dies war für die Beiden gar nicht so einfach, hat aber gut geklappt. Die Musiker die mit an Bord waren stimmten die Gäste auf den Sylversterabend ein. Bis Mitternacht waren es jetzt ja nur noch knapp zwei Stunden. Für ihren Auftritt bekamen Randall Cooper (Tenor), Michael Kaljushny (Klarinette) und seine Frau Marina (Klavier) sowie Alejandro Graziani (Klavier) verdienten Applaus.
Der kaltgestellte Sekt oder Champagner stand in Kübeln mit Eis bereit und konnte kurz vor Mitternacht eingeschenkt werden. Kapitän Behrend sprach ein paar Worte zum Jahreswechsel und die Tochter von Lektor Stefan Kredel läutete Punkt 00:00 Uhr mit der Schiffsglocke das neue Jahr ein. Die vom Festland gewohnte Knallerei entfiel hier ganz. Sehr schön!
Das Anstoßen mit den anderen Gästen und Teilen der Besatzung dauerte dann eine ganze Weile. So gegen 1:00 Uhr verabschiedete ich mich dann in meine Kabine.
Der harte Kern hielt bei einem Tänzchen bis 4:00 Uhr durch.
Als ich das erste Mal aufwache ist es noch ziemlich früh, 6:00 Uhr. Also Gardine noch zulassen und weiterschlafen. Eine Stunde später bin ich aber wach und kann mich sogar auf den Weg in die 7. Etage in den Fitnessraum machen. Nach 45 Minuten und 28 Kilometern auf dem Fahrrad und der anschließenden Dusche bin ich dann richtig munter. Zum Frühstück ist im Restaurant noch nicht viel los. Ich setze mich zu Elisabeth und Benny und wir unterhalten uns über diese Reise und andere gemachte Urlaubserfahrungen. Ein kleiner Obstsalat und ein Glas Orangensaft reicht mir heute.
Um 10:00 Uhr melde ich mich kurz telefonisch in Döhren und wünsche Anja und meiner Mutter ein gutes Neues Jahr. Die Verbindung ist bestens.
Der Vortrag "Antarktis einmal" von Heinz Ahammer ist sehr unterhaltsam und mit Bildern von einigen Kuriositäten hinterlegt, z. B. von Radfahrern, dem ersten und einzigem Hotel, diversen Flugzeugtypen die hier rumfliegen oder blinden Passagieren.
Inzwischen haben wir auf dem Weg nach Kap Horn gegen 14:00 Uhr von King George Island aus fast 500 Km zurückgelegt. Also etwas mehr als die Hälfte.
Als Drake Passage wird die Wasserstraße zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Horn) und der Nordspitze der antarktischen Halbinsel bezeichnet. Sie verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Gefürchtet ist die Drake Passage durch ihre Sturmhäufigkeit, ausgelöst durch permanente Tiefdruckstaffeln. Heute haben wir aber Glück. Es gibt nur eine kleine Welle und zeitweise kommt sogar die Sonne durch.
Ich hoffe, ich kann euch morgen von unserem letzten Ziel auf dieser Reise noch berichten. Auch hier ist eine Anlandung nur bei besten Wetterbedingungen möglich. Mal sehen ob es klappt. Bis jetzt sind die Vorhersagen ganz vielversprechend!