Gestern hat die MS Bremen gegen 16:00 Uhr in der Bucht von Elsehul den Anker gelichtet und Südgeorgien hinter sich gelassen. Um 18:30 Uhr gab es noch einen Weihnachtscocktail mit Kapitän Behrend im Club. Er hält einen kurzen Rückblick auf die doch gut gelaufenen Tage auf Südgeorgien und liest eine kleine Weihnachtsgeschichte vor. Musikalisch untermalt wird der Empfang vom Tenor Randall Cooper mit weihnachtlichen Liedern.
Das anschließende festliche Galadinner mit sieben leckeren Gängen habe ich gut überstanden und mir liegt nichts davon schwer im Magen. In der Nacht vom 25. zum 26.12. wurden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgestellt und wir können somit etwas länger schlafen.
So geht es in der Nacht zum 26.12. mit Rückenwind bis Windstärke 5 und 2-3m hohen Wellen in Richtung den Süd-Shetlandinseln. Das Schiff schwankt nur ein wenig und so kann in Ruhe das Frühstück genossen werden. Keine frühen Termine mit Ausbooten stehen an, ich kann relaxen.
Doch um 10:00 Uhr ist der Einführungsvortrag von Heinz Ahammer über "Schnee, Eis und Meer - Der antarktische Kontinent". Ich dachte Beginn wäre erst um 10:30 Uhr, jetzt aber los in die Panorama Lounge. Da gibt es nur noch Stehplätze, macht nichts. Der Vortrag gibt kurzweilig Informationen über den Aufbau der Antarktis und die verschiedenen Formen des Eises (Festlandeis, Meereis, Treibeis, Pfannkucheneis, Greuler, Tafeleisberge etc.).
Danach lege ich mich etwas aufs Ohr und wache rechtzeitig vor dem nächsten Vortrag über Sir Ernest Shackleton und die "Imperial Trans-Antarctic Expedition" wieder auf.
Prof. Dr. Ingo Heidbrink schalte ich aber über den Flachbildschirm auf der Kabine zu, um nebenbei zu duschen und um rechtzeitig zur Kaffee- und Teezeit mit einer Auswahl an frisch gebackenem Strudel erscheinen zu können. Nichtstun macht hungrig!
Die Zeit bis zum Rückblick und Fragerunde mit dem Lektorenteam zu Südgeorgien vergeht viel zu schnell. Und um 19:00 Uhr wird ja auch schon wieder das Abendessen serviert, heute mal wieder bei gepflegter Freizeitkleidung!
In der Nacht hat der Wind noch weiter nachgelassen und die Wellenhöhe ist gering.
Sonnenaufgang sollte um 3:08 Uhr gewesen sein, doch wegen Nebel und weil ich dann doch noch schlafe habe ich den Aufgang verpasst.
Wir sind jetzt nördlich der Elephant Islands, die wir leider nicht anlaufen können. Der Eisgürtel um die Inseln ist noch zu breit und zu dick. Jede geplante Anlandung in der Antarktis muss vorher beantragt und genehmigt werden und diesem Fall vom Kapitän auch wieder freigegeben. Da um die antarktische Halbinsel über 20 Schiffe unterwegs sind, dient das zur besseren Abstimmung und zeitlichen Verteilung bei den möglichen Anlandungsstellen. Den freigegeben Slot hatte die vor uns laufende Fram übernommen, dann aber letztendlich auch von einem Versuch durchs Eis zu kommen abgesehen.
Ich versuche mich mit meiner Erkältung vor dem Frühstück mal wieder im Fitnessraum, das läuft aber noch nicht so wirklich rund.
Zum Frühstück haben wir uns für heute im Restaurant verabredet, nicht wie sonst im Club. Hier sind die Tische etwas größer und man sitzt bequemer. Die Auswahl am Buffet ist die gleiche. Kaffee, Cappuccino, Heiße Schokolade usw. wird auch hier vom netten Personal serviert.
Ernst hat schon die Kapsturmvögel gefilmt, die morgens an seiner Kabine vorbei geflogen sind. Sind wohl besser getroffen als der Albatros, der nur in Sekundenbruchteilen als weißer Punkt im Film zu erkennen ist. Es ist schon erstaunlich, wie viele Vögel neben dem Schiff herfliegen, obwohl das nächste feste Land hunderte von Kilometern entfernt ist.
Der erste Vortrag heutig wird wie gewohnt locker von Stefan Kredel über den "Vulkanismus: Die verschiedenen Arten, seine Produkte und Nebenerscheinungen" gehalten. Denn wenn wir morgen Halfmoon Island erreichen, werden wir mit der MS Bremen auch in einen Krater eines noch nicht erloschenen Vulkans auf Deception Island einlaufen. Über eventuelle Nebenwirkungen berichte ich dann morgen.
Danach gehe ich mal kurz an Deck. Es ist ungemütlich. + 1°C und dichter Nebel. Also schnell wieder rein ins Warme.
Am Mittagsbüfett heute: Im Ganzen gebratene Hochrippe vom Rind. Die und auch die bald folgende Kaffeezeit lasse ich ausfallen.
Um 17:00 Uhr folgt der zweite Vortrag an diesem Tag über Ökologie und Vegetation der Antarktischen Vegetation von Dr. Monika Steinhof.
Anschließend gibt Expeditionsleiter Ha-Jo Spitzenberger noch eine Vorschau auf unsere ersten Ziele an der antarktischen Halbinsel, die wir ja morgen erreichen werden.
Zum Abendessen wird heute das "Shackleton Dinner" serviert. Hierzu bin am Tisch des Expeditionsleiters eingeladen, der sich freut mich an seinem Tisch begrüßen zu dürfen. Für den Kapitänstisch hat es auf dieser Reise noch nicht gereicht. Da sind erst andere dran, die zum Beispiel schon mehrmals Fahrten auf der MS Bremen mitgemacht haben.
Die Bedienungen sind heute als Matrosen verkleidet und lustig anzusehen. Außer Ha-Jo Spitzenberger und mir sitzt noch eine Ehepaar aus der Schweiz, zwei Paare aus Deutschland und die Lektorin Monika Steinhof mit am Tisch. Der Küchenchef Michael Kappeler und seine Crew in der Küche haben wieder super gekocht und die Speisen toll angerichtet. Sterneverdächtig! Der aufmerksame Service ist immer zur Stelle, wenn der Wein mal ausgehen sollte. Das alles gilt natürlich auch für die anderen Tische. Bei netten Gesprächen vergeht schnell die Zeit und schon ist es Halbzehn.
Hier mal für euch die kleine Menuefolge,
damit ihr besser versteht wie schlecht es mir hier an Bord geht ;-)
Nach dem Essen gibt es im Club noch eine Gesprächsrunde zur Warenlogistik an Bord der Bremen speziell in Expeditionsgebieten. Denn hier kann ja unterwegs zum Beispiel Verpflegung nicht nachgekauft werden, da unterwegs keine Häfen zum Anlaufen sind. Hoteldirektor Frank Neumann (lt. seiner Vorstellung aus der Hafenstadt Groß Schwülper), Küchenchef Michael Kappeler und der Proviantmeister Joachim Hermann berichten über die Logistik beim Einkauf, z.B. das benötigte Ware Wochen vorher in Containern von Deutschland aus in die angelaufenen Häfen versendet werden, frische Ware einzukaufen nicht immer einfach ist, argentinisches Fleisch günstiger und in besserer Qualität in Deutschland zu bekommen ist als in Argentinien selbst. Da steckt schon eine Menge Vorplanung drin damit alles klappt. Trotzdem muss immer wieder auch improvisiert werden um alle Gäste zufrieden zustellen.
Gegen 23:00 Uhr nehme ich dann Kurs Richtung Kabine 521. Gute Nacht!