Sonntag, 12. Juli - Montag, 13. Juli 2015
Liegezeit: 7:00 bis 18:00 Uhr im Hafen von St. Petersburg
Ausflüge in St. Petersburg auf rein privater Weise sind nicht ganz so einfach zu gestalten.
Für die Einreise nach Russland benötigt jeder deutsche und ausländische Staatsangehörige einen gültigen Reisepass und ein Touristenvisum, welches man bei einer Visa-Agentur beantragen kann. Benötigt wird ein aktuelles, farbiges, biometrisches Passfoto, einen online ausgefüllten Visumantrag, eine Auslandskrankenversicherungsbestätigung und einen mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass. Der Rest wird von den Visa-Agenturen erledigt. Etwa zwischen 80 und 250 € (Stand: Juli 2015) kostet ein normales bzw. einmaliges Touristenvisum bei einer Bearbeitungszeit von vier Wochen, abhängig von der Dauer des Aufenthaltes .
Bei den an Bord der Schiffe gebuchten Ausflüge kümmert sich der Veranstalter um ein gültiges Touristenvisum.
Wir wollten aber an den zwei Tagen unseres Hafenaufenthaltes in einer möglichst kleinen Gruppe St. Petersburg besichtigen. Durch die Sendung "Wunderschön" im WDR sind wir auf die Agentur von Sergej Martschukov aufmerksam geworden.
Sergej hat von 1996 bis 2003 an der Technischen Universität in Cottbus studiert und
gründete im März 2003 ein kleines Unternehmen. Mit seinem Team bietet er individuelle Touren in St. Petersburg und Umgebung an und betreut dabei vornehmlich deutschsprachige Touristen in Petersburg.
Schon vor unserem Reiseantritt hatten wir Sergej mitgeteilt, was wir uns in Petersburg ansehen möchten. So konnte er uns schon im Voraus einige Vorschläge machen und die Ausflugsplanung auf unsere Wünsche abstimmen.
Auch die Visumbeschaffung wurde von seiner Agentur erledigt, sodass wir uns darum nicht mehr kümmern mussten. Hier der Link zu seiner Homepage Petersburg-hautnah
Sankt Petersburg ist mit 5 Millionen Einwohnern die nach Moskau zweitgrößte Stadt Russlands und die viertgrößte Europas und damit auch die nördlichste Millionenstadt der Welt. Sie liegt im Nordwesten des Landes an der Mündung der Newa in die Newabucht am Ostende des Finnischen Meerbusens.
Die Stadt wurde 1703 von Peter dem Großen auf Sumpfgelände nahe dem Meer gegründet, um den Anspruch Russlands auf Zugang zur Ostsee durchzusetzen. Über 200 Jahre lang trug sie den heutigen Namen, von 1914 bis 1924 hieß sie Petrograd (Петроград), und sie wurde von 1924 bis 1991 zu Ehren von Lenin, dem Gründer der Sowjetunion, Leningrad genannt.
Die historische Innenstadt mit 2.300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist Weltkulturerbe der UNESCO. In dieser Hinsicht wird St. Petersburg weltweit nur noch
von Venedig übertroffen.
Sonntag, 12. Juli 2015
Schiffs- und Bustour St. Petersburg
plus Ausflug zum Katharinenpalast in der Stadt Puschkin
Gegen fünf Uhr sollte die "Mein Schiff 4" Kronstadt passieren, die 1703 von Zar Peter I. als Marinestützpunkt gegründet wurde. Ich bin um diese Zeit schon kurz wach und schaue mal vom Balkon. Keine Festungsanlagen in Sicht. Entweder bin ich auf der falschen Seite oder wir sind schon dran vorbei. Das Wetter ist windig und kühl, also auch nicht unbedingt so einladend, das ich von Deck 12 mal einen Blick riskieren will. Lieber wieder zurück ins warme Bett ;-).
Etwas früher als geplant machen wir im Kreuzfahrtterminal Port Marine Facade gegenüber der dort bereits seit gestern liegenden "Eurodam" der Holland America Line fest.
Wir sind erst um 10:00 Uhr zum Start unserer Tour am Ausgang des Terminals verabredet, es ist also noch genügend Zeit um gemütlich zu frühstücken.
Zum ersten Mal in Russland sind wir gespannt wie es mit Einreise, Visum, Sprache und der kyrillischen Schrift so funktioniert die nächsten 2 Tage.
Ein spannendes Programm liegt ja vor uns!
Mit unserem Tourticket für den heutigen Tag (haben wir per Email von Sergej bekommen und ausgedruckt) und Reisepass stehen wir rechtzeitig am Zoll. Es ist nicht viel los, ein Großteil der Passagiere ist anscheinend schon von Bord und es sind auch ausreichend Schalter besetzt.
Gültigkeit von Pass und Tourticket werden kurz geprüft und der Einreisestempel kommt auf die letzte Seite. Das ging schneller als erwartet und so müssen wir in der Eingangshalle noch etwas auf unsere Abholung warten.
In der Halle gibt es einige Souvenierläden mit den bekannten Eiern, Puppen, russischen Mützen etc.. Aber wir wollen jetzt noch nichts kaufen.
Schnell erkennnen wir die weiteren 3 Paare, die mit uns die Touren heute und am morgigen Tag gebucht haben. Kurz vor 10.00 Uhr werden wir von unserer Reiseleiterin Anna abgeholt. Mit einem modernen Mercedes-Kleinbus wird sie uns zusammen mit Fahrer Andrej die Schönheiten von St. Petersburg zeigen.
Anna spricht perfekt Deutsch und Andrej lernt noch von ihr.
Zuerst fahren wir ins Stadtzentrum ans Ufer der Newa. Hier steigen wir in ein Ausflugsboot, um mit weiteren Gästen aus Sergejs Gruppen die Stadt zunächst einmal von der Wasserseite kennen zulernen. Unter den jetzt ca. zwanzig Mitfahrern befinden sich leider auch eine etwas nörgelige Familie, der es zu kalt ist und Rauchen darf man an Bord auch nicht. Echt blöd! Die meisten bleiben wegen dem ungemütlichen Wind unter Deck. Ich trotze dem Wetter um bessere Fotos machen zu können und bleibe oben. Es gibt aber auch Decken und es regnet nicht, nur der Wind bei 13°C (plus) macht keinen richtigen Spaß dabei. Wir sehen die Peter-und Paul-Festung auf der Backbordseite sowie Eremitage, Blutkirche, St. Isaaks-Kathedrale auf der Steuerbordseite. Auf den vielen kleinen und großen Kanälen fahren wir mit dem Boot in die Stadt rein. Man fühlt sich wie in Amsterdam oder Venedig.
Unter den Brücken muss ich schon den Kopf einziehen, sonst könnte es wohl auch mal "AUA" machen.
Nach der Bootstour empfängt uns Andrej wieder an der Anlegestelle. Wir müssen erst über die zwei neben uns liegenden Boote an Land klettern. Auf einem findet sich gerade ein Hochzeitsgesellschaft ein. Wird in dem kurzen Hochzeitskleid bestimmt frisch an Bord ;-).
Anna kündigt den Zwölfuhrschuss an. Ja, was soll das denn sein? Ich kann jetzt schon verraten: Ganz schön laut!
Unser nächstes Ziel ist die Peter-Paul-Festung und liegt im Zentrum von St.Petersburg, auf
der kleinen Haseninsel gegenüber der Eremitage. Hier sind wir vor ja schon auf der Bootsfahrt vorbei gefahren und ebenso an dem 2003 im Wasser links neben der Johannesbrücke aufgestellten, 58 cm große Bronze-Figur eines Hasen, vorbei gekommen. Der Hase ist zu einer beliebten Attraktion geworden. Es soll Glück bringen, den Pfosten, auf dem das Häschen sitzt, mit einer Münze zu treffen. Wir haben leider keine Rubel dabei und gehen durch eins der großen Tore in das Innere der Festungsanlage.
Viele Touristen aus aller Welt wollen die vom mächtigen russischen Zaren Peter dem Großen errichtete Befestigungsanlage erkunden. Die Peter-Paul-Festung ist die Keimzelle von St. Petersburg. Die Grundsteinlegung der Peter-Paul-Festung am 27. Mai 1703 gilt als Geburtstag der vom Zaren Peter dem Großen erbauten Stadt. Doch ursprünglich wollte Peter der Große auf diesem gerade von den Schweden zurückeroberten Land keine Stadt, sondern einfach nur eine Festung errichten, um die nördliche Grenze von Russland abzusichern. Die Peter-Paul-Festung wurde nie angegriffen. Stattdessen nutzte man einen Teil davon als Gefängnis, was der Festung den Beinamen „die Russische Bastille“ einbrachte. Zur damaligen Zeit war sie eine der modernsten befestigten Anlagen und gleichzeitig ein elegantes architektonisches Bauwerk.
Die Festung wird auch zur letzten Ruhestätte des Zaren. Das Grab Peter des Großen, sowie die Grabstätten der meisten russischen Zaren und Zarinnen aus dem 18.-20. Jahrhundert, einschließlich die Familie des letzten russischen Zaren Nikolaus II. kann man in der Peter-Pauls-Kathedrale sehen. Heute findet hier aber gerade ein Gottesdienst statt und wir können die Kirche nicht von innen besichtigen. Schade!
Es ist nicht mehr lange bis 12:00 Uhr! Zu Zeiten Peter des Großen ertönten oft Kanonenschüsse in der Peter-Paul-Festung. Sie signalisierten täglich den Anfang bzw. das Ende der Bauarbeiten in der Festung, warnten vor Überschwemmungen, etc. Später wurden die Kanonen nur zu besonderen Anlässen abgefeuert. Ende des 18 Jh. ordnete Zar Pawel I. an, mit der Schießerei aufzuhören. Aber ab dem 24. September 1873 wurde zum ersten Mal ein Mittagsschuss von der Kanone in der Naryschkin-Bastion abgegeben. Nach der Oktoberrevolution 1917 schaffte die sowjetische Regierung den Kanonenschuss für eine Zeit lang wieder ab. Zum 250. Jubiläum von St. Petersburg im Jahr 1957 wurde die Tradition des Mittagsschusses wieder aufgenommen.
Jetzt versammeln sich die vielen Touristen im Innenhof und beobachten die Vorbereitungen auf der Festungsmauer. Kameras jeder Bauart werden zur Aufnahme bereit gehalten.
Auf einem Bild hört man den Schuss leider nicht, aber der ist tatsächlich ohrenbetäubend. Obwohl man ja vorbereitet ist, erschrickt man sich doch ordentlich. Da raufen sich sogar die jungen russischen Kadetten die Haare ;-).
Nachdem Andrej uns wieder aufgelesen hat fahren wir stadtauswärts. An einer Ausfallstraße in Richtung Puschkin halten wir an einem großen Einkaufszentrum. Das Einkaufszentrum ist riesig. Ich werfe mal einen Blick hinein und sehe in einer Reihe 48 Kassen mit den dazugehörigen Bändern. Und fast jede der Kassen ist besetzt, obwohl um diese Uhrzeit noch nicht viel los ist.
Wir wollen zum Mittag die russische Küche testen. Anna erzählt uns, das durch die derzeitige politische Situation viele Russen darauf bedacht sind, die einheimische Läden zu bevorzugen. Dazu gehört auch eine der größten Fast-Food-Ketten des Landes. Tepemok hat ausschließlich russische Speisen wie Salate, Suppen, Blinis, Getreidespeisen, Fisch und verschiedene Fleischzubereitungen und ist damit die russische Alternative zu McDonald's.
Wir entscheiden uns für die typischen Blini, die es hier mit zahlreichen verschiedenen Füllungen gibt. Für den kleinen Hunger zwischendurch absolut zu empfehlen. Dazu gibt es ein russisches Bier!
Katharinenpalast
Nach der halbstündigen Mittagspause fahren wir in das 25 km südlich von Petersburg liegende Zarskoje Selo (oder Puschkin) weiter. Hauptattraktion in einem der schönsten Vororte St. Petersburgs ist der in einem großen Park liegende prachtvolle Katharinenpalast.
Auch hier klappt es schnell mit dem Kauf der Eintrittskarten durch Anna. Durch das "Goldene Tor" kommen wir in den Park und haben einen tollten Blick auf die Fassade des Palastes.
Nachdem wir das Gebäude betreten haben, müssen wir Taschen und Rucksäcke an der Garderobe abgeben, bevor uns Anna durch die Gänge des Palastes führen darf. Nach kurzer Wartezeit dürfen wir den reich verzierten großen Saal mit einer Größe von 800 qm betreten. Hier ist schon mehr los mit den Touris aus nah und fern. Als Sommerresidenz für die Ehefrau von Peter dem Großen Katharina I errichtet, ist der Palast heute eine der beliebtesten Attraktion für die Gäste St. Petersburgs.
Katharina ist selbst auch noch da. Hat sich über die Jahre ganz gut gehalten ;-).
Vorbei an reichlich vergoldeten Räumen und goldenen Zimmerfluchten kommen wir voran. Ziel ist für die meisten Besucher, sich das Bernsteinzimmer mit eigenen Augen anschauen zu wollen. Zum 300.
Jubiläum von St. Petersburg im Jahr 2003 ist das Zimmer aufwendig restauriert worden. Fotografieren ist leider nicht erwünscht!
Aber auch nach dem Bernsteinzimmer gibt es noch weitere interessant eingerichtete Räume, die ein Foto wert sind!
Nachdem wir unsere Rucksäcke wieder in Empfang genommen haben, machen wir noch einen kleinen Rundgang durch den 100 Hektar großen Park. Er besteht aus dem barocken französischen Garten und dem
schattigen englischen Landschaftspark mit zahlreichen Pavillons, Plastiken und kleinen Teichen. In einem Pavillon singen die vier Tenöre. Das Können der 4 und die Akustik in dem doch karg
ausgestatteten Raum ist beeindruckend.
... und am Abend St. Petersburg mit Beleuchtung
Nach dem Abendessen machen wir uns noch einmal auf den Weg durch die russische Einreisekontrolle. Reisepass und Voucher für den Abend vorlegen und schon dürfen wir wieder passieren.
Um 20:00 Uhr sind wir wieder mit Anna verabredet. Wenn wir schon einmal hier sind wollen wir natürlich auch St.Petersburg am Abend anschauen. Unsere Gruppe ist kleiner geworden. Nur Conny und Heinz aus Berlin wollen nochmal mit los. Die anderen bleiben lieber an Bord der MS4. Selber schuld!
Andrej ist wieder unser Fahrer und stoppt als erstes an einer der größten Kathedralen der Welt. Mit 101,5m Höhe ist die Isaakskathedrale die viert höchste Kuppelkirche Europas und die goldene Kuppel ist schon von weitem zu sehen. Geschmückt mit verschiedenen Marmorsorten, Edelsteinen und Gold, ist die Isaakskathedrale die prächtigste Kirche von St. Petersburg. 400 Kilo Gold verwendete man für die Vergoldung der Kuppel und die Innendekoration; über 150 Malereien und 62 Mosaiken mit 12000 verschiedenen Farbschattierungen schmücken die Kathedrale.
Trotzdem wollen wir heute nicht das Innere der Kirche besichtigen, sondern die 267 Stufen zur Kuppel hochsteigen. Als wir an der Kathedrale ankommen regnet es leicht, die Regenschirme lassen wir aber trotzdem im Bus.
Anna besorgt für unser Quartett die Eintrittskarten und lässt uns alleine die Besteigung in Angriff nehmen. Nach oben hin wird das Treppenhaus immer enger, wegen Gegenverkehr müssen wir öfters einmal einen Zwischenstopp einlegen.
Bei der einsetzenden Dämmerung bietet sich uns ein herrlicher Blick auf die Zarenmetropole St. Petersburg. Auch der leichte Regen hat inzwischen aufgehört.
Nach dem tollen Blick müssen wir wieder runter, Anna wartet ja auf uns.
Die Bewegung tut gut. wir spazieren in Richtung Schlossplatz oder Alexanderplatz, dem größten und imposantesten Platz in St. Petersburg. Den Norden des Platzes schmückt die einstige Zarenresidenz, der barocke Winterpalast von dem italienischen Architekten Rastrelli. Im Süden steht das vom Architekten Carlo Rossi errichtete Generalstabsgebäude mit seinem Triumphbogen.
Auf der Mitte des Platzes steht die Alexandersäule, die zu Ehren Alexanders und seiner Armee den Sieg über Napoleon demonstriert. Die Säule wurde zwischen 1830 und 1834 gebaut und die feierliche Einweihung fand am 30. August 1834 statt. Das Monument ist 47,5 m hoch und wird von einem Engel mit Kreuz in der Hand gekrönt. Die Säule besteht aus einem einzigen Stück roten Granits, ist 25,45 m hoch und 3,5 m im Durchmesser. Die 600 Tonnen schwere Säule wurde ohne die Hilfe moderner Kräne oder anderer Maschinen aufgestellt. Sie steht ohne weitere Verankerung im Podest!
Rechts und links von den kleinen Kanälen kommen wir an schön renovierten Häusern vorbei.
Fußgängerzonen gibt es in St. Petersburg kaum. Hauptflaniermeile ist der Newski Prospekt. Auch hier fahren die Autos auf 3 Spuren in jede Richtung. Radarkontrollen scheint es hier nicht zu geben. In den Nebenstraßen ist es etwas ruhiger.
Heute ist Sonntag und trotzdem haben die Geschäfte bis Mitternacht geöffnet. So ist in den Kaufhäusern, Delikatessengeschäften und Cafes gegen 21:30 Uhr noch viel los.
Fußgängerzonen gibt es sehr wenige, nur ein paar wenige Nebenstraßen sind für den Autoverkehr gesperrt. Etwas Straßenkunst, lustige Werbetafeln oder Säulen mit russischen Spitzensportlern lockern die Straßen auf.
Im Singerhaus machen wir im Cafe des Buchladens eine kleine Cappuchini-Pause. In den vielen Büchern kann ich leider nicht so richtig was lesen.
Kleiner Tipp: In der Buchhandlung gibt es in der 1. Etage auch ordentliche Toiletten (kostenlos).
Mit dem Bus geht es, bevor die Brücken über die Newa hochgezogen werden, rüber auf die Wassili-Insel. Inzwischen ist es dämmrig geworden und man hat von hier einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Seite mit der beleuchteten Eremitage, Winterpalast und Isaak-Kirche.
Kurz vor Mitternacht setzen uns Anna und Andrej wieder am Cruiseterminal ab. Auch das Terminal ist toll beleuchtet, da möchte die "Mein Schiff 4" natürlich auch nicht glanzlos daneben liegen.
Für einen Absacker an der Bar der Mein Schiff 4 ist es uns zu spät. Morgen geht es ja weiter mit dem 2.Tag in St. Petersburg und dann wollen wir wieder fit sein.
Montag, 13. Juli 2015
Heute werden wir um 9:30 Uhr von Anna und Andrej zu unserem zweiten Ausflugstag in St. Petersburg abgeholt.
Die Passage der Grenzkontrolle ist problemlos. Reisepass und Voucher für den heutigen Tag vorlegen und schon können wir passieren. So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt. Wir sind positiv überrascht!
Heute ist etwas mehr Verkehr auf den Straßen in Richtung Innenstadt. Anna erzählt uns, das die St. Petersburger für gewöhnlich erst zwischen 9 und 10 Uhr anfangen zu arbeiten. Die meisten arbeiten in der Stadt, leben aber in Wohnungen außerhalb der City.
Erster Stopp ist heute an der Kasaner Kathedrale gegenüber dem Singer-Haus direkt am Newski-Prospekt. Das russisch-orthodoxe Kirchengebäude wurde von 1801 bis 1811 im Auftrag von Kaiser Paul I. nach dem Vorbild des römischen Petersdoms errichtet.
Kaiser Paul I. erlebte das aber nicht mehr, er wurde kurz nach Beauftragung ermordet.
Heute erinnern nur noch die Kolonnade und die Kuppel an das römische Vorbild. Durch den Haupteingang betreten wir eines der auffälligsten Gebäuden Sankt Petersburgs. Fotografieren ist nicht erlaubt, da noch heute ein Seitenflügel für Gottesdienste benutzt wird.
Die Inneneinrichtung erinnert mehr an einen Palast als an eine Kirche. Neben dem reichhaltigen Schmuck zieren auch erbeutete Fahnen und Trophäen aus russischen Kriegszügen die Kirche.
Auf dem Platz vor der Kirche fand am 6. Dezember 1876 die erste sozialrevolutionäre Demonstration auf russischem Boden statt.
Schon von weitem kann man den markanten Baustil unseres nächsten Zieles von einer Brücke des Newski-Prospektes über den Gribojedow-Kanal aus erkennen.
Die imposanten Blutkirche ist auch als Christi-Auferstehungs-Kathedrale bekannt. Sie ist die einzige Kirche in St. Petersburg, die im alt-russischen Stil erbaut wurde. Die Kirche ist nach dem Vorbild der Moskauer Basilius-Kathedrale gestaltet.
Erbaut wurde sie von 1883 bis 1912 an der Stelle, an der Alexander II. 1881 einem Attentat zum Opfer fiel. Sie wurde also eigentlich erst als ein Denkmal und weniger als ein Gotteshaus geplant. Die Geschichte der Kirche war sehr wechselhaft. Zwischenzeitlich wurde sie als Konzerthalle, Museum und später auch mal als Theater genutzt. In der Geschichte Russlands und der Sowjetunion sollte sie öfters abgerissen werden und war jahrzehntelang für die Öffentlichkeit geschlossen. Erst nach 27 Jahren Renovierung wurde sie im August 1997 als Museum des russischen Mosaiks wiedereröffnet.
Bereits gestern konnten wir vom Schiff aus die prachtvolle Fassade mit ihren Zwiebeltürmen bestaunen. Jetzt stehen wir direkt davor, neben uns natürlich auch Touristen aus Asien ;-).
Schnell hat Anna die notwendigen Eintrittskarten erstanden und nach sehr kurzer Wartezeit (5 Minuten) können wir die Kathedrale betreten. Innen sind alle Flächen mit Mosaiken gestaltet, etwa 7000 Quadratmetern sollen es sein. Auch die Verarbeitung von Marmor und Halbedelsteinen kam nicht zu kurz.
Nach der Besichtigung ist ganz klar festzustellen: Die Renovierung hat sich gelohnt und ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert!
Nächstes Highlight ist eine Fahrt mit der Metro.
Die Metro in St. Petersburger ist nicht nur das beliebteste Verkehrsmittel von Petersburgern, sondern auch ihr ganzer Stolz. Grund: Die Bahnhöfe der Petersburger U-Bahn können sehr leicht mit Palasträumen verwechselt werden und sind daher auch für uns ein Highlight auf unserer Tour durch die Zarenstadt. Besonders die rote Linie, die 1955 als erste der fünf heutigen Metrolinien ihre Türen für die Fahrgäste öffnete, ist besonders prunkvoll ausgestattet worden.
Andrej setzt uns an der Station Narvskaya ab. Allein der Eingang ist schon beeindruckend.
Man zahlt umgerechnet ca. 1.-- Euro und kann dann solange und weit fahren wie man möchte. Anna besorgt die für die Fahrt notwendigen Chips, die man dann an einer Schranke einwirft. Auf einer langen Rolltreppe geht es in einem ziemlich schnellen Tempo abwärts. Hier und in den nächsten beiden Stationen sehen wir Marmor und Granit, bronzene Reliefe und Kronleuchter, stilisierte Lampen und Fackeln, Mosaiken, Denkmäler und kunstvoll ausgeführe Säulen aus gepresstem Glas.
Mit 110m Tiefe ist die St. Petersburger Metro die tiefste in der Welt. Pro Tag können über die 63 Stationen 2,3 Millionen Personen pro Tag befördert werden.
Die Bahnen mit denen wir fahren sind nicht mehr die jüngsten. Aber alles ist aber super sauber und es liegt kein Papier oder Dreck rum.
Eine Mittagspause machen wir dann im Cafe Stolle mit Pirogi. Die gefüllten Teigkuchen sind das russische Nationalgericht schlechthin. Die besten in St. Petersburg (oder vielleicht auch in ganz Russland) gibt es bei Stolle. Hier werden diese Pirogi nach traditionellen Rezepten sehr fantasievoll zubereitet. Der luftige Hefeteig wird verschieden belegt oder gefüllt. Zum Beispiel süß mit Apfel, Kirschen oder Aprikosen oder herzhaft mit Pilzen, Speck, Spinat und Käse. Lecker!
Man munkelt, es gibt Hausfrauen, die Kuchen von Stolle als ihre eigenen ausgeben. Das Konzept von Stolle kam bei den St. Petersburgern so gut an, dass man innerhalb von wenigen Jahren fünf Filialen eröffnete.
Aber bald müssen wir uns von dem leckeren Pirogi verabschieden. Andrej wartet mit dem Bus direkt vor der Tür zur Weiterfahrt zum nächsten Höhepunkt des heutigen Tages. Ziel ist der ca. 30 Kilometer entfernt, direkt am "Finnischen Meerbusen liegende Peterhof. Auf dem Weg dorthin kann man auch die etwas in die Tage gekommen Straßenbahn nehmen. Ich bin aber doch froh, das wir unseren modernen Bus mit ortskundigen Fahrer dabei haben ;-).
Anna besorgt schnell die Eintrittskarten für den Park.
Wir haben 90 Minuten Zeit um den schön angelegten Park mit seinen Fontänen, Kaskaden und vergoldeten Skulpturen zu erkunden.
Unterwegs gibt es immer wieder Trickfontänen, die unverhofft von unten oder seitlich die Vorbeikommenden "nass" machen. Natürlich zur Gaudi der anderen Touristen. Auch hier wieder Gruppen aus Asien. Haben wir wir die nicht auch schon in Helsinki getroffen? Mit ihren Schlapphüten und Kameras vor den Augen sehen dir für uns fast gleich aus ;-).
In den 1 1/2 Stunden haben wir nur eine Runde durch den unteren, kleinen Teil der riesigen Parkanlagen gemacht. Schon toll!
Auf dem Weg zurück fängt es stark an zu regnen. Wir haben Glück gehabt mit dem Wetter. Es war die zwei Tage zwar kühl, maximal 14 °C, aber bis auf etwas Nieselregen sind wir wenigstens trocken geblieben.
Zum Abschied trinken wir in einem Souvenierladen mit Anna zusammen einen Vodka. Das muss sein!
Um 16:30 Uhr sind wir wieder zurück am Schiff und verabschieden uns von Anna und Andrej. Die Beiden haben das toll gemacht und die Agentur von Sergei können wir nur weiter empfehlen. St. Petersburg ist eine tolle Stadt und irgendwann kommen wir vielleicht mal für ein paar Tage länger in die nördlichste Millionenstadt der Welt.
Um 18:00 Uhr laufen wir aus und die "Mein Schiff 4" nimmt Kurs auf unseren nächsten Hafen in Estland, nach Tallin.
Gegen 19:00 Uhr gehen wir wieder ins Atlantik-Klassik zum Abendessen und zum Abschluss des Tages gibt es in der Himmel& Meer-Lounge für Anja noch einen Cocktail bzw. für mich ein Glas Rotwein .
4. Hafenstadt ist Tallin in Estland >>