Die letzten 36 Stunden waren sehr unruhig. Stürmischer Wind von hinten ließ das Schiff bei Wellen von 3-5m ordentlich schwanken. Gegen 15:00 Uhr passieren wir die "Shag Rocks", eine Inselgruppe im südlichen Atlantik, rund 250 Kilometer westlich von Südgeorgien und etwa 1000 Km östlich der Falklandinseln gelegen.
Am Abend informiert uns Ha-Jo Spitzenberger über die möglichen Landausflüge auf Südgeorgien. Leider musste im Anschluss Kapitän Mark Behrends die schlechte Nachricht übermitteln. Ein Sturmtief würde im Laufe des Samstags über uns hinwegziehen und ein sicheres Anlanden unmöglich machen.
Voraussichtlich könnte er wohl die erste Gruppe noch an Land bringen, das Wetter kann aber innerhalb weniger Minuten umschlagen, sodass eine Rückholung mit den Zodiacs unmöglich würde. Und wer will schon zwischen Seelefanten bei 0°C übernachten? Keiner!
Aber wir haben etwas Reservezeit, um das Wetter über uns hinwegziehen zu lassen und dann 1 1/2 Tage später die Landausflüge zu machen.
Also lassen wir uns das Abendmenue schmecken, gehen ruhig schlafen und warten den nächsten Tag ab.
Die Nacht war ruhig. Die hohen Wellen der Vortage sind vorrüber und wir sind wie geplant an der Ostküste von Südgeorgien angekommen.
Wie angekündigt ist aber das nächste Sturmtief schon im Anflug und am Vormittag eine Anlandung nicht machbar.
Der Kapitän steuert die MS Bremen entlang der Küste in die Bucht von Salisbury Plain. Ein erster Blick auf die steile Küste, Gletscherzungen und hohe Berge eröffnet sich.
Hier brüten ca. 60.000 Paare Königspinguine, insgesamt stehen dort fast 250.000 Pinguine. Leider heute für uns noch nicht erreichbar. An der Küste entlang kommen wir immer wieder an Eisbergen vorbei. Kleinere mit ca. 10 Meter Durchmesser, aber auch einige größere Brocken mit einer geschätzten Kantenlänge von fast 100m und bestimmt 10m aus dem Wasser herausragend.
Schneebedeckte Berge bis an die Küste, Gletscherzungen, Wellen, Nebel aber auch Sonne begleiten uns.
Für 15:30 Uhr wird eine mögliche Anlandung angekündigt.
Mal sehen ob es was wird!
Ja, für heute haben wir Pech. Der Wind hat wieder zugenommen und eine Fahrt mit dem Zodiac an Land ist zu gefährlich. Langeweile kommt aber nicht auf. Zwischendurch halten Lektoren Vorträge, z. B. Ulli Erfurth über Wale auf unserer Reise.
Die Eisberge werden immer mehr. Am Horizont ist eine lange Kette von Tafeleisbergen zu sehen. Die MS Bergen läuft Kurs Nord um eine ruhige Ankerbucht für die Nacht zu finden. Auf dem Weg dorthin lässt der Käptn das Schiff noch eine Runde um einen großen Eisberg drehen. Der Tafeleisberg ragt bestimmt 25m aus dem Wasser und hat eine Kantenlänge von ca. 300m (andere Schätzungen von Ernst sagen 80m hoch und 1.000m lang). In einem Abstand von 200m fahren wir an dem Giganten vorbei. Gegen 19:00 Uhr wird Anker geworfen und es ist Zeit für das Abendessen.
Für den nächsten Morgen ist eine erste Anlandung für Gold Harbour angekündigt. Da die blaue Gruppe um 6:30 Uhr den Anfang machen soll gehe ich um 21:30 Uhr auf meine Kabine. Das angekündigte Konzert "Mit der Klarinette um die Welt", eine musikalische Revue mit Stilelementen aus Jazz, Klassik und Blues muß leider ohne mich stattfinden.
Um 4:15 Uhr werde ich wach. Der Anker wird gelichtet und die MS Bremen nimmt Kurs Gold Harbour. Nach kurzer Zeit schlafe ich aber wieder ein. Gegen 5:30 Uhr ist aber die Nacht endgültig vorbei, denn ab 6:30 Uhr soll es ja an Land gehen. Noch habe ich ein leichtes Kratzen im Hals, bin aber nicht der Einzige an Bord der gegen eine Erkältung ankämpfen muß. Schnell sind die warmen Klamotten wie dicke Socken, Fleecepulli, winddichte Hose, Regenhose, Stiefel, Regenjacke, Mütze, Handschuhe und die technische Ausrüstung bereit gelegt. Um 6:00 Uhr kommt dann die Aufforderung für die gelbe und blaue Gruppe, das es bald losgeht bei 0°C und leichtem Schneefall. Der Ausstieg an Land soll sportlich sein. Auflandige Wellen heben die Zodiacs an oder lassen bei Unachtsamkeit die Stiefel volllaufen.Im zweiten Zodiac bin ich dann schon an Land und werde vom Expeditionsleiter empfangen und in die Verhaltensregeln eingewiesen.
Derweil machen einige Seeelefanten schon den dicken Max, andere liegen träge im Sand und glotzen uns mit großen Augen an. Mit ihren massigen Leibern und bis zu 5 Tonnen Gewicht sehen sie furchteinflössend aus und können auch erstaunlich schnell werden. Gefährlich sind die Pelzrobben, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Gerne versuchen sie mal anzugreifen und in die Gummistiefel bzw. Wade zu beißen. Daher ist besonders zu diesen Tieren ein gebührender Abstand und die Augen offen zu halten.
Dazwischen stehen die Königspinguine, hier sind es insgesamt an die 100.000 (ich habe nicht nachgezählt). Putzig sind die Jungvögel aus dem letzten Jahr anzusehen. Diese sind jetzt etwa ein Jahr alt und haben noch ihr völlig braunes Fell und sehen aus wie dicke Wollknäule. Andere, ein paar Wochen älter, haben schon diese Wolle zum Teil abgeworfen und sehen aus wie wildgewordene Punker ;-). 5m Abstand sollen wir einhalten. Das ist schwierig, denn die Pinguine haben das nicht verstanden und kommen bis auf 50cm heran. So surren die Videokameras und klicken die Fotoapperate ohne Unterbrechung.
Am weiteren Strand oder auch die Berghänge hoch stehen die Elterntiere auf den Nestern der diesjährigen Brut, die in den nächsten Tagen oder schon ausgeschlüpft ist. Hierzu halten wir gebührend Abstand um nicht bei der Aufzucht zu stören.
Spätestens um 8:00 Uhr muß unsere Gruppe wieder zurück an Bord, die anderen wollen ja auch noch. Das Einsteigen am Strand klappt ohne Porobleme. Dank an die Zodiacfahrer und die Helfer, die bei diesen Temperaturen im Wasser stehen und die Schlauchboote halten.
An Bord schnell unter die heiße Dusche (vorher natürlich durch die Stiefelwaschmaschine) und dann zum Frühstück.
Wie geplant werden um 10:10 Uhr die Anker gelichtet und Kurs Nord genommen.
Der Kapitän kündigt als nächstes Ziel den alten Walfängerort Grytviken an.
Grytviken mit einer kleinen restaurierten Kirche und einem Museum war eigentlich erst für den morgigen Heiligabend eingeplant. Eine angekündigte Wetteränderung lässt das Expeditionsteam spontan umplanen.
Geplante Ankunft dort gegen 13:30 Uhr, während ich ich diese Zeilen schreibe ist es 10.45 Uhr.
Wie angekündigt läuft die MS Bremen in die Cumberland East Bay mit dem ehemaligen Walfängerort Grytviken ein. Der norwegische Name bedeutet soviel wie "Topfbucht" und bezieht sich auf die Töpfe, die die Robbenfänger zum Trankochen benutzt hatten, und die man dort verlassen vorfand. Entdeckt wurde die Bucht 1775 von James Cook.
1904 gründete der norwegische Kapitän und Antarktisfahrer Carl Anton Larsen hier eine Walfangstation, weil er Grytviken als einen der besten Ankerplätze in Südgeorgien hielt.
Walfang wird hier schon lange nicht mehr betrieben. Die Gebäude verfallen und die Maschinen und Geräte von damals stehen im Freien, dem rauhen Wetter schutzlos ausgesetzt. Gestrandete Frachter liegen am Strand und rosten vor sich hin. Riesige Stahlbehälter zur damaligen Aufbewahrung des Trans und der Öle sind nutzlos geworden.
Es gibt in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein Museum, das über die Entwicklung des Walfanges und der Walverarbeitung in Südgeorgien informiert. Etwas abseits steht eine kleine Kirche, die 1913 eingeweiht und in den letzten Jahren renoviert wurde. Ausserdem gibt es eine Post, einen kleinen Souveniershop mit Ansichtskarten, Büchern, Andenken, T-Shierts etc..
Ich muß mal eben beim Schreiben unterbrechen. Draussen treiben gerade wieder riesige Eisberge an meinem Fenster vorbei. Sorry, bin gleich wieder da.
So, hier bin ich wieder!
An der rechten Seite der Bucht liegt die ehemalige britische Militärstation "King Edward Point". Die Gebäude werden jetzt als Forschungsstation genutz und das Gebiet ist für Zivilisten gesperrt. Zu erkennen sind noch Fußballplatz und sogar eine Skisprungschanze, Norwegen lässt grüßen. Springen kann da aber keiner mehr. Auf dem Friedhof von Grytviken liegt der Entdecker Sir Ernest Shackleton begraben.
Die Fahrt mit dem Zodiac an Land ist hier etwas weiter. Durch höhere Wellen wird die Angelegenheit auch etwas spritzig. An der Anlandungsstelle liegen junge Pelzrobben, gerade ein paar wenige Wochen alt. Die Eltern verhalten sich aber ruhig.
Beim Rundgang muß man bloß wieder aufpassen, das man nicht hinterrücks von einer auf Krawall gebürsteten Pelzrobbe angegriffen wird. Ich konnte gerade noch einer entkommen.
Zum Aufwärmen gehe ich an Bord in die Sauna, zwischendurch in den Aussenpool. Aufgefüllt mit Atlantikwasser, allerdings auf 32°C erwärmt. So läßt es sich aushalten, besonders weil ich völlig alleine bin. Die anderen "Pinguinjäger" sind teilweise noch an Land oder schon beim Kaffeetrinken.
Das Abendessen kann kommen, leider geht im MS Bremen-Weinkeller der Malbec aus. Ein harter Schlag, da auch keine der Bedienungen Nachschub mit dem Zodiac aus Buenos Aires holen möchte. Für die nächsten Tage müssen wir uns wohl eine andere Sorte aussuchen.
Trotzdem eine "Gute Nacht"!
Die Nacht hat die MS Bremen windgeschützt in der Cumberland East Bay verbracht. Gegen 3:00 Uhr verlässt sie die Bucht vorerst und bringt uns zur Fortuna Bay. Um 6:00 Uhr und nach 29,2 nautischen Meilen (ca. 54 Km) wird die schöne Bucht erreicht. Diesmal sind die Gruppen Rot und Grün zuerst dran. Die "Blauen" können in Ruhe um 7:00 Uhr frühstücken bevor es um 8:00 Uhr rübergeht. Ist ja richtig Erholung hier ;-).
Nach etwa einem Kilometer erreichen wir über einen Kiesstrand eine Königspinguin-Kolonie. Ich hatte erst überlegt ob ich mit an Land fahre oder mal pausiere, denn die Halsschmerzen sind noch nicht ganz weg und Königspinguine habe ich ja schon fast 300.000 gesehen. Gut das ich es nicht gemacht habe.
Hier war es wieder ganz anders. Die Anlandung klappt gut, es ist nur noch eine geringe Dünung. Am Strand werden wir schon erwartet. Einmal vom Expeditionsleiter und den Lektoren, zum anderen von unseren bissigen Freunden. Auf dem Weg zu einer Gletscherzunge musste natürlich wieder den Krawallbrüdern aus dem Weg gegangen werden, also ein kleiner Umweg durchs Hinterland. Doch ohne Wunden, trotz einiger Angriffsversuche, erreichen wir die Pinguine. Unterwegs waren Rentiere zu sehen, die einmal von Norwegern vor langer Zeit mitgebracht wurden. Über 2.000 Tiere sollen es noch sein. Noch, weil die Rentiere wohl doch viel kaputtmachen und eigentlich in diese Gegend nicht gehören. Also werden im nächsten Jahr norwegische Rentierjäger auf die Insel kommen und die Tiere erlegen und wohl zu Wurst verarbeiten. Ja, Naturschutz ist manchmal schon eine komische Angelegenheit.
Einige der schön anzusehenden Königspinguine haben uns auch schon auf dem Weg begleitet. Den Bauch voll gefüllt mit Kryll zur Fütterung des Nachwuchses. Schlankere kommen uns entgegen Richtung Wasser um Nachschub für die hungrigen Schnäbel zu holen.
Die Kolonie steht direkt an einem Gletscherrand. Toll anzusehen wie die zigtausend Tiere dicht an dicht nebeneinander stehen. Andere kühlen sich im Bachlauf die Füße. Denn für die Pinguine ist ja Sommer und bei 0°C kommen sie ins Schwitzen. Ein kalter Wind pfeift vom Gletscher runter und ich möchte mir hier keinen Winter vorstellen. Es wird von allen wieder gefilmt und fotografiert was die Speicherkarte zulässt. Hier oben sind auch keine Pelzrobben die uns dabei stören.
Um 9:30 Uhr müssen wir wieder zurück zum Schiff. Um 10:05 Uhr wird der Anker gelichtet und zurück geht es nach Grytviken. Auf dem Weg dorthin laufen wir noch in einige Buchten ein um die Landschaft zu genießen, die stark an die norwegischen Fjorde erinnert. Steile Felsen, hohe Berge direkt bis an Wasser und schneebedeckt. Vereinzelt sind Wasserfälle zu erkennen. Vorbei kommen wir auch an den drei ehemaligen Walfangstationen Leith Harbour, Stromness und Husvik. Hier sind von Bord auch noch Gebäude zu erkennen. Diese Stationen sind aber nicht zu besichtigen.
Vorbei geht es dann an den Eisbergen, die mich vorhin beim Schreiben abgelenkt haben. So viele und große hat der Kapitän in dieser Gegend noch nie gesehen. In der Antarktis herrschte in den letzten Wochen starker Südwind, der die Giganten hier wohl her getrieben hat. Bei bestem Sonnenwetter und auch im Radar sind sie auf der Brücke aber rechtzeitig gut zu erkennen. Beim Einlaufen in die Cumberland East Bay kommt uns die Fram der Hurtigruten entgegen. Die Fram hatte heute ihren Anlandungstermin in Grytviken.
Unsere Fahrtenleitung hat sich für heute etwas Besonderes ausgedacht. Die kleine von 1913 eingeweihte norwegische Kirche wurde schon vor langer Zeit für den Heiligenabend reserviert. Die Besatzung der Bremen wird uns dort am Nachmittag in Form von Liedern einen Weihnachtsgruß überbringen.
Um 15:00 Uhr kann vor der Station wieder der Anker fallen gelassen werden. Da sind die ersten Zodiacs mit dem Vorauskommando schon wieder unterwegs.
10 Minuten später geht es flott für alle Gäste an Land. Die Kirche ist geschmückt, davor wird heißer Kakao mit Rum, Amaretto etc. gereicht. Um 16:15 Uhr begrüßt uns die Kreuzfahrtleiterin in der vollbesetzten Kirche. Alle in ihre roten Parka verpackt sieht schon dem Anlass entsprechend richtig gut aus. Der gemischte Chor der Mannschaft singt weihnachtliche Lieder, begleitet von Alejandro am kleinen Klavier. Der Teil der phillipinischen Mannschaft singt auch ein Lied aus deren Heimat. Hier ist das Mitsingen schwierig. Eine gute Idee von allen. Danke an die Mannschaft!
Bei immer noch gutem Wetter, wenig Wind und Sonne geht es zügig wieder zurück an Bord.
Gilt es sich doch für das Abendessen zum Heiligen Abend vorzubereiten. Das mache ich jetzt auch.
Ich wünsche allen fleißigen Lesern eine frohe Weihnacht und alles Gute!
Dienstag, 25. Dezember 2012 1. Weihnachtsfeiertag
Salisbury Plain, Südgeorgien: 6:00 - 10:30 Uhr
Hier sei noch ein kurzer Rückblick auf den gestrigen Abend gestattet.
Dem Tag angemessen war im Tagesprogramm für den Abend elegante Kleidung vorgeschlagen. So musste man/frau noch einmal umdrehen, als er/sie im Stau zum Restaurant alle in feiner Garderobe vorfand. Der Rückstau entstand durch den Fototermin mit Engel und Weihnachtsmann. Die Bordfotografin möchte ja auch etwas zu tun haben und die gemachten Fotos später natürlich gerne verkaufen.
So blieb also noch ausreichend Zeit den Weg zurück in die Kabine anzutreten um ein sauberes Hemd anzuziehen, Krawatte zu binden oder als Dame in ein Kleid zu schlüpfen. Nicht für mich, denn ich hatte das Programm ja gelesen, ich durfte nur etwas auf meine Gegenüber am Tisch warten ;-).
Das Abendessen am Heiligen Abend bestand aus den gewohnt leckeren Vorspeisen, Sorbets oder Desserts und konnte mit den traditionellen Hauptgerichten kombiniert werden. Zum Beispiel standen Bockwürstchen & Kartoffelsalat oder Gänsekeule/-brust mit Rotkohl & Klößen zur Auswahl.
Über die Nacht blieb die MS Bremen vor Grytviken liegen, um gegen 3:00 Uhr Richtung Norden aufzubrechen, Ziel war Salisbury Plain in der Bay of Isles. Hier war ja schon am vorigen Samstag eine Anlandung geplant, die aber wegen starker Winde unausführbar war. So startete heute der 2. Versuch.
Sonnenaufgang ist hier heute übrigens schon um 3:51 Uhr und der blaue Himmel über der MS Bremen sieht vielversprechend aus. Das ist das Zeichen dafür, das die blaue Gruppe um 6:30 Uhr zum Landgang starten darf. Der Wecker für mich klingelt also um 5:30 Uhr, genau meine Zeit. Etwas frisch machen und rein in die warmen Klamotten.
Um 6:00 Uhr meldet sich Anja wie abgesprochen telefonisch aus Hannover, dort ist es inzwischen ja 9:00 Uhr Ortszeit. Ein kurzer Austausch über die gemachten Reiseerfahrungen an Bord der "Mein Schiff 2" im Orient und der MS Bremen und schon kommt für mich der Aufruf zum Entern der Zodiacs und Anja macht sich auf den Weg nach Stadthagen.
Heute sieht die Küste schon viiieeeel einladender aus als vor ein paar Tagen. Eine wunderschöne Bucht mit vielen Inseln, steile Berge mit Schnee bedeckt, 2 große Gletscherzungen bis fast an Meer, blauer Himmel mit weißen Wolken und dazu das blaue Meer.
Es sind +3°C Lufttemperatur, es weht aber ein frischer Wind von den Bergen herunter, der später in Boen noch heftiger wird. Ich bin warm angezogen, könnte aber an Anzahl und Stärke der einzelnen Schichten noch zulegen, habe auch noch eine dickere Mütze im Koffer dabei. Wer weiß was noch kommt? Unerlässlich ist auch eine Sonnenbrille, denn die blendet auf dem Schnee erbarmungslos in den Augen. Die freien Körperstellen bekommen noch Sonnenschutzcreme mit Faktor 25 ab. Empfindlichere Hauttypen sollten auch Faktor 50 dabei haben, denn hier in der Antarktis ist das Ozonloch mit am größten.
Am Ufer angekommen sind alle vom Anblick überwältigt. Eine riesige Kiesbucht am herrlich blauen Wasser und im Hintergrund die Berge und Gletscher. Getrübt nur etwas von unseren Freunden, den Pelzrobben. Gott sei Dank sind nicht alle auf Krawall aus, sonst wäre das ein Spießrutenlaufen. Die meisten männlichen Chef-Pelzrobben liegen friedlich mit ihrem Harem aus ca. zehn weiblichen Tieren und dem ca. einen Monat alten Nachwuchs zusammen. Jede Chefrobbe hat ungefähr in der Größe ähnlich einer Strandburg seinen Claim abgesteckt. Und wehe, es kommt eine jüngere männliche Pelzrobbe dem Chef seinem Harem zu nahe. Das gibt dann aber mächtig Ärger! Aber Hauptsache sie lassen uns dabei in Ruhe.
Der Wind hat jetzt merklich zugelegt und stürmt kalt die Gletscher und Berge herunter.
Wir gehen ca. 600 Meter in Richtung des Lucas Glacier, dessen Eiszunge bis fast an das Ufer herunterreicht. Insgesamt stehen in der Bucht geschätzte 250.000 Königspinguine, teilweise bis weit die angrenzenden Berge hoch. Der Geräuschpegel ist entsprechend hoch, aber nicht so laut wie zum Beispiel wie bei uns zuhause von einer Möwenkolonie gewohnt. Eher wird der Geruch wahrgenommen, der trotz dem Wind nicht ganz aus der Nase wegzubekommen ist. Nach 90 Minuten machen wir uns wieder auf zu den Zodiacs um zur MS Bremen zurückzukehren. Mit Wind und Wellen von hinten ist es eigentlich sehr angenehm und auch eine halbwegs trockene Angelegenheit.
Die heiße Dusche und der anschließende Kaffee wärmen einen wieder richtig auf.
Um 10:15 Uhr nimmt der Kapitän Kurs Elsehul, der nordwestlichsten Ecke der Insel. Der Kapitän informiert uns noch darüber, das die eine Insel in der Bay of Isles von Albatrosen bewohnt ist und nicht von uns angelandet werden darf. Er hat gerade mit einer Forscherin telefoniert, die dort drüben gerade für ein paar Monate Untersuchungen macht. Im Zelt!!
Da ziehe ich mich lieber in meine warme Kabine zurück und hole etwas Schlaf nach.
In Elsehul sind Zodiac-Rundfahrten zwischen den Felsen und kleinen Inseln geplant. Die Bedingungen sind gut und so macht sich Gruppe Blau um 13:30 Uhr in die Boote um diese einstündige Runde zu starten. Darüber kann ich leider nicht berichten, denn auf den Booten ist es bei dem Wind doch recht frisch und ich pflege daher lieber meinen Husten an Bord. Aber auch von hier aus habe ich schon tolle Ausblicke auf die bizarre Felslandschaft.
Ab ca. 16:00 Uhr nehmen wir dann Kurs auf die antarktische Halbinsel. Unser nächstes Ziel ist dort auf den südlichen Shetland Inseln Halfmoon Island, 955 nautische Meilen oder fast 1.800 Kilometer von hier entfernt.
Bis dahin werden wir wieder zwei Tage auf See sein und ich werde voraussichtlich nicht ganz so viel zu berichten haben. Seid also genauso gespannt wie ich, was mich dann in ein paar Tagen noch weiter südlich erwartet. Ich halte euch auf dem Laufenden!
Sonnenuntergang ist heute um 21:03 Uhr, vorher schließen wir die Tage in Südgeorgien und den Abend mit einem festlichen Weihnachts-Galadinner ab. Kleidervorschlag: elegant!
Für mich kein Problem, ich habe auch mehr als eine Krawatte und ein sauberes Hemd mit ;-)!