Dienstag, 21. April 2015
Canassari / Amazonas
Liegezeit: 8:00 - 12:00 Uhr
Gefahrene Strecke: Praia Grande > Canassari 321 Kilometer
Die MS Bremen ist die Nacht auf dem Amazonas durchgefahren. Hier ist der Strom wieder breit genug und die an Bord anwesenden Lotsen kennen sich bestens aus. Die ständigen Veränderungen (Sandbänke, Treibholzblockaden etc.) durch die riesigen Wassermengen sind auch auf den aktuellsten Karten nicht vermerkt und daher ist die Anwesenheit der einheimischen Lotsen vorgeschrieben. In Höhe der Ortschaft Itacoatiara findet um 4:00 Uhr ein Wechsel der Lotsen statt. Die jetzt diensthabenden zwei Lotsen sind bis zum Ende dieser Reise in Belem mit an Bord.
Um 5:51 Uhr ist Sonnenaufgang und wieder eine Gelegenheit das 648zigste Foto vom Sonnenauf- oder Sonnenuntergang zu machen ;-).
Um 8:00 Uhr wendet die Bremen gegen die Strömung und lässt den Anker fallen. Gegenüber von meinem Fenster sind eindrucksvolle Uferlandschaften mit schwimmenden Wiesen zu sehen. Ein Kanal bildet eine Verbindung zu diesen bei Hochwasser entstandenen Seen. Rechts und links stehen kleine Häuser am Ufer, kleine Kinder winken zur Begrüßung.
Hier ist festes Land und kein überschwemmter Wald mehr, sogar Kühe können hier gehalten werden. Der Amazonas hat aber seinen Höchststand noch nicht erreicht. Von oben kommt noch genügend nach. Wo dann die Menschen und Tiere bleiben kann ich nicht sagen. Bestimmt kein einfaches Leben hier in der schönen Landschaft.
Heute sind wir zusammen mit der grünen Gruppe als erste dran. Das ist heute aus zwei Gründen ein sehr großer Vorteil:
Um 8:30 Uhr steigen wir in die Zodiac's. Bei mir an Bord ist heute der Amazonasexperte Wilson derjenige, der dem Zodiac die Richtung vorgibt und uns unterwegs mit Informationen über die zu sehenden Tiere gibt. Wilson lebt seit über 25 Jahren in der Nähe von Santarem und kennt sich daher bestens aus.
Wir sehen auf der Fahrt zwischen den schwimmenden Grasinseln unter anderem Fischbussarde, Sperberweihen, Silber- und Schmuckreiher, fort fliegende Aras, Schopfhühner, Eisvögel, Ibisse und Kormorane. Nicht alle lassen sich gerne fotografieren und ergreifen lieber die Flucht und fliegen davon.
Das Fotografieren der Riesenseerosen "Victoria" ist da schon wesentlich einfacher. Mit ihren riesigen Schwimmblättern bedecken sie hier große Flächen. Entdeckt wurde diese schöne Seerose vor 1816 durch Thaddäus Haenke. Dann 1832 durch einen Botaniker aus Plauen, Eduard Friedrich Poeppig. Die beiden versäumten aber wohl der Pflanze einen Namen zu geben. Ihren Namen erhielt sie nämlich erst fünf Jahre später zu Ehren der englischen Königin Victoria, als Sir Robert Schomburgk im Auftrag der Königlich Geographischen Gesellschaft von London in Guayana die Seerose noch einmal entdeckte.
Wilson holte ein großes Blatt aus dem Wasser und so war das leistenförmige Stützgewebe auf der Blattunterseite gut zu erkennen. Es gibt den kreisrunden Blättern die notwendige Stabilität und Schwimmfähigkeit, unter Wasser liegende Pflanzenteile sind durch harte, spitze Nadeln vor Fischfraß geschützt und durch über fünf Meter lange Triebe kann sich die Pflanze den sich wechselnden Wasserständen anpassen. Die über mehrer Wochen blühende Victoria hat aber noch eine andere Besonderheit: Die jeweils an zwei aufeinander folgenden Nächten aufgehenden Blüten blühen in der ersten Nacht weiß, in der zweiten rot.
Aber auch als Sonnenschutz ist das Blatt gut zu gebrauchen. Vielleicht auf Dauer etwas unbequem ;-).
Nach 90 Minuten kommen wir durch einen anderen Durchfluss wieder auf den Amazonas und das Zodiac kämpft sich die Strecke stromaufwärts Richtung unserem Mutterschiff.
In den Ästen der Bäume oder am Uferrand immer wieder Greifvögel oder Reiher.
In einem Baum entdeckt Wilson mit seinen trainierten Augen noch einen grünen Leguan. Gut zu erkennen sind die Stacheln auf dem Rücken und entlang des Schwanzes.
Beim Anlegen an das Sidedeck fallen die ersten Tropfen. Die zweite Gruppe hat nicht so viel "Wetterglück": Bei 90 Minuten Dauerregen ist auf deren Tour nicht viel zu sehen, geschweige dann zu fotografieren.
Ich gehe nach der Tour noch eine Stunde in den Fitnessraum und kann vom Crosstrainer die rosa Delfine springen sehen, die stromaufwärts ziehen.
Um 12:00 Uhr verlässt die MS Bremen Canassari und nimmt Kurs auf das 104 nm entfernte Furo des Botos, wo wir gegen 20:00 Uhr ankommen wollen.
Mittwoch, 22. April 2015
Furo dos Botos / Amazonien
Ankunft: 20:00 Uhr am Vortag
Liegezeit bis 11:00 Uhr am heutigen Tag
Gefahrene Strecke: Canassari > Furos dos Botos 197 Kilometer
Bereits am gestrigen Abend sind wir gegen 20:00 Uhr am Furo des Botos angekommen,
einem südlichen Seitenarm des Amazonas. Hier erwartet uns eine geflutete Savanne mit Galeriewäldern.
Da wir heute um 11:00 Uhr noch weiter zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Parintins weiterwollen, ist ein früher Start zu erwarten. Und so ist es auch.
Unsere Gruppe Gelb wird als erste ausgerufen. Zeit: 6:30 Uhr!
Da gibt es wohl vorher kein Frühstück für unsere Truppe.
Aber die Vielfalt der vorhandenen Vögel und Tiere am Rand der Ufer entschädigt für das frühe Aufstehen.
Erstmal muss sich Ole mit dem Zodiac gegen die Hauptströmung bis zum Eingang des kleinen Kanales vorkämpfen.
Gerade kommt nicht der Schulbus (ohne Straße hätte der wohl ein Problem) sondern das Schulboot und liefert die Kinder aus der Umgegend an der Schule ab. Einige werden auch im Kahn von Eltern gebracht oder kommen bereits selber angepaddelt.
Da der Amazonas immer noch ansteigt, strömt hier das Wasser des großen Stromes noch weiter durch den Seitenarm in das Hinterland. Bis Ende Juni steigt das Wasser noch an. In diesem Jahr sieht es so aus, als ob ein neuer Höchststand erreicht wird. Dann wird es für einige Häuser und auch die Schule sicherlich eng.
Ohne Motorkraft treiben wir, geschoben durch das einflutende Amazonaswasser, in den südlichen Seitenarm.
Man kann erkennen, das hier schon einige Flächen bewirtschaftet und beispielsweise mit Kakao oder Bananenstauden bepflanzt werden. An einigen Häusern laufen Hühner herum.
Ohne Motorgeräusche des Zodiac lassen sich Eisvogel, Geier und Co. gut beobachten. Sie fliegen meist nur kurz auf und lassen sich dann ein paar Meter weiter wieder nieder.
Trotzdem ist der richtige "Fotoschuss" immer noch schwierig. Denn man muss den Vogel rechtzeitig erkennen und zusätzlich den entsprechenden Winkel und Abstand haben.
Wenn man das alles hat, dann ist meistens ein Blatt oder Ast vor dem Vogel. Von vorhandenen und tatsächlich gesehenen Faultieren und Brüllaffen wollen wir hier gar nicht reden.
Trotzdem ein paar Fotos vom Furo des Botos!
Mittwoch, 22. April 2015
Parintins / Amazonas
Liegezeit auf Reede: 13:00 - 22:30 Uhr
Gefahrene Strecke: Furo dos Botos > Parintins 20 Kilometer
Nach kurzer Fahrt von Furo des Botos aus kommen wir in Parintins an.
Parintins ist die zweitgrößte Stadt im brasilianischen Bundesstaat Amazonas. Sie liegt auf der Insel Tupinambarana, 461 km auf dem Wasserweg von Manaus entfernt.
Mit lokalen Booten, die halbstündig zwischen MS Bremen und er Pier pendeln, mache ich mich auf dem Weg in die Stadt des Bumba-meu-boi.
Beeindruckend ist die große Kathedrale mit über 1.500 Sitzplätzen. Der Friedhof macht einen etwas ungepflegten und unsortierten Eindruck: Kurz werfe ich einen Blick in das Stadion der "Blauen" und bummele durch die Straßen der Stadt. Teilweise gibt es schöne Häuser die in den letzten Jahren renoviert wurden. Überall gibt es Hinweise über den Bumba-meu-boi. Hierzu aber später mehr.
Es ist ordentlich warm und schwül. Ich mache mich auf den Weg zurück zum Hafen und nehme das nächste Schiff zurück zur Bremen. Dort ist erstmal duschen angesagt.
Am heutigen Tag werde ich insgesamt dreimal duschen ;-)
Heute gibt es ein frühes Abendessen und um 19:15 Uhr setzen wir wieder über an Land um von dort mit Bussen zu den "Roten" zu fahren.
Die beiden Parteien der Blauen (Boi Caprichoso) und der Roten (Boi Garantido) konkurrieren um die gelungenste Aufführung des Tanzspiels in einem monatelang von der ganzen Stadt vorbereiteten Umzug. Zu einem Übungsabend mit uns als unabhängiges Livepublikum wollen wir heute hin. Was ist das Bumba-meu-boi?
Die Stadt Parintin ist durch das alljährliche, Ende Juni stattfindende Volksfest rund um den populären dramatischen Tanzzyklus Bumba-meu-boi ("Steh auf, mein Ochse!") sehr bekannt. Durch Medienübertragungen hat es das Bumba-meu-boi-Volksfest in Parintins zu internationaler Bekanntheit gebracht.
Thematisiert wird bei dem Stück die Auferstehung eines Ochsen.
Zur Begrüßung gibt es natürlich erstmal Caipirinha, aber wir haben durch das Abendesssen eine gute Grundlage geschaffen. Dann startet die mit viel Leidenschaft, Musik, farbenfrohen Tänzen, prächtigen Kostümen, Tamtam und Bumbum verbundene Darbietung der roten Partei.
Für dieses Fest gibt es in Parintins ein eigenes, großes Stadion, das in Anlehnung an das Sambódromo im Karneval in Rio Bumbódromo genannt wird. Die Entscheidung über den Gewinner trifft eine neutrale Jury. Die Roten haben bisher 29 mal gewonnen und liefern uns eine tolle Show. Nach einer Stunde schweißtreibender Vorführung haben sie unseren großen Applaus verdient. Um 22:30 Uhr sind wir zurück auf der Bremen.
Donnerstag, 23. April 2015
Alter de Chao / Rio Tapajos
Liegezeit: 12:00 - 22:00 Uhr auf Reede
Gefahrene Strecke: Parintins > Alter do Chao 338 Kilometer
Freitag, 24. April 2015
Virassaia / Amazonas
Liegezeit: 6:00 - 11:00 Uhr
Gefahrene Strecke: Alter do Chao > Virassaia 213 Kilometer
Freitag, 24. April 2015
Rio Guajará / Amazonas
Liegezeit: 13:30 - 17:30 Uhr
Gefahrene Strecke: Virassaia > Rio Guajará 59,6 Kilometer
Auf den Breves-Kanälen nach Belem >>