Sonntag, 30. Dezember 2018
Las Palmas
Liegezeit: 5:00 bis 22:30 Uhr
Heute legen wir wieder in Las Palmas an.
Wechseltag und Großkampftag für die Crew.
Wir haben etwas Zeit und könnten eigentlich die Insel erkunden. Problem: Es ist Sonntag und das noch kurz vor dem Jahreswechsel. Online haben wir zuerst keinen Wagen reservieren können.
Jetzt habe ich aber doch noch einen sehr gut bewertete Autovermietung in Las Palmas gefunden.
Autos Sansu liegt nicht weit vom Hafen entfernt und auf meine Anfrage hatte ich innerhalb weniger Stunden eine Rückmeldung.
So können wir wohl doch mehr unternehmen als nur einen Stadtbummel durch die Altstadt mit einem Blick von der Catedral de las Palmas auf das Rathaus gegenüber (siehe links).
Käpt’n Tom hat den direkten Weg von La Gomera Dank besserer Navigationsmittel als zu Zeiten von Kolumbus gefunden und um 4:30 Uhr legt die Mein Schiff 1 am Terminal Muelle Santa Catalina an. Obwohl, ein Abstecher nach Indien oder Amerika hätte ja auch was gehabt.
Von dem Anlegemanöver bekommen wir in unserer Kabine nichts mit. Alles verläuft geräuschlos und auch die ersten Passagiere, die bereits um 5:30 Uhr zum Airport müssen, hören wir nicht. So muss der Wecker dafür sorgen, das wir rechtzeitig wieder zum Frühstück kommen. Um 8:00 Uhr haben wir uns zur Übergabe des Wagens verabredet. Nach einem kleinen Frühstück mit Cappuccino verlassen wir um 7:45 Uhr unser Schiff.
Am Terminal gegenüber haben noch die AIDAStella und die Columbus festgemacht. Auch hier ist Passagierwechsel angesagt und dementsprechend herrscht Aufbruchstimmung am Terminal.
Zu Fuß gehen wir zum Tor an der Einfahrt des Hafens. Hier an der Muelle Wilson gibt es einige Parkplätze, wo wir auf unseren Wagen warten. Kurz nach 8 Uhr fährt Raul mit dem roten SEAT Ibiza vor. Für 40,-- Euro erhalten wir einen schönen Wagen. Bloß der Tank ist ziemlich leer, da müssen wir erstmal eine Tankstelle finden. Um 8:25 Uhr ist Paulinchen montiert und wir machen uns auf den Weg. Zuerst möchten wir nach Teror, auf der GC-21 vom
Las Palmas ca. 24 Kilometer entfernt. Das mit der Tankstelle ist gar nicht so einfach. Wie immer, wenn man eine Tanke braucht, ist keine in der Nähe oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite und nicht erreichbar. Nach 15 Kilometer finden wir eine Tankstelle in Tamaraceite und nehmen auf der Steuerbordseite für 20,-- Euro Treibstoff auf. Hier starten wir auch erst unser Garmin zur Aufzeichnung der gefahrenen Strecke. Um 9:15 Uhr erreichen wir Teror und fahren in das Parkhaus direkt am Marktplatz. Mit der denkmalgeschützten Altstadt gilt Teror als der vielleicht schönste Ort Gran Canarias. Das Wetter ist hier oben in den Bergen noch nicht so toll. Die Wolken hängen tief und es setzt leichter Nieselregen ein.
Als wir aus dem Parkhaus kommen, wird um die katholische Basílica Nuestra Señora del Pino und auf dem malerischen Platz davor gerade der “Sonntagsmarkt” aufgebaut. Seit zwei Jahrhunderten findet hier der älteste und traditionsreichste Markt der Kanarischen Inseln schon statt und ist Ziel für die Bewohner der umliegenden Ortschaften und natürlich für Touristen. Früh aufstehen lohnt sich: Die Anfahrt klappt noch ohne Stau und die Parkplatzsuche ist schnell erfolgreich. Bloß das Wetter spielt leider noch nicht mit, Plastikfolien schützen die Backwaren und anderen Köstlichkeiten vor der Feuchtigkeit. So bummeln wir mit Regenschirm durch die Gassen mit den im Kolonialstil errichteten Häusern an denen die kunstvoll geschnitzten Holzbalkone kleben. Bei trockenem Wetter und etwas Sonne hätten wir in dem tatsächlich sehr schönen Ort bestimmt noch länger ausgehalten.
Wir haben aber erst eins unserer heutigen Ziele erreicht und fahren weiter nach San Mateo, denn auch dort soll es einen schönen Sonntagsmarkt geben. Für die 18 Kilometer brauchen wir auf kurviger Straße in die Cumbre, die Bergwelt Gran Canarias, eine gute halbe Stunde. Vega de San Mateo ist ein Ort mit landwirtschaftlicher Tradition, begünstigt von üppigen Regenfällen und fruchtbarer Erde. Sein feuchtes Klima verdankt das Gebiet dem Passatwind. Wir haben aber Glück. Es hat aufgehört zu regnen und nur die Wolken hängen tief in den Bergen. Eine warme Jacke müssen wir noch überziehen. Hier ist eben nicht Maspalomas!
Auch hier finden wir nach kurzer Suche einen kostenlosen Parkplatz an der Straße nach Madroñal. Der Bauernmarkt, der Mercado Agrícola y Artesanal, befindet sich nicht zentral im Ort sondern etwas abseits in der Nähe des Busbahnhofs. Vor der Markthalle werden die üblichen Flohmarktsachen angeboten. In der Markthalle bieten die Bauern der Umgebung ihre Waren an.
Teror hatte uns als Ort besser gefallen, aber auch San Mateo mit seinem Markt sollte man bei einer Inselrundfahrt nicht links liegen lassen.
Von San Mateo fahren wir weiter zum Cruz de Tejeda, auf 1500m Höhe der höchste Pass von Gran Canaria. Hier treffen mehrere Landstraßen aus allen Himmelsrichtungen aufeinander. Vom Cruz de Tejeda soll man eine wirklich fantastische Aussicht haben. Wir fahren aber immer noch durch die tiefhängenden und kühlen Wolken die der Wind den Berg hinauf treibt. Da werden wir mit der Aussicht heute wohl kein Glück haben.
Da werden wir mit der Aussicht heute wohl kein Glück haben.
Neben dem eleganten Hotel “Parador de Cruz de Tejeda” befindet sich ein kostenloser Parkplatz. Hier oben treffen sich Insulaner mit ihren Familien, Rad- und Motorradfahrer, Wanderer und Mietwagenfahrer wie wir. Waren wir eben noch durch dichte Wolken gefahren, ist es auf der südlichen Seite des Passes “fast” wolkenlos. Von der Aussichtsterrasse des Hotels blicken wir in die Caldera de Tejeda und auf die höchsten Berge Gran Canarias mit dem 1.949 Meter hohen Pico de las Nieves. Tolle Aussicht! Für Teneriffa mit dem Teide oder La Gomera ist es aber dann doch zu diesig.
Vom geografischen Mittelpunkt der Insel, dem Cruz de Tejeda, fahren wir runter in den auf gut 1.000 m hoch liegenden Ort Tejeda. Das Gastrofest haben wir um ein paar Tage verpasst. Der Ort mit seinen weißen Häusern und Gassen gefällt uns auf den ersten Blick sehr gut. Von den verschiedenen Terrassen und Aussichtspunkten ergeben sich immer wieder beeindruckende Aussichten auf die umliegenden Berge. Auf der Terrasse des Restaurante El Labrador trinken wir einen Cappuccino.
Aber der ultimative Tipp: Die Dulceria Nublo in der Calle Dr. Domingo Hernández Guerra No. 15.
Hier sind traditionelle Mandelspezialitäten aus der Region und auch andere landestypische Süßwaren erhältlich. Alles frisch und toll zubereitet. Der Preis von einem Euro pro Stück für die handgemachten Köstlichkeiten ist sehr günstig. Hier muss man einfach mal anhalten. Beim Betreten des Ladens sollte man unbedingt gleich eine Nummer ziehen. Das Geschäft ist immer voll. Eine Diät an dem Tag ist allerdings nicht empfehlenswert (Die machen wir ja schon an Bord 😂). Wir nehmen jedenfalls vier Stückchen mit und genießen diese auf einer Bank auf der schönen Panoramaterrasse am Rathaus.
Nach der Pause mit den wirklich leckeren Teilchen gehen wir zurück zu unserem Auto und fahren weiter in das nächste Bergdorf. Das höchstgelegene Dorf auf Gran Canaria, Artenara, ist von Tejeda nur 8 Kilometer entfernt und wir sind in einer viertel Stunde dort.
Rund um die Kirche ist das Zentrum des Ortes mit allen wichtigen Gebäuden wie Rathaus, Polizei, Post, Touristeninformation, kleine Hotels und Apartments sowie einigen Cafés und Restaurants. In den kleinen Straßen ist am heutigen Sonntag um die Mittagszeit nicht viel los, die weiteren Besucher können wir unterwegs noch zählen. Auch in dem Ortskern selbst leben permanent kaum mehr als 700 Personen und so ist Artenara auch die Gemeinde mit der geringsten Bevölkerungszahl auf der Insel. Bekannt geworden ist Artenara für seine Höhlenwohnungen, von denen auch heute noch einige bewohnt werden. Sie sind mehrere hundert Jahre alt, einige andere dagegen erst wenige Jahrzehnte. Über die Lebensbedingungen in diesen Wohnungen kann man sich sehr gut in dem ethnographischen Museum der "Casas Cuevas" informieren. Von der Iglesia de San Matías sind es keine 200 Meter zu dem Museum, unterwegs befindet sich noch ein schöner Mirador. Auf diesem Balkon steht die Skulptur des berühmten Schriftsteller und Philosophen Miguel de Unamuno, der von dort die Umgebung bewundert. Wenige Meter weiter erreichen wir auf der linken Straßenseite den Eingang zum Museum.
Heute ist Sonntag und auf der Terrasse werden gerade die Blumen neu sortiert und der Hof gefegt. Ein Kasse gibt es nicht, ein Besuch im Museum ist kostenlos. Für eine Spende ist man aber sehr dankbar.
Im Jahr 1993 wurden die damals privaten Wohnhöhlen durch die Stadt Artenara übernommen und als Museum eingerichtet. Das Museum zeigt sehr schön Höhlenwohnungen und die Ausstattung zeigt eine liebevoll zusammengestellt Nutzung durch Bewohner des letzten Jahrhunderts. In den einzelnen Höhlen gibt es dann Informationsblätter zu den jeweiligen Räumlichkeiten, auf denen diese in mehreren Sprachen erklärt werden. Ein großer Vorteil der Höhlenwohnungen: Die “Häuser” bieten fast über das ganze Jahr ein sehr ausgewogenes Temperaturverhältnis. Im Sommer sind sie kühl, im Winter wohlig warm.Ein kleiner Nachteil: Die Bewohner haben mit Feuchtigkeit zu kämpfen.
Wir besichtigen die verschieden und sehr liebevoll eingerichteten “Wohnräume”. In einem Raum könnten wir uns durch eine sehr nette Mitarbeiterin in der traditionellen Tracht der ehemaligen Bewohner einkleiden lassen. So weit wollen wir es aber doch nicht kommen lassen. Ein Mitarbeiter in dem ersten Raum hat auch einen abwechslungsreichen Job. Auf einem Bildschirm hat er die von Videokameras überwachten Räume immer im Blick. Ein Besuch hier oben lohnt sich, auch wenn der Weg etwas weiter ist. Für die kommende Nacht ziehen wir aber lieber wieder unser Bett in der Junior-Suite auf der Mein Schiff 1 vor.
Besuchszeiten von Montag bis Sonntag von 11.30 bis 16.30 Uhr (Außer "Karfreitag", 24., 25. und 31. Dezember, 1. und 6. Januar)
Ein weiterer Tipp ist Agaete. Auf der kurvigen GC-220 kurbeln wir die Berge hinunter, durchfahren verschlafenen Dörfer wie San José de Caideros, Saucillo und Tegueste. Bei dem Ort CE Los Quintana biegen wir nach langer Zeit mal wieder auf eine vierspurige Schnellstraße ab, die GC-2 ist die Verbindung zwischen Las Palmas und dem Fährhafen von Puerto de las Nieves. Rechts und links der Hauptstraße sind riesige Flächen mit Gewächshäusern mit Foliendächern für Bananen, Tomaten etc. zugebaut. Bis Agaete sind es nur 35 Kilometer, trotzdem brauchen wir für die Strecke eine Stunde Fahrzeit. Nach Tejade, Teror und San Mateo gefällt es uns in Agaete nicht ganz so gut wie in den vorherigen Orten und wir machen nur einen kurzen Bummel. Vielleicht haben wir uns heute schon zu viel angesehen und das Gehirn ist überfrachtet. Sehenswert sind in der Gegend sicherlich der Naturpark „Pinar de Tamadaba“ mit einem der größten, zusammenhängenden Waldgebiete der Insel oder der Barranco de Agaete mit Heilquellen in Los Berrazales. Schön ist es hier schon, aber wir fahren weiter nach Puerto de las Nieves. Der Ortsteil mit dem Fährhafen und dem Strand liegt nur 1,5 Kilometer entfernt und wir sind gegen halb 3 dort.
Die Suche nach einem Parkplatz ist etwas schwierig. Hier treffen sich also am Sonntag die ganzen Canarios. Am Fährhafen gibt es keine öffentlichen Parkplätze, man sollte schon vorher dem freundlichen Einweiser an den Privatparkplätzen folgen. Hinterher ist man ja immer schlauer. Ich kurve 2x durch den Ort und Anja ist schon etwas genervt. Schließlich fahre ich doch auf einen der privaten Plätze, eher eine unbebaute Steinwüste. 2,00 Euro sind dafür zu bezahlen. Am Paseo Maritimo entlang kommen wir zum Fährhafen und über eine Fußgängerbrücke in den recht ansehnlichen alten Ortskern. In Puerto de las Nieves kann man bestimmt sehr gut frischen Fisch essen, in den großen Restaurants sind jedenfalls die meisten Plätze besetzt. Meist sitzen hier Insulaner an den Tischen und machen sich über eine gemischte Fischplatte (Parillada de pescado) her. Von der Promenade hat man einen schönen Ausblick auf die angrenzende Steilküste. Der Strand direkt vor der Promenade - leider nahe beim Fähranleger von Fred. Olsen - lädt nicht unbedingt zum Baden ein.
Bleibt man für länger, kann man eine Fähre nach Santa Cruz auf Teneriffa nehmen. Die Überfahrt dauert eine Stunde und kostet hin und zurück ca. 45 € .
Es ist aber inzwischen 16 Uhr durch und wir kommen mit der Mein Schiff 1 ja noch einmal nach Teneriffa. Also nicht auf die Fähre sondern auf der Schnellstraße zurück nach Las Palmas. Von unterwegs senden wir an Raul die Nachricht, das wir gegen 17:00 Uhr wieder zurück sein werden. Nach 35 Minuten erreichen wir die Zufahrt zum Hafen und wir packen unsere Sachen zusammen. Wenig später ist auch Raul zur Stelle und wir können den Wagen nach 151 Kilometern durch das nordwestliche Inselinnere ohne Beule an ihn zurück geben.
Die Tour war landschaftlich sehr mit vielen netten Orten. Allerdings auch mit vielen engen Kurven und vielen Höhenmetern. Für Fahrer und Beifahrer gleichermaßen anstrengend. Es wäre noch Zeit für einen Besuch der Altstadtviertel von Las Palmas, aber unser Ehrgeiz ist begrenzt. Um 17:00 Uhr sind wir zurück an Bord. Durch den Passagierwechsel geht es momentan etwas hektisch zu, denn es treffen noch immer neue Passagiere für die zweite Woche ein.
Das bedeutet leider auch: Für den Abend können wir uns auf die Wiederholung der Seenotrettungsübung vorbereiten. Die wie vielte ist es für mich eigentlich? 30 müssten es inzwischen fast schon sein.
Heute geht es zum Glück etwas zügiger voran als an unserem 1. Tag. Alle Passagiere melden sich rechtzeitig auf ihrer Musterstation.
Als Abschluss des Abends setzen wir uns in die Himmel & Meerlounge und beobachten das Auslaufen der AIDAStella. Die Auslaufmusik vom Grafen "Große Freiheit" ertönt wenig später und auch die Mein Schiff 1 macht sich auf den Weg in Richtung Madeira. Rechtzeitig zum Feuerwerk wollen wir schon in der Bucht von Funchal ankommen. Aber erstmal können wir uns morgen an einem Seetag etwas erholen.
auf den Weg nach Madeira >>>