La Coruña

Mittwoch, 6. Februar 2019 

Port of La Coruña

Liegezeit: 8:00 bis 18:00 Uhr

Die Nacht war etwas unruhiger, denn ein Tief über dem Nordatlantik schickt seine Wellen und bringt die Mein Schiff in leichte Bewegungen.

Für 6:00 Uhr haben wir den Wecker gestellt, denn heute wollen wir mit einem Mietwagen nach Santiago de Compostela fahren. Für ein kleines Frühstück setzen wir uns oben in die X-Lounge und beobachten dabei das Einlaufen in den Hafen von  La Coruña im Nordwesten Spaniens.

Pünktlich um 8:00 Uhr legt die Mein Schiff 2 an der Muelle Trasatlanticos an, gleich gegenüber der Avenida de la Marina mit den verglasten Erkern und Loggien der schönen Häuser. Nicht umsonst wird La Coruña auch  “die Glasstadt” genannt. Um diese Uhrzeit sieht es zwar auch bereits schön aus, besser wird es aber später mit den einfallenden Sonnenstrahlen.

Die Schiffsfreigabe durch die spanischen Behörden verzögert sich etwas und so können Anja und ich das Schiff erst 20 Minuten später verlassen als geplant. Zusammen machen wir uns auf dem Weg zur Station von Enterprise Rent-A-Car an der Estación de Tren de La Coruña. Der Bahnhof ist zwar nur 2,4 Kilometer entfernt, der Fußweg entlang der mehrspurigen Hauptstraße aber nicht ganz so prickelnd schön. Nach gut einer halben Stunde mit etwas bergauf und -ab erreichen wir den Bahnhof. Hier finden wir zuerst nur die Station von Europcar, gleich danach aber Enterprise nur wenige Meter weiter am Ende des Parkplatzes. 


Der Service auch hier sehr nett und nach Klärung einer Namensverwechselung bekommen wir auch unseren Wagen, einen Peugeot 208. Jetzt müssen wir nur noch unsere Mitfahrer Sonja und Gerd einsammeln, die an einer Kreuzung in der Nähe des Hafens auf uns warten. Um 9:40 Uhr können wir jetzt in Richtung Santiago de Compostela starten. Der Verkehr ist stark und die Ausschilderung und Straßenführung gewöhnungsbedürftig. Gerd lotst mich aber gut aus der Stadt raus und wir kommen auf der mautpflichtigen E-1 (eine Strecke 6,75 €) gut voran und erreichen nach einer Stunde Santiago de Compostela. Außerhalb der Pilgersaison finden wir ohne Probleme einen Parkplatz in der großen Parkgarage an der Av. de Xoán XXIII in der Nähe des Busparkplatzes.

Pazo de Raxoi
Pazo de Raxoi

Vom Parkplatz ist es nicht mehr weit in die Altstadt der Pilgerstadt. Das Wetter meint es gut mit uns, es scheint die Sonne und es ist um die 10°C warm. Nicht überwältigend, aber für Anfang Februar ganz annehmbar. Auf der Rúa de San Francisco kommen wir auf den Praza de Obradoiro. Hier treffen sich die Pilger und Reisenden aus aller Welt. Zur Hauptsaison ist es hier mehr als überfüllt, am heutigen Tag ist die Anzahl der anwesenden Touristen, Pilger unter den Einwohnern aber noch überschaubar. Rechts von uns steht eines der prachtvollsten Paradores. Es befindet sich im ehemaligen Hospital de los Reyes Católicos und ist eines der ältesten Hotels der Welt. Auf der Westseite des Platzes befindet sich der Pazo de Raxoi. Der Bau mit der langen Fassade und den eleganten Arkaden wurde 1766 unter dem Erzbischof Raxoi begonnen und diente als Unterkunft für die Chorknaben und Seminare. Heute ist hier der Sitz des Rathauses von Compostela.

Gegenüber blicken wir auf die Westfassade der Kathedrale von Santiago de Compostela, Zielpunkt aller Jakobswegrouten.

Die Geschichte von Santiago de Compostela beginnt im Juli des Jahres 813, als Bischof Theodemir den Fund des Grabes vom Heiligen Jakobus im Dorf San Fiz de Solovio bestätigt. Aus dem Dorf wurde später die Stadt Santiago de Compostela und auf der Grabstätte des Apostels entstand die große Basilika. Die Nachricht über die Entdeckung verbreitete sich in Windeseile über die gesamte christliche Welt und zwischen Santiago und dem Rest Europas begann ein stetiges Kommen und Gehen von Reisenden und Pilgern.

Von dem großen Praza de Obradoiro erreichen wir um die nächste Ecke den Eingang zur Kathedrale an der der Praza de Praterías mit dem Brunnen Fonte dos Cabalos. Unter dem Portal aus dem 12. Jh. steigen wir die paar Stufen hoch und können das stattliche Kirchenschiff ohne Wartezeit betreten.

Die Grundfläche der Kathedrale von Santiago hat die traditionelle Form eines lateinischen Kreuzes und ist die größte romanische Kirche Spaniens. Die hohen Säulen mit den Rundbögen und riesige Kirchenfenster sind beeindruckend, aber durch die Höhe und Helligkeit nicht bedrückend. In der Mitte fällt sofort der große Hauptaltar auf. Es ist um diese Zeit tatsächlich wenig los und wir gehen erst einmal um den Altar herum und steigen über die Treppe zu der Nische hinter dem Altar empor. Von hier oben haben wir einen tollen Blick in den goldenen Hauptaltar. Von dem Brauch, den dort mit Pilgerumhang sitzenden Jakobus zu umarmen, haben wir noch nichts gehört. Müssen wir wohl noch einmal hin. 

Auf der anderen Seite des Altares kommen wir zu dem kleinen unterirdischen Mausoleum um dort die Reliquien des Apostels Jakobus und die seiner Jünger Atanasio und Teodoro zu besichtigen. Sie  befinden sich in einer Silberurne aus dem 19. Jahrhundert, die in ihrer Gestaltung an einen romanischen Sarkophag erinnert.

Nicht nur zur Hauptsaison der Pilgerwanderungen eine wirklich beeindruckende Kirche!!

Im Café Bar Gaiola in der Rúa dos Bautizados ist jetzt Zeit für eine kleine Stärkung. Von außen eher unscheinbar, aber die einheimischen Männer an der Theke und Familien an den Tischen sind sicherlich ein gutes Zeichen für gute, einfache  und preiswerte regionale Küche. Die leckere Empanada und die Chiporones frites (gegrillter Tintenfisch) schmecken ausgezeichnet. Leider kann ich als Fahrer kein Bier oder Gläschen Wein dazu trinken. Aber ein Espresso geht noch und Wein gibt es ja am Abend wieder an Bord. Wir bezahlen für 4 Personen zusammen 35,20 Euro plus angemessenes Trinkgeld für die nette Bedienung.


Wir sind zufrieden und mit gut gefülltem Magen nach dem leckeren Essen gehen wir noch in einen der bedeutenden Park- und Gartenanlagen der Stadt. Der zentral gelegene Park La Alameda in der Nähe der Altstadt entstand im 19. Jahrhundert und ist auch heute noch ein privilegierter Aussichtspunkt über den alten Stadtkern. Zwei Damen weisen uns den Weg hoch in den Park. Das Denkmal stellt zwei von drei beliebten Schwestern aus Santiago dar. Die Schwestern Corelia und Maruja Fandiño lebten hier tatsächlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gingen jeden Tag um zwei Uhr in Kleidung, die damals noch nicht üblich war, hoch zur Alameda.

Vom Rundweg um den Park haben wir einen wunderbaren  Panoramablicke auf die Altstadt und die Westfassade der Kathedrale. Von hier aus machen wir anschließend einen Spaziergang durch die Straßen und über die Plätze der Altstadt. Alles ist sehr gut erhalten und restauriert und der Ort gefällt mir sehr gut. Es gibt eindrucksvolle Arkadengänge mit kleinen Lädchen, netten Lokalen und Hotels. Ich bekomme nicht den Eindruck, das hier alles nur auf die Touristen und Pilger ausgerichtet sind. Hier kann man sicherlich auch ein paar Tage länger aushalten.

Wir wollen uns jetzt aber langsam auf den Rückweg nach La Coruña machen. Gegen halb 2 sind wir zurück am Parkhaus. Die Parkzeit wird minutengenau abgerechnet und wir bezahlen so für nicht ganz drei Stunden 3,38 Euro. Das ist nicht teuer!

Schnell finden wir aus dem Ort raus auf die E-2 und zurück zu unserer Mietwagenstation.Kurz noch für 18,-- Euro tanken und wir geben den Wagen unversehrt ab. Ich frage nach, ob wir eventuell zurück zum Schiff gebracht werden können. Überhaupt kein Problem und wenige Minuten später sind wir an der Avenida de la Marina.

Vorbei an den Häusern mit den schönen Glasfassaden schlendern Anja und ich jetzt noch auf der Promenade entlang. Leider hält sich die Sonne heute etwas zurück.

Das Castillo Santo Antón mit dem Museo Arqueológico e Histórico lassen wir rechts liegen, unübersehbar der Kontrollturm der Hafenbehörde von Coruña. Von dort hat man bestimmt einen guten Überblick über das Geschehen im Hafen.

Ein paar Meter weiter gehen wir links hoch in die engen Gassen der Altstadt. Auch hier schöne Häuser mit beeindruckenden Fassaden.

Das Rathaus auf dem Platz der María Pita (Praza de María Pita)aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert beeindruckt mit Arkaden und Galerien sowie durch drei mit bunten Kuppeln gekrönte Türmen. Zwischen 14:00 und 17:00 Uhr ist Siesta und dementsprechend hat ein Großteil der Geschäfte in der Haupteinkaufsstraße geschlossen.

Der Weg zum Turm des Herkules ist für heute zu weit. Shoppen wollen wir ohnehin nicht shoppen und so gehen noch an einen der Lieblingsorte der Einwohner von La Coruña, auf die Strandpromenade an den Stränden Riazor und Orzán. Der Wind bläst heftig und die Wellen sind schon beeindruckend. Baden verboten! Schade 😉!

Zurück an Bord zieht schlechteres Wetter auf. Der Sonnenuntergang lässt nur kurz Abendstimmung aufkommen. Beim Auslaufen genießen wir bei einem Gläschen rosa Wasser den Blick auf den Herkulesturm. Das Wahrzeichen der Stadt ist der einzige noch funktionierende römische Leuchtturm Spaniens und wurde Anfang des zweiten Jahrhunderts unter der Herrschaft von Kaiser Trajan erbaut. Die Wellen sind schon ganz ordentlich und Kapitän Kjell Holm kündigt die Ausläufer eines Tief über der Biskaya an. Die langgezogenen Wellen sollen auch die Mein Schiff 2 zum Tanzen bringen. Wir sind aber ganz entspannt und auch die bereits ausgehängten Spuckbeutel in den Treppenhäusern können uns nicht beunruhigen.

Kleinere Probleme haben später nur Mary Roos und Wolfgang Trepper in ihrer Show "Nutten, Koks und frische Erdbeeren" auf der Bühne im Theater. Das Gleichgewicht zu halten ist nicht ganz so einfach und Mary setzt sich lieber auf einen Stuhl. 

Beim Abendessen zieht es weiter zu und es regnet heftig. Das Nebelhorn ertönt in regelmäßigen Abständen um andere Schiffe zu warnen.

In der Nacht dürfen wir eine Stunde länger schlafen. Morgen erreichen wir den Hafen von Leixões und in Portugal gehen die Uhren anders.


Von Leixões in die schöne Stadt Porto >>>