Doppeltempel von Kom Ombo

Samstag, 4. Juni nachmittags

Nach dem Mittagessen bewegen wir uns wieder an Deck. Langsam kämpft sich die MS Senator gegen den Strom südwärts. Am Ufer winken uns immer wieder freundliche Anwohner zu, die sich in der Mittagshitze in den Schatten zurückziehen. 

40 Kilometer nach Edfu kommen wir an der Engstelle von Gebel es-Silsila vorbei, an der der Nil von den beidseitigen Sandsteinfelsen auf eine Breite von unter 400 m eingeengt wird. Markantes Zeichen ist eine ziemlich kippelig wirkende Felsformation am westlichen Ufer. 

Hier befindet sich der bedeutendste Sandstein-Steinbruch Ägyptens, in dem bis in die heutige Zeit Sandstein abgebaut wird. Der intensive Abbau begann bereits seit dem Mittleren und Neuen Reich. Entscheidend war die im Mittleren Reich beginnende Änderung bei der Bautechnik von Tempelanlagen. Statt der vorherigen Lehmziegelbauten wurde jetzt Sandstein verwendet. Unter anderem wurden die Tempelbauten von Dendera, Karnak, Luxor, Esna, Edfu und Kom Ombo aus diesem Sandstein errichtet, der sich hier leicht  in großen Mengen und guter Qualität abbauen ließ. Großer Vorteil war natürlich auch die Nähe zum  Nil, der für den weiteren Transport der Steine auf Schiffen ideal geeignet war.

Am westlichen Ufer können wir bei der Vorbeifahrt einige kleinere Tempelanlagen  erkennen, deren Sehenswürdigkeiten sich über eine Länge von ca. 2 Kilometern erstrecken. Zum Beispiel den Felstempel des Haremhab, einige Gräber und Inschriften in den Felswänden. Besichtigen kann man diese archäologischen Stätte auch, sie soll von 9 – 17 Uhr geöffnet sein. Die anwesenden Wächter winken uns freundlich zu, Besucher sind vom Schiff aus keine zu erkennen. Einen Stopp legt die MS Senator hier nicht ein. 

Nach weiteren zwanzig Kilometern erreichen wir die ersten Häuser der Kleinstadt Kom Ombo. Der Nil ist hier wesentlich breiter als eben noch und so ist wichtgister Wirtschaftszweig auch die Landwirtschaft. Für die Bewässerung der Felder ist ausreichend von der notwendigen Flüssigkeit vorhanden. Ein Großteil der Bewohner sind Nubier, die zum Bau des Nasser-Staudamms nach hier umgesiedelt wurden. Kleine Personenfähren verkehren zwischen den Ufern. 

Von der Stadt sehen wir nichts, denn die Anlegestelle der Schiffe ist direkt unterhalb des Doppeltempels. Hier liegen außer unserem Schiff noch ein paar weitere Nilkreuzfahrtschiffe. Entlang des Anlegers gibt es einige Läden. Die Inhaber versuchen uns Hemden, T-Shirts, Umhänge, Bilder und sonstigen Nippes zu verkaufen. Wir bleiben heute aber standhaft und gehen mit Mohamed die wenigen Stufen hoch zum Tempel von Kom Ombo.

Der Tempel stammt aus der griechisch-römischen Zeit, etwa

2. Jahrhundert vor Christus bis zum 3. Jahrhundert n. Chr.. 

Durch seine günstige Lage wird er gerne von den Schiffen ange-laufen, der Weg hoch zum Tempel ist für die Touris nicht weit.

Dem Krokodilgott Sobek und der falkengestaltigen Haroëris ist dieser Doppeltempel gleichzeitig geweiht (Haroëris ist eine alte Form des Gottes Horus).  Das Besondere an dieser Anlage sind die zwei parallel verlaufenden Achsen mit dem Doppelportal. 

Nachdem wir die paar Stufen erklommen und den Eingangsbereich durchquert haben, stehen wir auf einer Terrasse mit Blick auf den Nil. Auch damals hat man sich schon schöne Bauplätze ausgesucht. Aber auch wie heute nicht bedacht, das ein Fluss bei Hochwasser schon einmal größere Schäden anrichten kann.

In die andere Richtung stehen wir vor den Resten des Tempeltores. Die Ruinen sind im Gegensatz zu den bisher von uns besichtigten Anlagen nicht so gut erhalten, große Teile sind zerstört. Andere Ecken aber wieder gut erhalten. So kommen wir ziemlich zügig durch den Säulenvorhof. Die linke Seite ist dem Gott Haroëris geweiht, der auf den Reliefs an dem Falkenkopf und der Doppelkrone von Ober- und Unterägypten zu erkennen ist. Die rechte Seite gehört Sobek, den wir gut an seinem Krokodilkopf erkennen können. Die Beiden sind natürlich nicht alleine. Es gibt unter anderem die löwenköpfige Sechmet und Gott Thot mit seinem Ibisschnabel. Er soll die Schrift erfunden haben und gilt als Gott der Wissenschaft. Hathor hatte mehrere Aufgaben: Sie war zuständig für die Liebe, die Mütter, die Musik und die Schönheit. Auch wird ihr eine Affäre mit Sobek nachgesagt. Gab es damals eigentlich auch schon die BUNTE?

Von Säulenhalle zu Säulenhalle geht es immer ein bisschen höher. Am Ende stehen wir vor den Allerheiligsten, links für Haroëris und rechts für Sobek. Früher standen hier die Götterbarken mit dem Standbild der Gottheit. Zu besonderen Festanlässen wurden diese durch den Tempel heraus getragen. Wir können heute nur noch die Steinblöcke aus Granit sehen, auf denen einst die Kultbarken aufgestellt worden waren. 

Inzwischen wird es dämmrig und für müssen zurück in Richtung Schiff. An einem Brunnen und Nilometer ist eszu dunkel um noch ein gutes Foto zu bekommen. Einen kurzen Rundgang machen wir noch durch das Anfang 2012 eröffnete Krokodilmuseum.  In einer großen Vitrine liegen hier unterschiedlich große, mumifizierte Krokodile im Sand. Außerdem sind verschiedene Stelen und Statuen zu sehen, auf den Sobek abgebildet ist.

Auf dem Weg zurück entlang der Ladenzeile werden wir diesmal nicht angesprochen. Kurz vorher hat der Muezzin zum Abendgebet gerufen und die Ladenbesitzer knien neben der Ufermauer zum Gebet.  

Um 18:30 Uhr legen wir in Kom Ombo wieder ab und fahren die Nacht durch in Richtung Assuan. 

Wir duschen erstmal den Staub des Tages ab und freuen uns wieder auf ein leckeres Abendessen und sind gespannt auf Ägyptens südlichste Großstadt!

Kurz nach dem Anlegen, es muss ungefähr 3:00 Uhr in der Nacht sein,  werfe ich einen Blick aus dem Fenster. Das sieht schon vielversprechend aus. Aber noch können wir uns einmal umdrehen und etwas weiterschlafen!


Assuan >>