Dienstag, 25. Dezember 2018
Port of Agadir
Liegezeit: 7:00 bis 22:30 Uhr
Heute legen wir im Hafen von Agadir an. Der Port of Agadir liegt an der Atlantikküste ca. 35 km südlich von Cap Ghir. In der Vergangenheit war der Hafen hauptsächlich für die Fischerei von Bedeutung. Heute umfasst der Hafenkomplex den Fischereihafen, den Handelshafen und den Yachthafen. Beim Einlaufen gegen sechs Uhr ist es noch dunkel und gegenüber unserer Kabine erscheint als erstes ein großer Getreidesilo mit dem fünfzackigen marokkanischen Stern auf rotem Hintergrund.
Schnell machen wir uns fertig und nach einem kleinen Frühstück in der X-Lounge machen wir uns auf den Weg zum Ausgang auf Deck B. Wir haben heute einen Ausflug über “ToursByLocals” gebucht und werden um 8:00 Uhr von unserem Tourguide Abdellatif Ouaoua abgeholt und starten mit ihm eine private Tour nach Taroudannt, einer Oasenstadt im Osten der Souss-Ebene von Südmarokko.
Im Vorfeld hatten wir schon per Mail Kontakt mit Abdell aufgenommen und hatten die Abholzeit statt wie erst um 9:00 Uhr vereinbart eine Stunde vorverlegt. So hatten wir an dem heutigen Tag etwas mehr Zeit und so früh war es auch noch nicht so warm.
Pünktlich steht Abdell gleich am Ausgang der Mein Schiff 1 und begrüßt uns mit "Salaam Alaykum", der arabischen Begrüßung "Friede sei mit dir". Er wird uns auf der Fahrt nach Taroudannt begleiten, gefahren werden wir von einem Fahrer in seinem klimatisierten Mercedes-VITO. Die Stadt mit ihren etwa 80.000 Einwohnern liegt ca. eine Autostunde östlich von Agadir. Aber erstmal geht es aus der modernen Stadt Agadir hinaus in Richtung Süden.
Links die mit Abdell mit gefahrene Strecke und mit GPS aufgenommene als PDF-Datei oder hier als Link zu meinen Strecken bei GPSies <Agadir nach Taroudannt>
Am Abend des 29. Februar 1960 wurde die komplette Stadt durch ein Erdbeben verwüstet. Daher sehen wir außer der Kasbah (240 Meter über dem Meeresspiegel) gleich gegenüber dem Hafen nur noch wenige historische Bauten. Mit internationaler Hilfe wurde Agadir nach der Katastrophe mit fast 15.000 Toten wieder aufgebaut. Rechts und links der Straße sehen wir neue Gebäude mit Glasfassaden wie sie auch in europäischen Hauptstädten stehen könnten. Auch heute stehen an allen Ecken Baukräne und neue Bürogebäude und Wohnblöcke werden hochgezogen. Inzwischen leben über 600.000 Einwohner in Agadir. Auch an dem zehn Kilometer langen Sandstrand stehen schöne Hotel- und Apartmentanlagen und laden zum Urlauben ein. Mit gut 300 Sonnentagen im Jahr wird Agadir auch die "Perle des Südens" genannt und ist ein begehrtes Reiseziel und die Hochburg für Surfer in Marokko. Wir wollen aber das Landesinnere entdecken und uns keinen Sonnenbrand am Sandstrand einfangen.
Erster Stopp ist an einer Plantage für Zitrusfrüchte.
Abdell führt uns durch die zahlreichen Reihen mit den reifen Früchten von Zitronen und Orangen. Auch Olivenbäume gibt es reichlich.
Zum Anfang des Tages darf ein Tee mit Brot und frischem Olivenöl nicht fehlen. Der Marokkaner trinkt den Tee eher süß, ein normales Zuckerstück hat hier bestimmt die fünffache Größe eines bei uns üblichen Stückchens. Für uns gibt es den schwarzen Tee aber auch ohne dem weißen Stoff und schmeckt uns so auch. Nach der kleinen Pause geht es um 9.40 Uhr auf der gut ausgebauten Straße - nur ein kurzes Stück ist die Strecke wegen einer Baustelle etwas staubig - weiter in Richtung Taroudannt.
Links können wir die ersten Berge des Atlasgebirges erkennen, das von hier über 2.500 Kilometer bis nach Algerien reicht und rechts den Anti-Atlas.
Wir durchqueren das fruchtbare Souss-Tal. Der Souss ist einer der längsten und wasserreichsten Flüsse Marokkos und mündet etwa 10 km südlich von Agadir in den Atlantik. Weite Flächen werden für den Getreide-, Gemüse- und Obstanbau genutzt und von hier bringen viele Bauern ihre Ernte auf den Markt in Agadir um den Lohn ihrer Arbeit zu ernten.
Was uns unterwegs besonders auffällt: Hier gibt es sehr viele Fahrradfahrer. Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule oder Erwachsene auf dem Weg zur Arbeit. Das Rad ist ein bevorzugtes Verkehrsmittel.
Um 10:15 Uhr erreichen wir Taroudannt. Mit dem Wagen fahren wir erst einmal außen um die Medina herum bevor wir aussteigen. Abdell weißt uns noch einmal darauf hin, das Personen nicht ungefragt fotografiert werden sollten. Das ist oft, auch aus religiösen Gründen, nicht erwünscht und ich versuche dies natürlich auch möglichst zu respektieren. Manchmal zuckt aber doch der Finger am Auslöser und macht ein Foto mit Tele um das Leben in der Altstadt oder auf den Märkten einzufangen. Sorry! Oder für ein kleines Trinkgeld wird auch oft ein Foto, wie zum Beispiel in der Arganöl-Cooperative, erlaubt.
Taroudannt war die erste Hauptstadt Marokkos und ist gleichzeitig eine der ältesten Städte des Landes. Sehenswert ist hier die noch gut erhaltene 7,5 Kilometer lange Stadtmauer und die Anfang des 18. Jahrhunderts aus Lehm erbaute Medina mit dem Place Assarag und dem angrenzenden Viertel der Suqs. Taroudant wird wegen der Ähnlichkeiten auch als "Mutter von Marrakesch" oder als "Marrakeschs kleine Schwester" angesehen. Als erstes stoppen wir an der historischen Stadtmauer und können uns von oben einen ersten Überblick verschaffen. Auch heute noch ist Taroudannt fast vollkommen von der imposanten Mauer umgeben. Durch das orientalische Flair ist die Stadt ein touristischer Anziehungspunkt und das Ziel vieler Ausflüge.
Der Brunnen mit den Palmen führt unseren Blick auf die große Moschee Hassan I. Die können wir aber nicht besuchen, sondern gehen weiter zum Platz des 20 August, einem der wichtigsten Plätze von Taroudannt. Hier finden rund um den großen Brunnen besonders im Sommer verschiedene Aktivitäten, Ausstellungen und Konzerte statt.
Als nächstes stoppen wir an einer Kooperative für Arganöl. Diese Kooperativen wurden mit der Unterstützung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit und Oxfam gegründet. Früher haben die Frauen per Hand und zu Hause in ihren Dörfern die Nüsse verarbeitet. Ihre Männer haben dann versucht, das Öl am Straßenrand und in den Souks zu verkaufen. Das brachte aber nicht genug Geld ein. Also entschlossen sich die Frauen, eine Kooperative zu gründen, die eine Vermarktung erleichtern sollte. Das Beispiel der Kooperativen hat Schule gemacht und inzwischen gibt es davon einige mehr im südlichen Marokko. Über 500 Berberfrauen pressen Arganöl von Hand und vermarkten es gemeinsam. Eine der Kooperativen ist diese hier in Taroudannt.
Die einzigartigen Arganbaum-Wälder in der marokkanischen Region Souss-Massa wurden von der Unesco 1998 zum Biosphärenreservat und Weltnaturerbe erklärt. Der Arganbaum ist ein Spezialist für die Wüste und man findet ihn heute nur noch im Südwesten Marokkos.
Im Hohen Atlasgebirge sind die Arganbäume im Staatsbesitz und die Dorfbewohner haben vererbbare Nutzungsrechte. Diese Bäume sind den Berbern heilig und jede Familie weiß ganz genau, wo ihre Bäume stehen und schützt sie. Bei der Ernte im Juli und August sammeln die Frauen zum Beispiel nur Früchte, die auf dem Boden liegen. Pflücken ist nicht möglich, denn der Araganbaum hat Dornen. Auch Schütteln ist nicht möglich, denn der Baum trägt gleichzeitig Früchte und Blüten. Beim Schütteln würden die Blüten gleich mit herunterfallen und die Ernte des Folgejahres verloren.
Die Verarbeitung der sensiblen Früchte ist schwierig. Zuerst wird das Fruchtfleisch abgeschält, danach trocknen die Arganmandeln an der Sonne und bleiben in diesem Zustand bis zu fünf Jahre haltbar. Erst wenn frisches Öl zubereitet werden soll, wird die holzige Schale von den Frauen mit einem Stein geknackt. Nach dem Rösten der Kerne können sie anschließend in Steinmühlen zu einem feinen Teig vermahlen werden. Der so entstandenen Mandelteig wird danach mit etwas abgekochtem Wasser so lange mit den Händen geknetet, bis sich das Öl von den festen Bestandteilen trennt.
Durch weitere Unterstützung durch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) konnten die Kooperativen inzwischen auch Röstmaschinen, Ölpressen, Filter und Füllgeräte finanzieren und Schulungen für die Frauen durchführen. So konnten die Kooperativen die Menge und Qualität ihres Bio-Arganöls steigern und durch den Verkauf ihrer Produkte an Touristen und Abnehmer im Ausland ihren Umsatz erhöhen. Damit tragen die Frauenkooperativen dazu bei, dass Geld für die nötige Infrastruktur in die ländlichen Regionen fließt, die Landflucht meist junger Männer und Frauen verhindert wird und die Dorfkultur dadurch lebendig bleibt.
Von hier aus gehen wir zu Fuß in Richtung der Altstadt und besuchen die beiden Souks. In den engen Gassen der Stadt, zwischen den Plätzen Assarag und Talmoklate gelegen, kommen wir zu dem eher handwerklichen Souk. Hier preisen mehr als 1000 Händler Pantoffeln, Leder, Keramik, Keramik, Teppiche, Gewürze, Schmiedeeisen sowie dekorative Gegenstände aus Kalkstein an. Im Herzen dieses Komplexes befindet sich auch der Souk der Juweliere, wo einige Geschäfte Schmuck aus Gold oder Silber anbieten.
Gleich um die Ecke befindet sich der Berber-Souk von Taroudannt und ist einer der ältesten und meistbesuchten Souks Marokkos. Wir betreten den Markt an dem Talmoklate Square und finden alles was es zu kaufen gibt: Lebensmittel, Stoffe, Geschirr, Spielzeug, Teppiche, Einrichtungsgegenstände etc. . Der große und komplett überdachte Souk ist jeden Tag der Woche von 10 bis 21 Uhr geöffnet.
Wir finden den Markt sehr sauber und aufgeräumt. Da haben wir auf unseren letzten Reisen schon ganz andere Sachen erlebt. Ein Besuch können wir daher unbedingt empfehlen. Nachfolgend einige Bilder aus der lebendigen Stadt.
Nach dem Bummel durch Altstadtviertel und über die Märkte steigen wir wieder in den Wagen und fahren um 11.45 Uhr weiter zu der Oasenstadt Tiout. Unterbrochen wir die ca. einstündige Fahrt nur für einen Fotostopp. Links neben der Straße hat eine Gruppe Ziegen ein paar Arganbäume erklommen und knabbert an den frischen Blättern. Die Ziegen sind übrigens auch ein Problem für die Bäume. Doch inzwischen hat man die Gefahr für den Fortbestand der Bäume erkannt und versucht die größeren Ziegenherden von den "Kletterbäumen" fern zu halten. Draußen wird es immer wärmer und die Sonne strahlt vom Himmel.
Gerade richtig zur Mittagszeit kommen wir in dem südöstlich von Touradannt gelegenen Oasenort Tiout am Rande der Sous-Ebene und am Fuße des Anti-Atlas an.
Durch den Ort fahren wir hoch zur Kasbah aus dem 16. Jahrhundert, die bei einem Erdbeben stark zerstört wurde. Der Anblick der Kasbah auf dem Hügel oberhalb des Ortes ist aber immer noch beeindruckend.
Ein Teil der Kasbah wurde restauriert und zu dem "Restaurant Kasbah Tiout" umgebaut.
Von der Terrasse haben wir einen tollen Ausblick auf die Oase mit tausenden von Palmen, Orangenbäumen und Gärten.
Hier ist Zeit für ein marokkanisches Menü.
In einem größeren Raum nehmen wir an einem Tisch Platz und warten auf die Tajine. An den anderen Tischen sitzen Paare oder kleinere Reisegruppen aus Frankreich, Italien, Deutschland etc., aber auch einheimische Familien sind unter den Gästen. Größere Ausflugsbussen ist der Weg von Agadir anscheinend zu weit. Für uns gut so.
Als Mahlzeit gibt es ein typisch marrokanisches Essen aus der Tajine. Die Tajine ist ein rundes, aus Lehm gebranntes Schmorgefäß mit gewölbtem oder spitzem Deckel. Das darin gekochte Gericht, zum Beispiel deftige Gerichte mit Fleisch und Fisch als auch Gemüse, wird ebenfalls als Tajine bezeichnet. Zum Servieren wird uns die Tajine auf den Tisch gestellt und der Deckel abgenommen. Wir bedienen uns direkt aus dem Keramiktopf an dem leckeren Hühnchen mit Zitrone. Zweiter Gang war eine große Portion von feinem Couscous mit Kürbis und anderen Gemüsesorten. Lecker!! Als Dessert wurde uns noch ein großer Teller mit Mandarinen gereicht. Unser Essen war im Preis des Ausfluges enthalten, die Getränke mussten wir selbst bezahlen. Zum Preis von 2,00 Euro für eine Flasche Wasser und eine Flasche Cola kann man aber nichts sagen.
Der Verdauungsspaziergang führte uns den Berg hinunter in Richtung der Palmengärten.
Nach einem Ritt auf einem der wartenden "Berbertaxen" (Esel) durch die Oase war uns aber nicht. Der Esel hatte anscheinend auch Vorbehalte gegen uns. So schlenderten wir zu Fuß entlang der kleinen Straße und der Palmen mit einem Schönen Blick zurück auf die Kasbah. Hier in der Gegend und den umliegenden Dörfern wurde auch der Film "Ali Baba und die 40 Räuber” gedreht.
Nach dem kurzen Spaziergang steigen wir wieder in unseren klimatisierten Vito ein und machten uns um 14:30 Uhr auf den Rückweg nach Agadir. Auf der P1714 erreichen wir gegen 16:00 Uhr Agadir. Es ist noch Zeit für eine Fahrt hoch zur Kasbah. Oben befindet sich ein großer Parkplatz für die Ausflugsbusse und ein kleiner Imbiss. Von hier oben können wir den ganzen Strand der Stadt Agadir übersehen und haben einen Blick auf die neu angelegte Marina und den Fischereihafen. Auch die “Mein Schiff 1” liegt noch fest vertäut an der Pier. Auslaufen ist ja auch erst um 23:00 Uhr. Die Ausflüge nach Marrakesch haben ja auch jeweils eine über eine dreistündige Hin- und Rückfahrt. Das war uns entschieden zu weit.
Zurück am Schiff verabschieden wir uns herzlich und mit großem Dank von Abdell und unserem Fahrer! Um 17:00 Uhr sind wir mit vielen neuen Eindrücken wieder zurück an Bord
Auf dem Sonnendeck der X-Lounge ist jetzt dringend ein Champagner Rose zum Abschluss des schönen Ausfluges notwendig.
Zum Abendessen einigen wir uns auch heute wieder auf die ruhige X-Lounge.
Unsere “älteren” Nachbarn am Nachbartisch sind allerdings mit der Würze des vorzüglichen Menüs nicht ganz einverstanden und die Diskussion darüber etwas gewöhnungsbedürftig. Da ihnen die Speisen nicht so ganz zusagen sind sie auch bald verschwunden und wir können unser Essen weiter entspannt genießen. Dazu schmeckt ein lecker Rotwein,ein Flasche Ursprung vom Weingut Schneider.
Zum Auslaufen sitzen wir in der Himmel & Meer Lounge und trinken einen oder auch zwei White Russian. Morgen ist ja wieder ein Seetag!
Zurück auf der Kabine liegt auf dem Bett ein Geschenk der SPA-Abteilung für die Frau: hyapur® GREEN Serum. Das Serum mit der grünen Alge erfrischt eine müde Augenpartie und kann dunkle geschwollene Augenringe reduzieren. Es stärkt die tagsüber schon beanspruchte Hautstruktur und wirkt Hautunebenheiten sowie Pigmentstörungen entgegen. (* Werbeversprechen aus dem Internet)
Wir Männer brauchen so etwas ja nicht und ich muss entsprechend auf ein Geschenk verzichten . Und meine Anja natürlich auch nicht! Trotzdem eine nette Geste am 1. Weihnachtstag.
2. Seetag auf dem Weg nach Lanzarote >>>