Danzig

Donnerstag, 9. Juli 2015

Liegezeit: 7:00 bis 18:00 Uhr im Hafen von Gdynia

Nachdem wir den ersten Seetag gut verbracht haben legen wir heute um 7:00 Uhr im Hafen von Gdingen (Polnisch: Gdyna) am "Franzosen-Pier" an. 

Nach einem kleinen Frühstück machen wir uns auf den Weg runter auf Deck 2, wo heute der Ausgang eingerichtet ist. Man kann entweder mit Ausflügen von TUI die Gegend erkunden oder auch selbst mit der S-Bahn Danzig oder das nahe Seebad Sopot erreichen.

Wir hatten uns für eine individuelle Tour entschieden und uns bereits vorab für 9:00 Uhr mit Leon verabredet. Leon ist Taxifahrer und bietet individuelle Führungen in den drei benachbarten Ostseestädten an. Zusammen bilden Danzig (Gdansk), Gdingen (Gdyna) und Zoppot (Sopot) die sogenannte Dreistadt (Trójmiasto). Gdyna ist der perfekte Ausgangshafen um diese Städte zu besuchen.

Die Adresse von Leon haben wir über das Internet gefunden und alles weitere per Email abgesprochen. So wartet Leon wie vereinbart mit seinem Taxi am Denkmal für die Menschen des Meeres am Hafenausgang. 

Mit ihm haben wir ein ca. 6-stündiges Programm verabredet. So wollen wir natürlich nach Danzig. Aber auch seine Vorschläge mit Besuch der Kathedrale von Oliwa, 

Rundgang durch das Seebad Sopot und  Gydina nehmen wir gerne an. 

Zuerst geht es in das  ca. 25 Kilometer entfernte Danzig. Unterwegs gibt uns Leon in einem gut verständlichen Deutsch aktuelle Informationen über die drei Orte, aber auch geschichtliches kommt nicht zu kurz. 

Nahe der Altstadt setzt er uns ab und lässt uns erst einmal die Altstadt alleine erkunden. Mit seinen Vorabinformationen und unserem Reiseführer sind wir für die nächsten 150 Minuten gut gerüstet. Das Wetter besteht aus einem Sonne-Wolken-Mix, genau richtig für einen Bummel durch die Straßen der Rechtstadt.

Zuerst gehen wir durch die drei kurz nach einander stehenden Tore: Das Hohe Tor, den Stockturm und das Goldene Tor. Das Hohe Tor erinnert an einen Triumphbogen. Oben angebracht sind die drei Wappen. Das polnische in der Mitte wird von Engeln gehalten, das Danziger von Löwen und das Königlich-Preußische von Einhörnern. Im Innern befindet sich heute die Touristeninformation.

Der Stockturm mit seinen dicken Mauern gehört zur Festungsanlage und beherbergte das Gericht und das Gefängnis bis 1861.

Durch das dritte, das Goldene Tor, betreten wir dann die Langgasse. Eine kleine Gasse ist die heutige Prachtmeile Danzigs allerdings nicht. Rechts und links beeindrucken uns die aufwendig gestalteten Fassaden mit ihren Reliefen und Skulpturen. Im aufwendig  renovierten Uphagenhaus kann man auch einen Blick hinter die Fassade werfen. Historisch gekleidete Damen führen durch das Haus.

Vorbei an dem Rechtstädtischen Rathaus mit seiner Freitreppe kommen wir zum Marktplatz mit seinen Cafés. Mittendrin der 1633 geschaffene Neptunbrunnen

Durch das monumentale Grüne Tor verlassen wir das alte Zentrum und kommen an die Brücke über die Motlawa.  Von hier haben wir einen schönen Blick in Richtung des Wahrzeichens von Danzig, dem 1444 erbautem Krantor. Bei seiner Erbauung war der Kran der größte Hafenkran Europas. 

Vom Grünen Tor führt eine Promenade, die sogenannte Lange Brücke, entlang der Mottlawa. Hier war früher jahrhundertelang der Hafen Danzigs. Heute legen hier keine dicken Pötte mehr an, der Platz wird beansprucht von Ausflugsschiffen und Wassertaxis. 

Wir verlassen die Promenade und schlendern durch die Frauengasse in Richtung Marienkirche.  Wie ein Spalier stehen die Bürgerhäuser rechts und links der schmalen Gasse. Typisch sind die reich geschmückten Beischläge. Mit Granitkugeln, Reliefs und Wasserspeiern sind diese reichlich verziert. Entstanden sind diese erhöhten Terrassen aus Angst vor Überflutung im 16. Jahrhundert. Von hier aus konnte man sich auch bestens mit den Nachbarn unterhalten.  Thomas Manns Roman "Buddenbrocks" wurde hier in Danzig verfilmt und nicht am Originalschauplatz Lübeck. Verständlich bei so viel hanseatischem Flair auf engstem Raum. 

Heute bieten die Beischläge und die tiefer liegenden Keller Platz für Bernsteinateliers und Galerien. Inzwischen ist die Anzahl der uns entgegenkommenden Passanten auch merklich angestiegen und die Kaufleute wittern gute Geschäfte. Bernstein in allen Größen, Formen und Farben wird angeboten. Auch das Danziger Goldwasser darf natürlich nicht fehlen.

Nicht verpassen dürfen wir eine Besichtigung der größten Backsteinkathedrale Europas, der Marienkirche. Als der monumentale Bau nach über 150 Jahren Bauzeit - der Grundstein wurde 1343 gelegt - vollendet wurde, bot sie allen damaligen 25 000 Danziger Bewohnern Platz. 

Auf dem Weg zurück zum Treffpunkt mit Leon machen wir noch einen kurzen Stopp in dem Bonbon-Laden Ciuciu Cukier Artist, dem einzigen Hersteller von handgefertigten Karamellbonbons in Polen.  Hier im kleinen Geschäft in der Langgasse werden Bonbons per Hand direkt vor unseren Augen hergestellt. Besonders die Kinder schauen interessiert zu und erfreuen sich an den bunten Süßigkeiten. Wir entscheiden uns für zwei Sorten zum Mitnehmen, jeweils 1x mit Lakritz- und Cappuccinogeschmack. Die sehen nicht nur lecker aus, die schmecken auch so.

Leon wartet schon auf uns und wir fahren auf dem Rückweg nach Oliwa. Oliwa gehört zu den besten Wohnvierteln Danzigs und liegt einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Hier ist alles sehr grün: Grünflächen mit Teichen  grenzen an die bewaldeten Höhen, es gibt einen Zoo und den 23 ha großen Stadtpark. Blickfang ist hier die 1178 gegründete Kathedrale, mit fast

100 m Länge eine der größten des Landes. Schmuckstück ist die riesige Orgel mit fast 8000 Pfeifen. Ab 9:00 Uhr gibt es stündlich eine ca. zwanzigminütige Probevorführung, und das jeden Tag in der Woche. Als wir kurz vor 14:00 Uhr eintreffen ist die Kirche schon rappelvoll. Wir finden aber noch einen Sitzplatz und lauschen  den gewaltigen Klängen und können zusehen, wie Engel in die Hände klatschen und Sonne und Sterne beginnen zu kreisen.

Der Applaus der vielen Besucher ist gerechtfertigt und auch wir tun gerne eine Spende zum Erhalt der Kirche in den Klingelbeutel. 

Wenige Kilometer weiter nördlich erreichen wir Sopot. Leon muss uns an eine Straßenecke absetzen. Eigentlich wollte er mitkommen, doch ein Streik legt zeitweise den Verkehr lahm. Wir machen uns auf der an der Kirche beginnenden Flaniermeile Sopots auf den Weg hinab zum Meer. Eine lange Schlange quer über die Promenade macht uns etwas ratlos. Warum stehen die vielen Menschen hier wohl an? Die Lösung ist schnell gefunden. Der Zutritt auf die hölzerne Seebrücke -mit 512 m die längste der Ostsee- kostet Eintritt. Wir haben keine Lust für einen kurzen Blick auf das Wasser Geld auszugeben und schlendern ein Stück über die 10 Km lange Promenade für Fußgänger und Radfahrer. Hinter dieser  erstreckt sich ein herrlich weißer Sandstrand. .Sopot steht den Seebädern auf Rügen und Usedom in nichts nach.   Strandhotels, wie zum Beispiel das Grand Hotel oder das mit dem Kurhaus verbundene Sheraton bieten erstklassige Unterkünfte für Urlauber.  Günstigere Hotels und Pensionen stehen zwischen den Bäumen hinter der Promenade.

Wir haben unsere Unterkunft ja im nahen Gydina liegen und einige Wolken machen den Abschied aus dem noblen Seebad erträglich. Der Strandliegenverleiher hat schon mit dem aufkommenden Wind zu kämpfen. Das wir damit auch noch Probleme bekommen könnten ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Bevor wir zu unserem letzten Halt, der Südmole von Gydina fahren, stoppen wir noch an einem Aussichtspunkt oberhalb des Hafens. Von hier können wir schon die 72 m lange "Dar Pomorza", ein Windjammer mit über 41 m hohen Masten, sehen. Sie umsegelte als polnisches Schulschiff 50 Jahre die Welt und liegt seit 1983 hier in Gydina.

In den Belag der Promenade sind Fliesen mit Motiven der Kreuzfahrtschiffe eingelassen, die in den letzten Jahren im Hafen von Gydina festgemacht haben.  Zum Beispiel von der AIDA-Flotte, der Queen Elizabeth, Sea Clipper und natürlich auch von der Mein Schiff 4.

Ein paar Meter weiter erinnert ein großes Monument an den Seefahrer und Schriftsteller Joseph Conrad. Vom Ende der Mole haben wir noch einen Blick auf die moderne Hafenstadt, Polens Tor zur Welt. Die Sea Towers gehören mit zu den höchsten Gebäuden Polens. 

Gegen 16:00 Uhr setzt uns Leon wieder am "Franzosen-Pier" ab. Die 100,-- Euro waren gut investiert. Allein für eine Fahrstrecke nach Danzig haben andere Mitreisende der MS4

ca.  35,-- € bezahlt. Ohne Informationen!

Zurück auf dem Schiff gehe ich erstmal in die Sauna und Anja legt auf dem Balkon ihren Fuß hoch. Der Mückenstich macht sich wieder bemerkbar.

Zwischendurch meldet sich über Lautsprecher der Kreuzfahrtdirektor: Ein TUI-Ausflugsbus steht noch im Stau steht, das für 18.00 Uhr geplante Auslaufen verzögert sich um 1 Stunde!

Unser Abendessen genießen wir im Atlantik Mediterran. Das italienische Menürestaurant wird sehr gut angenommen und wir sind gleich um 18.00 Uhr da, um ohne Wartezeit einen Tisch  zu bekommen.

Nach Auslaufen hat der Wind spürbar zugenommen und die Ostsee ist etwas unruhig. Bemerkbar macht es sich nur auf den Gängen, wenn man nicht 100%ig geradeaus gehen kann, da das Schiff ein wenig in den Wellen schwankt. Für uns ist das aber kein Problem. 

Auf der Kabine liegt heute neben dem üblichen Gute-Nacht-Schokotaler ein Zettel mit dem Hinweis, die Uhren in der Nacht um eine Stunde vorzustellen.

Die "Mein Schiff 4" liegt im Hafen von Gydina


Unverhofft kommt oft, der 2. Schiffstag  >>