Mittwoch, 2. Januar 2019
Funchal
Liegezeit: 0:00 bis 14:00 Uhr
Heute ist der Sonnenaufgang um 8:09 Uhr. Mal sehen, ob sich die Sonne heute auch sehen lässt. Gestern war das ja nicht ganz so dolle. Für heute soll es aber bis 18°C warm werden, vereinzelt Wolken und leichter Wind aus östlichen Richtungen.
Wir haben heute noch einen halben Tag um die Stadt Funchal zu erkunden. Um 13:30 Uhr müssen wir dann spätestens wieder zurück an Bord sein um nicht die Abfahrt unseres Schiffes um 14:00 Uhr zu verpassen.
Also auch heute kein langes Ausschlafen, wir wollen ja noch etwas von der Stadt sehen.
Also wie gehabt: 7:00 Uhr Frühstück in der X-Lounge und dann kurz nach 8:00 Uhr von Bord.
Der Himmel sieht vielversprechend aus und im Gegensatz zu gestern können wir die Berge oberhalb der Altstadt klar und deutlich erkennen. So steht einer Fahrt mit der Seilbahn hoch nach Monte nichts mehr im Wege.
Auf die Shuttlebusse wollen wir nicht warten, die fahren erst ab 9:00 Uhr und für die kurze Strecke lohnt sich das sowieso nicht richtig. An der Hafenpromenade entlang erreichen wir nach 30 Minuten und 2,5 Kilometern die Talstation der Seilbahn nach Monte. Belohnt werden wir bei dem Spaziergang noch mit dem Sonnenaufgang hinter unserem Schiff.
Wir sind etwas zu früh und mit uns sind noch ein paar weitere Frühaufsteher an der Teleféricos da Madeira und warten auf die Öffnung der Schalter um 9:00 Uhr. Dann geht es aber schnell und wir können in eine der 39 Kabinen einsteigen. Mit in unserer Kabine sind Heidi und ihre Schwiegertochter, auch vom Schiff, auf dem Weg nach oben. Die Fahrt mit der Seilbahn kostet pro Person 11 Euro für die Bergfahrt, die Berg- und Talfahrt ist für 16 Euro zu bekommen. Wir entscheiden uns, nur die Bergfahrt zu machen. Runter wollen wir mit den Korbschlitten. Dazu später mehr. Erstmal genießen wir auf der fünfzehnminütigen Fahrt den Ausblick.
Eingeweiht wurde die Seilbahn im November 2000 und überwindet auf der Fahrt einen Höhenunterschied von 560 Metern. Unter uns liegt die Altstadt, Steilhänge mit Häusern und kleinen Gärten und der Hafen mit der Mein Schiff 1. Von einigen Grundstücken wird die Seilbahn von Hunden angebellt, die haben sich wohl immer noch nicht an die Überflieger gewöhnt. Eine große Anzahl der Häuser am Hang sind verlassen, die Dächer eingestürzt und die Gärten verwildert. Der Weg zu den Häusern ist sehr beschwerlich und manchmal gibt es zu den Grundstücken nur schmale Gassen und keine richtigen Straßen. Tolle Aussicht von der Terrasse auf Ort und Meer. Der entschädigt wohl nicht ausreichend für den beschwerlichen Weg von der Arbeit oder Einkauf zurück nach Hause.
Oben angekommen, machen wir erstmal einen kleinen Spaziergang. Es gibt hier einige schöne Häuser, Kirchen und Parks zu sehen. Früher hatte sich hier die Oberschicht angesiedelt um dem Treiben in Funchal zu entfliehen. So sind noch einige der Herrenhäuser (Quintas) aus dieser Zeit erhalten. Sissi war schon da und der letzte Kaiser von Österreich, Karl I. verbrachte hier sein Leben im Exil.
Direkt neben der Seilbahnstation befindet sich der Tropische Garten von Funchal mit zahlreichen exotischen Pflanzen und den Botanischen Garten erreicht man mit einer zweiten Seilbahn ein paar Meter weiter. Wir steigen die 79 Stufen hoch zu drei Bogengängen, dem Eingangsportal der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte. Hier ist der Sarg von Karl I. aufgebahrt. Seit 2005 steht von ihm auch eine Bronzestatue auf dem Platz vor der Kirche. Auf der Terrasse ist nicht nur der Ausblick ausgezeichnet, auch das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Wir erkunden noch ein wenig die nähere Umgebung. Die schmalen Wege sind idyllisch zugewuchert und die Fassaden könnten mal ein wenig neue Farbe vertragen. Auf jeden Fall ein verträumter Ort, den mal wieder mit mehr Zeit besuchen kann.
Ein weiterer Punkt auf der Todo-Liste für Funchal ist die “‘Korbschlittenfahrt”, die Carros de Cesto. Die zweisitzigen Korbschlitten starten gleich unterhalb der Treppe an der Wallfahrtskirche ihre Fahrt. Hier haben wir uns mit Heidi und Schwiegertochter verabredet, um nach der “rasanten” Fahrt ein Taxi in die Altstadt zu nehmen. Die Schlitten fahren nicht ganz bis unten sondern nur bis Livramento, etwas unterhalb von Monte. Die "Carros de Cesto" waren die ersten öffentlichen Verkehrsmittel und tauchten Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Für die Bewohner Montes wurden sie ursprünglich als schnelles Transportmittel nach Funchal eingeführt, allerdings funktionierte das dann auch nur talwärts. Auch heute werden die Korbschlitten wieder mit LKW’s zum Startpunkt hoch gebracht.
Wir stellen uns an der noch kurze Warteschlange an und bezahlen für 2 Personen 30 Euro. Dann geht es auch schon los. Die zwei "Carreiros" bringen den Schlitten an Seilen gezogen in Fahrt und schieben ihn auf der Fahrt hinunter immer wieder mehr oder weniger schwungvoll an.
So richtig rasend wird es allerdings nicht, denn die angeblich zu erreichende Maximalgeschwindigkeit von 48 km/h wird heute bei weitem nicht erreicht. Die Straße ist zwar eng und steil, die Anschieber stellen den Schlitten auch mal quer, bremsen aber auch immer wieder ab. Beim nächsten Stopp werden den Kufen eingefettete Lappen untergeschoben, rasanter wird es dabei aber leider nicht. Unterwegs steht ein Fotograf und die Bilder müssen ja fertig sein wenn man unten ankommt. Also wohl bloß nicht zu schnell werden.
Mit meiner Laufuhr habe ich die Strecke aufgezeichnet.
Strecke: 1,35 Kilometer (ganze Ecke weniger als die vorhergesagten 2.000 m)
Start 566 Metern, Ziel 303,60 Meter: Höhenunterschied = 262,60 m
Höchstgeschwindigkeit: 21,1 Km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10,1 Km/h
Fahrzeit: 7 Minuten und 58 Sekunden
Ich habe auf der Fahrt 14 Kcal verbraucht. Wie viele die beiden Carreiros verbrannt haben kann ich nicht sagen. Aber bestimmt nicht viel mehr.
Fazit: Man sollte es ruhig mal machen wenn man in Funchal ist und Zeit hat. Es ist eine spaßige Angelegenheit, einmal im Leben ist aber völlig ausreichend! Ob die 30 Euro einem das wert sind muss jetzt jeder für sich selbst entscheiden. Die unterwegs gemachten Fotos werden dann am Ziel ziemlich aufdringlich versucht an den Mann zu bringen. Fanden wir auch nicht so positiv!
Am Ziel warten schon Heidi und Schwiegertochter und wir nehmen wie vereinbart ein Taxi. Anja und ich lassen uns bereits an der Markthalle absetzen, die beiden Mädels fahren weiter bis zum Schiff. Der vor Fahrtantritt verhandelte Preis von 20 Euro (5 Euro/Person) hinunter nach Funchal und weiter bis zum Schiff ist okay, es sind mehr als 6 Kilometer für den Taxifahrer zu fahren.
Um 11:00 Uhr stehen wir vor dem Haupteingang des Mercado dos Lavradores (Bauernmarkt). Im Eingang sind rechts und links schöne Fliesen-arbeiten mit typische Marktszenen. Gleich als wir die Halle betreten erkennen wir die Strelitzie, das Wahrzeichen der Blumeninsel Madeira. Außer Strelitzien gibt es an den Ständen aber noch eine große Auswahl von Blumen in allen Duft-, Farb- und Größenvariationen.
Nach den Blumen gelangen wir in einen offenen Innenhof mit dem Obst- und Gemüsemarkt. Die Händler bieten eine große Auswahl von Früchten an, von denen man auch probieren kann. Es gibt Sorten, die ich bei uns oder auch auf anderen Märkten noch nie gesehen haben. Alleine Maracujas in den verschiedensten Varianten wie zum Beispiel Bananen-, Tomaten- oder Ananas-Maracuja. Angepriesen werden auch die heimischen, kleinen und wohlschmeckenden Madeira- Bananen. Die Händler sind nett und wir werden nicht gedrängt etwas zu kaufen.
Im hinteren Bereich kommen wir zum Fischmarkt. Hier liegt auf den gefliesten Tischen der Fang aus dem Meer: Schwert- und Tunfische in allen Größen, Meerbrassen und -barben sowie auch der Stockfisch (Bacalhau). Besonders auffallend ist aber der Schwarze Degenfisch. An vielen Ständen liegen die bestimmt ein Meter langen Tieren mit ihrem markanten Kopf.
Den Fischhändlern bei Ausnehmen und Filetieren zuzuschauen ist nicht jederfraus Sache und wir gehen hoch in die 1. Etage der Halle. Hier gibt es ebenfalls Obst und Gemüse, aber zusätzlich noch verschiedene Gewürze und getrocknete Chilli und diverse Kräuter. Ich habe den Eindruck, die größeren Stände auf der 1. Etage sind mehr für die Einheimischen ausgerichtet und bieten daher auch nicht so viel verschiedene Sorten zum Probieren an. Vielleicht sind die Preise deswegen hier auch etwas günstiger. Vergleichen lohnt sich!
Auf der Terrasse ist ein kleines Café und Restaurant. In der Sonne kann man hier bestimmt gut einen Cappuccino trinken.
Wir behalten aber die Uhr etwas im Blick, damit wir nachher nicht der Mein Schiff hinterher blicken müssen.
Durch kleine Einkaufsstraßen mit schöner Weihnachtsdekoration erreichen wir das Rathaus.
Das Rathaus von Funchal befindet sich im ehemaligen Conde Carvalhal Palace, der 1758 vom Grafen von Carvalhal für seine Residenz errichtet wurde. Wir trauen uns in den schönen Bau mit seiner beeindruckenden Architektur des späten 18. Jahrhunderts hinein zu gehen. 1883 wurde es von der Gemeinde Funchal erworben und als Rathaus umgebaut. Die Treppenaufgänge und Wände im Eingangsbereich und Innenhof sind mit Azulejos, den traditionellen portugiesischen Fliesen, verkleidet. Im Hof steht ein Brunnen mit einer Marmorstatue von „Leda und der Schwan“. Das Rathaus kann bei einstündigen Führungen besichtigt werden, die in verschiedenen Sprachen jeden Tag unter der Woche um 11 Uhr durchgeführt werden. Wir waren dazu etwas zu spät dran.
Gleich gegenüber am Praça do Município schaue ich kurz in eine der schönsten Kirchen von Funchal, die Igreja de São João Evangelista. Der Bau der barocken Kirche begann im Jahr 1629 und wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fertiggestellt. Das große Kirchenschiff und die geräumige Kapelle beein-drucken mit vergoldeten Schnitzereien und barocken Altaren. Für einen Euro ist es möglich den Kirchturm zu besteigen. Das können wir aber nur machen, wenn wir von oben auch unser Schiff davonfahren sehen wollen. Wollen wir aber heute nicht!
So gehen wir weiter und an der Straßenecke Rua Da Quimada De Cima / Rua João Tavira entdecke ich das kleine Café Gelados Lido. Zeit für einen Cappucino ist noch. Typisch bestellt man hier an der Theke und bezahlt wird beim Chef an der Kasse. Die Verständigung mit Händen, englisch, portugiesisch, deutsch und Blickkontakt gibt aber Probleme und auf dem Cappuccino ist Schaum leider Sahne. Kommt bei Anja nicht so an, dafür aber die leckeren Pastéis de Nata. Okay, bei zusammen 1,70 Euro können wir das verschmerzen. Ich esse die Sahne und starte einen zweiten Versuch. Diesmal klappt es 😅. Zwei Cappuccino mit Schaum und zwei der leckeren Törtchen für gesamt 3,40 €! Das ganze genießen wir draußen in der verkehrsberuhigten Gasse an einem Tisch in der Sonne!
Nach der kleinen Pause in dem Café - außer uns waren nur Einheimische dort - geht es runter zur Promenade und zurück zum Schiff.
Schnell noch ein Foto vom Palast São Lourenço, der ersten Festung von Funchal. Nachdem die Angriffe der Piraten immer mehr zunahmen wurde sie im 16. Jahrhundert errichtet. Keine 500 Meter weiter ist der Parque de Santa Catarina unmittelbar gegenüber dem Hafen. Es ist nur noch wenig Zeit für ein paar Fotos. Hier oben im Park steht die kleine Kapelle „Santa Catarina“. Diese alte Kapelle wurde 1425, nur sechs Jahre nach der Entdeckung der Insel, auf Madeira errichtet. Rechtzeitig sind wir aber wieder zurück am Terminal, das Schiff liegt immer noch an der gleichen Stelle, und um 12:30 Uhr gehen wir an Bord.
Das Ertönen der Auslaufhymne um 14:00 Uhr hören wir von unserem Balkon. Der Kurs zur nächsten Insel La Palma ist südwärts und so haben wir auf unserem Balkon heute die Sonnenseite. Langsam sehen wir die schöne Insel Madeira hinter uns verschwinden. Eine Weile lässt es sich auf dem Liegestuhl mit ein paar Kugeln von der Eisbar in der Hand gut aushalten. Nach Sonnenbad und Eis geht Anja noch auf Deck 14 und bewegt sich im Fitnessbereich und ich relaxe derweil in der Sauna mit Blick auf den Atlantik und wundervollen Sonnenuntergang. Geht auch!
Am Abend hat uns Kapitän Roth zu einem kleinen Champagner - Empfang in der X-Lounge eingeladen. Diesmal wollen wir der Einladung mal wieder folgen und machen uns fein. Um 19:00 Uhr werden wir vom Kapitän sowie einigen seiner Offiziere auf Deck 14 erwartet. Nach einer kurzen Begrüßung kommen wir mit anderen Gästen ins Gespräch. Wir treffen Heidi von heute morgen wieder, diesmal in Begleitung von ihrem Mann Michael. Statt Abendessen müssen wir die Gespräche ab und an unterbrechen um uns ein paar Häppchen vom Buffet zu holen.
Zum Abschluss des Tages setzen wir uns zu zweit noch in die Himmel & Meer Lounge und trinken BAILEYS on Ice und White Russian. Inzwischen kennen die netten Kellner schon unsere Vorliebe.
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