Samstag, 2. Februar 2019
Einen Tag vor dem Auslaufen der “Neuen Mein Schiff 2” wollen wir schon einmal nach Bremerhaven fahren. So kann die Reise entspannt beginnen und wir können in Bremerhaven noch das Auswandererhaus besuchen.
Der Wetterbericht sagt für den heutigen Samstag Schneefall ab 7:00 Uhr voraus. Warum also den Koffer durch den Schnee schieben? Wir stehen einfach eher auf und nehmen einen Zug früher als geplant.
Das bedeutet allerdings um 4:30 Uhr aufstehen, Dusche, Zähne putzen, Espresso entfällt (Maschine ist schon sauber) und um 5:40 Uhr mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Um 6:20 Uhr startet pünktlich der Regional-Express Richtung Bremerhaven. Der Zug ist fast leer und mit Zeitung lesen vergehen die gut zwei Stunden Fahrt ziemlich schnell. Vom Hauptbahnhof in Bremerhaven geht es mit der Buslinie 502 zu unserem Hotel. Für 29,-- Euro für uns zwei mit dem Niedersachsen-Ticket eine günstige Anreise.
Auch das Nordsee-Hotel am Theodor-Heuss-Platz haben wir über einen Deal für 78,-- Euro incl. Frühstück günstig buchen können. Die Koffer können wir schon einmal im Hotel unterstellen und auch gleich im schön eingerichteten Frühstücksraum frühstücken. Auf dem Buffet gab es alles was für uns für ein gutes Frühstück dazugehört. So können wir gut gestärkt in das Auswandererhaus gehen.
Das Auswandererhaus steht direkt am Neuen Hafen. Von diesem historischen Standort brachen zwischen 1852 und 1890 knapp 1,2 Millionen Menschen in die Neue Welt auf. Insgesamt zogen 7,2 Millionen Auswanderer von den Häfen der Stadt aus in die Neue Welt. Eröffnet wurde das europaweit einzigartige Erlebnismuseum zur deutschen und europäischen Auswanderungsgeschichte in Bremerhaven im August 2005. Ein Erweiterungsbau präsentiert seit April 2012 die über 300-jährige Einwanderungs-geschichte nach Deutschland.
Beim Eintritt bekommen wir einen Boardingpass mit zwei Namen. Während unseres Rundgangs begleiten wir die Lebensgeschichte jeweils eines Aus- und eines Einwanderers. Ich bin Ottmar Mergenthaler, der 1872 von Bremerhaven emigrierte. Bei der Einwanderung bin ich Silvio Olivier, der um 1936 von Italien nach Deutschland kam. Mit der Eintrittskarte erhalten wir eine RFID-Card und erfahren an Hörstationen mehr über die Familien- geschichten der einzelnen Aus- und
Einwanderer. Mit den entsprechenden historischen Hintergrundinformationen können wir das einzelne Familienschicksal in die Geschehnisse der jeweiligen Epoche einordnen und lernen die unterschiedlichen Gründe kennen, die Menschen dazu bewogen haben ihre Heimat zu verlassen. Unsere Reise in die Neue Welt beginnt im Wartesaal, einem rekonstruierten Bau des Norddeutschen Lloyd von 1869.
An der Rekonstruktion einer Kaianlage um 1880 nehmen wir Abschied.
Unter der meterhohen Bordwand des Schnelldampfers „Lahn“ stehen wir zwischen Reisenden aus unterschiedlichen Epochen und warten auf den Aufbruch in ein fremdes Land. In den rekonstruierten Schiffsräumen zu unter-schiedlichen Epochen können wir nur erahnen, wie schwierig die Überfahrt zu der damaligen Zeit war. Im düsteren Zwischendeck eines Seglers um 1850 oder inmitten der Schlafsäle eines Schnelldampfers um 1880. Da war der Komfort, den der Ocean Liner „Columbus“ von 1929 auch in der Dritten Klasse bot, schon fast Luxus. Ich freue mich jedenfalls auf meine Kabine auf der neuen Mein Schiff 2. Eine Überfahrt mit dem Segelschiff kann ich mir gar nicht vorstellen.
Durch die „Galerie der 7 Millionen“ kommen wir in den Gang nach New York. Die Atlantik-Überquerung haben wir überstanden und müssen nur noch die Fragen der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island überstehen.
Denn schon damals galten verschärfte Einwanderungsbestimmungen und die Behörden entschieden, wer einreisen durfte oder in sein altes Heimatland zurückkehren musste. Die größte dieser Stationen befand sich auf Ellis Island. Mehr als 12 Millionen Menschen wanderten zwischen 1892 und 1954 über die „Insel der Tränen“ in die USA ein. Auch wir können die beispielhafte Fragen aus dem Jahr 1907 beantworten und hätten damals wohl auch einreisen dürfen.
Im "Office of the New World“ mit historische Dokumenten wie zum Beispiel Originalbriefen von bereits ausgewanderten Verwandten und Freunden oder historischen Auswandererführern gibt es wichtige Informationsquelle aus der damaligen Zeit zu sehen.
Endlich angekommen, aber noch nicht ganz am Ziel, war man damals am Grand Central Terminal in New York, für viele Einwanderer das „Tor zum amerikanischen Kontinent“. Von hier traten die Einwanderer ihre Weiterreise an.
Wir kommen vom Central Terminal in den Erweiterungsbau und finden uns in einer Ladenpassage im Jahr 1973 in Deutschland wieder. Vor einem Kiosk hängen gut sichtbar aktuelle Tageszeitungen mit Schlagzeilen wie "Grenzen zu für Gastarbeiter"! Es ist der 24. November 1973, der Tag nach dem Anwerbestopp ausländischer Arbeitskräfte.
Am Kiosk wird uns unsere neue Identität als Einwanderer zugewiesen. Ich bin ab sofort Silvio Olivier, eingewandert um 1936 nach Werdau, und wandere auf seinen Spuren und erfahre über seine Lebenslauf mit Flucht aus der DDR und Eröffnung eines Eiscafés in Wolfsburg. Das Café wird noch heute in 3. Generation von Silvios Enkel geführt.
Wer möchte, kann im Raum für Familienrecherche täglich ab 12 Uhr auf eine persönliche Spurensuche nach ausgewanderten Vorfahren gehen. Die waren in unseren Familien aber nicht bekannt und so haben wir nur einen kurzen Blick in die Online-Datenbanken mit Informationen zu ausgewanderten Personen geworfen.
Nach guten zwei Stunden haben wir den Durchgang beendet und haben einen sehr anschaulichen Eindruck der damaligen Zeit bekommen. Wer hier von Bremerhaven mit dem Schiff auf Kreuzfahrt geht oder sonstwie in der Stadt ist, dem sei ein Besuch des Auswandererhauses sehr empfohlen.
Zurück über den Deich und eine Runde durch das Mediterraneo, einem Shopping_Center neben dem markanten Atlantic-Hotel. Einen Cappuccino trinken wir dann doch lieber in der Gelateria Coccato "Villa" gegenüber der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche.
Um halb drei sind wir am Hotel und können einchecken. Von außen sieht das Hotel nicht allzu einladend aus, innen ist es aber sehr modern und trotzdem gemütlich eingerichtet. Die Zimmer sind reichlich groß und die Badezimmer gut ausgestattet. Auch auf den Betten liegt es sich sehr gut, wir wir nach dem nun notwendigen zweistündigen Schlaf feststellen können.
Um 18:00 Uhr treffen wir uns mit Sylvia und Klaus, die seit Anfang des Jahres hier nach Bremerhaven gezogen sind. Zusammen wollen wir in das griechische Restaurant “Delphi” gehen und zu Abend essen. Das Delphi kannten wir schon von unserem Besuch im September letzten Jahres und hatte uns voll überzeugt. Auch heute sind wir alle “Vier” zufrieden und gehen nach drei Stunden leckerem Essen und Reden über alte Zeiten sitt und satt nach Hause bzw. in unser Hotel.
auf dem Weg an Bord der Mein Schiff 2 >>>