Freitag, 3. Juni 2016
Um 13:00 Uhr wird die MS Senator heute ablegen. Vorher wollen wir mit Mohamed noch die Tempel von Karnak und Luxor besichtigen. Das bedeutet rechtzeitig aufstehen und frühstücken. Um 8:00 Uhr steht ein klimatisierter Kleinbus an der Anlegestelle für uns bereit und bringt uns in das ca. 3 Kilometer nördlich von Luxor liegende Karnak.
Tempelanlage von Karnak
Die Karnak-Tempel liegen als größte Tempelanlage von Ägypten am östlichen Nilufer.
Vielen sicherlich auch bekannt aus den Verfilmungen “Tod auf dem Nil" aus den Jahren 1978 und 2004 nach dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie. Bei einer Tempelbesichtigung wird Linnet fast von einem herabfallenden Steinquader erschlagen und die Ermittlungen des Detektivs Hercule Poirot können beginnen. So schauen wir immer wieder einmal besorgt nach oben zu den Säulen, aber alle Steine liegen fest an ihrem Platz.
Die weiteren Nachforschungen von Poirot fanden dann auf einer Nildampferfahrt zwischen Luxor und Assuan statt. Das einzig erhaltene, historische Nilkreuzfahrtschiff MS Sudan, diente bei den Verfilmungen des Romans (1978 mit Peter Ustinov und 2004 mit David Suchet) als Drehort. In beiden Filmen trägt das Schiff den Namen SS Karnak, in Anlehnung an den Karnak-Tempel bei Luxor. Hinter Edfu sollte uns die MS Sudan am morgigen Tag begegnen (siehe Bild). Nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub konnten wir den Film aus dem Jahr 1978 gleich einen Tag später im dritten Programm des WDR ansehen. Die Tempel von Karnak, Abu Simpel und das Hotel Cataract konnten wir gut wiedererkennen.
Hier geht es nach dem kurzen Abschweifen aber wieder weiter mit den Tempelanlagen ;-).
Mohamed hat unsere Eintrittskarten schon vorher besorgt und so können wir ohne Wartezeit die riesige Tempelanlage betreten. Das wird auch an den nächsten Tagen bei den folgenden Tempelbesichtigungen immer wieder so sein. Vor uns ist hier nur eine Gruppe asiatischer Freunde, auf die wir die nächsten Tage noch öfter treffen sollten. An dem Modell im Eingangsbereich kann uns Mohamed schon gut erklären, das die Tempelanlage in Karnak aus drei von Mauern umgebenen Bereichen, dem Bezirk des Amun, dem Bezirk des Month und dem Bezirk der Mut besteht. Die Gesamtfläche des Tempels beträgt ca. 30 Hektar!
Grundsätzlich wurden die Tempel von hinten nach vorne errichtet. Zuerst entsteht also das Allerheiligste, zum Schluss der Haupteingang mit den über 45 Meter hohen Pylonen.
Bevor wir den Tempel durch das riesige Eingangstor betreten, können wir einen Teil der Sphingen-Allee betrachten, deren anderes Ende wir am gestrigen Abend schon beleuchtet in Luxor gesehen haben. 365 Sphingen säumten den drei Kilometer langen Weg.
Auf dem Rückweg zum Schiff machen wir noch Halt am Luxor-Tempel. Schon am gestrigen Abend konnten wir ja die erleuchtete Anlage von aussen betrachten. Zusammen mit dem Karnak-Tempel steht er seit 1979 auf der Weltkulturerbenliste der UNESCO.
Wir betreten das Tempelgelände von einem neu angelegten Parkplatz. Hier ist wieder schön die Allee mit den hier gut erhaltenen Sphingen zu erkennen. Bis 2004 war ein großer Teil noch vom modernen Luxor überbaut. Inzwischen wurden Gebäude abgerissen und die Allee wieder freigelegt. Auch in Zukunft werden noch einige Gebäude, z. B. auch die Kirche, umgesetzt werden müssen um auch die letzten Abschnitte freizulegen und zu restaurieren.
Vom Anfang - oder auch Ende - der Allee haben wir einen schönen Blick über den Vorhof auf den Eingang zur Tempelanlage, dem großen Pylon.
Von ehemals zwei Sitzfiguren, vier stehende Statuen und zwei Obelisken existieren heute nur noch die beiden Sitzfiguren, eine stehende Statue und ein Obelisk. Sultan Muhammad Ali verschenkte 1836 den zweiten Obelisken an Frankreich und so steht dieser Obelisk heute auf der Place de la Concorde in Paris.
Nachdem wir den Obelisken und die Sitzfiguren bestaunt haben betreten wir den Hof Ramses II. Hinter dem Eingang sehen wir wieder links und rechts Pharaonenstatuen. Amun und Mut sitzen still nebeneinander und blicken auf uns herab. Der Hof ist mit einer doppelten Kolonnade umgeben. Auf der östlichen Seite des Hofes steht erhöht eine Moschee. Zur Zeit ihrer Erbauung war die Tempelanlage verschüttet und so steht die Moschee Abu el-Haggag heute ca. fünf Meter über dem heutigen Tempelniveau.
Im westlichen Teil steht die Kapelle der Königin Hatschepsut. Die drei Räume sind für die Götter Mut, Amun und Chons bestimmt. Durchquert man den Hof, so erreicht man eine Säulenkolonnade mit 7 mal 2 Papyrusbündelsäulen mit offenem Doldenkapitell.
Am Ende des Säulengangs befindet sich der zweite Hof, mit einer doppelten Reihe Papyrusbündelsäulen. Von hier kommen wir in eine kleinere Säulenhalle mit 4 mal 8 Säulen und zwei kleinen Kapellen für die Göttin Mut und den Gott Chons. Beeindruckend sind die tollen Reliefs in der ganzen Anlage. Teilweise sind sogar noch die Farben sehr gut erhalten.
Die ersten beiden Tempel waren beeindruckend und machen Lust auf die nächsten Tage. Zum Mittagessen sind wir wieder zurück an Bord. Um 13:00 Uhr legt die MS Senator ab in Richtung Esna, der Beginn unserer Nilkreuzfahrt.
Langsam lassen wir die Häuser von Luxor hinter uns. Rechts und links vom Ufer ist es sehr grün. Immer wieder sehen wir Kleinbauern die ihre Felder bewirtschaften oder mit Eselskarren unterwegs sind. Bebauung ist selten und meistens sehr ärmlich. Ab und an stehen auch höhrere Wohnhäuser am Ufer. Das Wasser des Nils sieht sehr sauber aus und so baden immer wieder Kinder und Jugendliche im blauen Wasser. Auch die Teppiche brauchen eine Wäsche und werden dann am Ufer zum Trocknen ausgelegt. Immer wieder kommen wir an den zahlreichen Pumpstationenn vorbei. Diese befördern das Nilwasser auf die Plantagen für Bananen, Zuckerrohr, Getreide, Baumwolle etc. und auch die Dattelpalmen und Mangobäume sind auf das Wasser angewiesen. Nur soweit die Bewässerungsleitungen und -gräben reichen ist es grün. Gleich danach beginnt die Sandwüste.
Entlang dem längsten Fluss Afrikas verläuft auch die Bahnstrecke. Mehrmals täglich verkehren die Züge auf der über 1000 Kilometer langen Verbindung Alexandria–Kairo–Luxor–Assuan. Auch Schlafwagenzüge mit klimatisierten Abteilen, besonders für Touristen gedacht, werden eingesetzt. Fahrtdauer zwischen 12 und 15 Stunden.
Gegen 18:00 Uhr geht die Sonne unter und während des Abendessens erreichen wir den Ort Esna. Esna liegt 54 km südlich von Luxor am linken Nilufer und ist mit dem rechten Ufer über einen Staudamm verbunden. Die notwendige Schleusung klappt ruckzuck, kein weiteres Schiff ist hier im Moment auf dem Fluß unterwegs. Vor fünf Jahren konnte das bei dem wesentlich höheren Verkehrsaufkommen auch schon mal eine fünfstündige Wartezeit bedeuten.
Die etwa 30.000 Einwohner und der mitten im alten Stadtzentrum liegende Tempel des Chnum müssen auf unseren Besuch verzichten. Wir fahren die Nacht durch und erreichen am nächsten Morgen Edfu.
Edfu und Kom Ombo >>