Freitag, 18. September 2015
Morgens um 6:30 Uhr starte ich in Hannover in Richtung Ostfriesland.
Die wichtigsten Frage an diesem Freitag: Wie ist das Wetter und wie stark pustet der Wind? Nach letzten Informationen des NDR soll jetzt um 10:00 Uhr Uhr das neue Kreuzfahrtschiff startklar sein und die schwierige Reise emsabwärts zur Nordsee beginnen.
Ich komme ohne Stau auf A7, A27 und A28 voran und bin gegen 9:00 Uhr in Papenburg bei der Meyer-Werft.
Der große Parkplatz ist schon rappelvoll. Die vielen Wohnmobile in der 1.Reihe stehen bestimmt schon seit einigen Tagen dort und warten auf das GO für die "Norwegian Escape".
Ich mache mal ein paar Fotos und fahre dann erstmal in den Ort und trinke im italienischen Eiscafé noch einen Cappuccino. Es ist gerade Wochenmarkt und ich kann angenehm in der Sonne sitzen und das Markttreiben beobachten.
Nach meiner Pause erfahre ich am Werftgelände, das sich der Start noch weitere verzögert. Erst um 14:00 Uhr soll es jetzt nach aktuellem Planungsstand losgehen.
Solange will ich hier nicht rumstehen und fahre erstmal nach Jengum-Ditzum. Der kleine Ort Ditzum liegt kurz vor der Mündung der Ems in den Dollart, gegenüber von Emden. Dort habe ich im "Hotel am Fischerhafen" ein Zimmer reserviert. Die Lage ist strategisch gut gewählt, dazu später mehr.
Bevor ich ab 14:00 Uhr auf das Zimmer kann, erkunde ich noch mit dem Rad die nähere Umgebung des kleinen Ortes. Die Idee, der "Escape" entgegen zu radeln verwerfe ich wieder. Das wären doch ein paar Kilometer zu viel und es wird inzwischen ja auch schon kurz nach 8:00 Uhr dunkel.
Gegen 15:00 Uhr fahre ich dann wieder flussaufwärts. In Weener fand ich in einer Seitenstraße einen guten Parkplatz. Je näher man an den Deich rankommt, umso dichter wird der Verkehr. Es ist schon erstaunlich wie viele Menschen sich das Schauspiel anschauen wollen. Die Landwirte haben schon die Zuwege über die Felder und Wiesen abgesperrt, damit die Leute mit ihren Fahrzeugen nicht direkt über deren Höfe an den Deich fahren. Manche wollen anscheinend am liebsten mit ihrem PKW parallel auf dem Deich die Escape begleiten.
Ich lade mein Rad aus und fahre flussaufwärts dem Schiff entgegen. An der Eisenbahnbrücke sitzen und stehen die Leute dicht an dicht und warten. Von der Escape ist hier aber noch gar nichts zu sehen.
Ich radele weiter. Bald erscheint das Schiff in einer Kurve. Riesig! Am Bug und am Heck kontrollieren zwei Schlepper die langsame Fahrt emsabwärts. Im Schritttempo bewegt sich die Norwegian Escape. Die Leute in Weener, in Leer an der Jann-Berghaus-Brücke oder noch weiter flussabwärts werden sich noch eine Weile gedulden müssen.
Es ist schon imposant wie sich der 18-stöckige Pott die Ems runter schiebt, begleitet von Jung und Alt. Entweder zu Fuß, auf dem Rad oder faul im Auto. Die meisten ausgestattet mit Fernglas und / oder Fotoapparat. Neuster Trend: Eine Drohne mit kleiner Kamera ferngesteuert nebenher fliegen lassen. Muss man nur aufpassen, das die kleinen "Flieger" nicht mit den größeren über dem Deck des Schiffes zusammen stoßen und abstürzen ;-).
Vor Eintreten der Dunkelheit mach ich mich wieder auf den Weg zurück nach Jemgum.
In Leer schlendere ich noch kurz durch die Fußgängerzone auf der Suche nach einer Pizzeria, werde aber nicht fündig. An der Jann--Berghaus-Brücke gelingt noch ein schönes Foto von dem Sonnenuntergang über der Ems. Die hier Wartenden werden die Escape wohl nicht mehr im Hellen sehen. Im Restaurant "Altes Fährhaus" am Hafen von Jemgum lass ich mir ein ordentliches Krabbenbrot schmecken.
Ich bin zufrieden mit dem Tag: Ich habe das neue Schiffe der NCL gesehen, ein paar ordentliche Fotos gemacht, mich auf dem Rad bewegt und dabei schönes Wetter gehabt.
Bloß schade das Anja nicht dabei war! Noch mal mit ihr telefonieren und dann auch bald ab ins Bett.
Um kurz nach 3:00 Uhr werde ich wach und muss mal wohin ;-). Die Idee, jetzt mal kurz an den Deich zu radeln verwerfe ich nach kurzem Überlegen und lege mich wieder unter die warme Decke. Ich kann aber nicht gleich wieder einschlafen, dann kann ich ja auch aufstehen und mal nachsehen ob die Norwegian Escape überhaupt schon angekommen ist. Schnell ist das Rad ausgeladen und bis zum Emssperrwerk sind es nur wenige Minuten. Erstaunlicherweise ist weniger los als tagsüber. Komisch ,-). Alleine bin ich aber auch nicht unterwegs.
Am Sperrwerk stehen ca. 15- 20 Personen und beobachten das in einiger Entfernung still liegende Schiff. Ein paar Fotos und ich mache mich auf den Rückweg. Nach 500 m drehe ich mich noch einmal um. Plötzlich bewegt sich das hell erleuchtete Schiff auf das Sperrwerk zu.
Also schnell das Rad gewendet und nochmal zurück. Tatsächlich kommt die Escape gar nicht mal so langsam näher, nur wenige Personen können mit mir die Durchfahrt durch das Sperrwerk beobachten. Geplant war diese eigentlich erst für morgens 8:00 Uhr. Glück gehabt!
Jetzt aber zurück zum Hotel und noch drei Stunden schlafen!
Nach einem reichhaltigen und leckerem Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg zurück nach Hannover. Das Wetter wird schlechter und es regnet. Auf den Autobahnen ist viel los und einige Staus sind angesagt. Am Autobahndreieck Stuhr der A28 und A1 biege ich daher ab und fahre weiter auf der Bundesstraße 6 über Nienburg und Neustadt nach Hannover. Eine gute Entscheidung, denn ohne viel Verkehr komme ich hier gut voran und bin mittags wieder zurück in Hannover.
Jetzt ist es nur noch ein guter Monat bis wir selbst an Bord des riesigen Schiffes steigen. Wir sind schon ganz gespannt auf die "amerikanische" Form der Kreuzfahrer. Bald mehr von unserem Kurztrip von Hamburg nach Southampton.
Kurztrip Hamburg > Southampton