King Georg Island

King George Island, Montag, 31. Dezember 2012

Maxwell Bay: 07:00 - 16:15 Uhr

Mit ca. 16 Knoten ist die MS Bremen die Nacht über durch die Gerlache Strait und Bransfield Strait unterwegs gewesen um möglichst früh King George Island zu erreichen. Gegen 6:00 Uhr kann sie in die Maxwell Bay einlaufen.

Ich beschließe erstmal den Fitnessraum aufzusuchen. In Ruhe kann ich vor dem Frühstück eine Stunde Sport machen. Vom Crosstrainer oder dem Fahrrad schaue ich auf das gegenüberliegende Ufer mit den Stationen Eduardo Frei (Chile) und Bellingshausen (Russland). Rechts liegt ein Forschungsschiff vor Anker. Dazwischen sausen die Pinguine unter und über der Wasseroberfläche umher. Langweilig ist es also nicht und die Stunde geht fix um. Es ist noch ausreichend Zeit um nach dem Duschen in Ruhe zu frühstücken.

 

Nach neun setze ich mit dem Zodiac über an Land. King George Island ist mit 1.150 Km² Fläche die größte Insel der Südlichen Shetlandinseln. Sie wurde 1819 von William Smith entdeckt und bei einer weiteren Expedition mit ihm am 30. Januar 1820 offiziel für Großbritannien in Besitz genommen. Benannt wurde die Insel nach König Georg III von Großbritannien und Irland.

King George Island liegt 120 Kilometer vor der Küste des anatrktischen Festlands entfernt, 95 Km lang und bis zu 25 Km breit. Über 90 % der Inselfläche sind mit Gletschern bedeckt, die höchste Erhebung ist der Rose Peak mit 655 m.

Im Bereich der Maxwell Bay befinden sich die große Frei-Station von Chile und gleich nebenan liegt die Bellingshausen-Station der Russen. Weitere Stationen etwas entfernt werden von China, Südkorea und Uruguay betrieben.

Die chilenische Station verfügt über eine Bank, Post, einen Souvenierladen, eine Schule und ein Krankenhaus. Auf einer Anhöhe befindet sich ein chilenischer Luftwaffenstützpunkt, dessen Flughafen auch für zivile Zwecke genutzt wird.

Ich begebe mich erstmal durch den Schneematsch einen Berg hinauf, auf dem die russisch - orthodoxe Kirche St. Trinity liegt. Während die anderen Expeditionsteilnehmer sich noch unten zwischen den Blechbehausungen bewegen bin ich als erster oben und kann in Ruhe ein paar Fotos machen. Ohne immer einen roten Parka mit auf dem Foto zu haben ;-).

Die von aussen graue Holzkirche hat ungefähr eine Höhe mit Turm von acht Meter und eine Grundfläche von ca. 20 Quadratmetern. Über eine Treppe mit zehn Stufen (im Winter liegt hier noch mehr Schnee) komme ich in einen Vorraum, von dem man durch eine Schwingtür den Andachtsraum betreten kann. Ich bleiben draussen, weil hier für den Nachmittag noch eine Andacht geplant ist und wir mit unseren dreckigen Stiefeln den schönen Teppich nicht beschmutzen wollen. Aber auch von der Tür aus ist der kleine Raum mit den vielen schönen golden Ikonen gut zu überblicken.

 

Auf dem Weg zurück nach unten kommen mir auf dem schmalen Trampelpfad die roten Jacken entgegen. Ich mache eine kleine Pause an einem aufgedockten Schiff am Strand. Zügel- und Eselspinguine lassen sich durch mich nicht stören und kommen vor mir aus dem Wasser, putzen sich und tauchen im flachen Wasser wieder ab um nach Nahrung zu suchen.

Nachdem ich die drolligen Kerle eine Weile beobachtet habe stapfe ich noch durch die chilenische Station mit ihren Wohn- und Forschungscontainern aus Wellblech. Arbeiten möchte ich hier nicht unbedingt gerne wollen.

 

Zum Schluss werfe ich noch einen Blick in das größte Gebäude mit Aufenthaltsräumen, Lager und Funkstation. Hier verkaufen die Chilenen auch noch ein paar Souvenirs. Um 11:30 Uhr nehme ich ein Zodiac zurück zum Schiff.

Die Ausschiffung des Kranken von Bord scheint noch nicht stattgefunden zu haben, es wird noch auf den Flieger aus Punta Arenas vom chilenischen Festland gewartet.

Nachdem dann die Ausschiffung und Übergabe an die medizinische Betreuung des Flugzeuges geschehen ist, nimmt die MS Bremen Kurs auf das 490 nm entfernte Kap Horn.

Für die durch heftige Stürme bekannte Drake-Passage sind für die nächsten Tage keine starken Winde vorhergesagt.

So können wir uns entspannt und mit genügend Zeit auf das "Silvester-Gala-Abendessen" vorbereiten.

 

Ich melde mich wieder im neuen Jahr, vielleicht mit einem Bericht einer erfolgreichen Anlandung an Kap Horn!