Zeebrügge

Mittwoch, 23. August 2017

Hafen Zeebrügge

Liegezeit: 7:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Nach einer ruhigen Nacht legen wir um 7:00 Uhr im zweitgrößten Hafen Belgiens an.

So früh ist die mein Schiff 6 heute das erste anlegende Schiff, etwas später werden noch die AIDA Prima und die Queen Elisabeth in einem der modernsten Häfen Europas einlaufen. Das bedeutet, das im nahen Brügge "einige" Touristen unterwegs sein werden und heißt demnach für uns: Früh los!!

Bei Sonnenschein steigen wir um kurz nach 7:00 Uhr in den kostenlosen Hafenshuttle, mit uns dabei nur noch Toni mit seinen Eltern aus Regensburg und zwei Crewmitglieder.

Das macht den großen Bus nicht richtig voll besetzt und der Fahrer zögert mit der Abfahrt, voller wird in den nächsten Minuten sein Gefährt aber auch nicht. Die zwei Crewmitglieder haben Zeitdruck und setzen sich für einen sofortigen Start ein. Das funktioniert und es kann losgehen. Taxen sind am Hafenausgang um diese Zeit noch keine vorhanden. Das ist für uns kein Problem und wir legen die ca. 1,5 Kilometer zum kleinen Bahnhof Zeebrügge-Strand zu Fuß zurück. Das dauert nur ca. 15 Minuten. Die Tickets können wir am Automaten ziehen, Bezahlung ist mit EC-Karte oder Bargeld möglich und wir steigen um 8:06 Uhr in den Zug nach Brügge. Die Fahrt vorbei an ein paar kleinen Vororten dauert 20 Minuten.

Die Wege in das nahe Zentrum sind von der übersichtlichen Central Station gut ausgeschildert. Durch den Koning Albert I Park sind wir schnell am modernen Konzerthaus. Das wuchtige rote Gebäude ist nicht zu übersehen. In dem modernen Gebäude ist die Touristeninformation untergebracht, vor 9:00 Uhr ist diese aber noch geschlossen. Wir haben uns im Vorfeld schon bestens schlau gemacht und sind nicht unbedingt darauf angewiesen. Wegen Bauarbeiten an Straßen, Straßenbahnschienen und vor und in dem Gebäude lädt der Bereich um das Concertgebouw heute nicht zum längeren Verweilen ein. Ein ordentliches Foto von dem Gebäude ist bei den momentan herrschenden Unwegbarkeiten leider auch nicht möglich. Auch die Sound Factory in der höchsten Etage ist wegen der Arbeiten geschlossen. 

Über die Zuidzandstraat kommen wir zur St.-Salvator-Kathedrale, der ältesten Pfarrkirche Brügges. Heute hat sich die ehemals kleine Kirche zu einer dreischiffigen Basilika mit mächtigen Glockenturm gemausert.

Hinter der Kirche geht es durch die schmale Gasse Sint-Salvatorskoorstraat weiter über den gemütlichen Simon Stevinplein. Die Fassaden der schönen Häuser hier erinnern an Hansestädte wie Lübeck oder Hamburg. Diese waren in der damaligen Zeit auch über das  Hansekontor in Brügge mit den Märkten außerhalb ihres eigentlichen Wirtschaftsraumes verbunden. Weiter über die Straat Oude Burg und durch die Hallestraat erreichen wir bald den “Grote Markt”. Da Brügge nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde, sind mittelalterliches Stadtbild und historische Gebäude sehr gut erhalten. Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt.

Überragt wird der Marktplatz von dem mächtigsten Gebäude der Stadt, die Lakenhalle (Tuchhalle). Bereits 1240 wurde mit dem Bau begonnen und erst im 17. Jahrhundert vollendet. Überragt wird die Fassade von dem Glockenturm, dem Belfried. Der Belfried ist 83 m hoch und im Spätmittelalter demonstrierte der alle Bauwerke der Stadt überragende Turm die Macht des reichen Bürgertums.  Noch heute darf ihn kein Neubau überragen. Bei einer Besichtigung des Museums kann man den Turm auch besteigen und hat einen schöne Aussicht von der Aussichtsplattform über die Stadt. Wir sparen uns die 10,-- Euro/Person für den Eintritt und investieren lieber in belgische Waffeln. Auf dem großen Wochenmarkt gibt es fünf Stück für 5 Euro. 

Für einen Besuch des Brügger Biermuseum ist es uns noch zu früh und durch die Breidelstraat erreichen wir den Burgplatz. Hier treffen gerade die Pferdekutschen ein und erwarten die Gäste der in Zeebrügge angelegten Schiffe. Aber noch ist es ruhig und Kutschererinnen und Kutscher haben noch Zeit für einen Plausch untereinander.

Hier steht das Stadthuis mit seiner schönen Fassade und den hohen Fenstern und den drei kleinen Türmchen.

Rechts neben dem Rathaus werfen wir einen Blick in die Heilig-Blut-Basilika mit dem kostbarsten Schatz Brügges, einer “Ampulle mit dem Blut Christi”. Der Legende nach hat sie Dietrich von Elsass 1149 von einem Kreuzzug mitgebracht. Jeden Freitag wird die Reliquie des Heiligen Blutes den Gläubigen vor und während der Eucharistiefeier zur Verehrung angeboten und seit 1291 immer zu Christi Himmelfahrt während der Heilig-Blut-Prozession durch die Stadt getragen.

Wir möchten aber noch gerne eine Bootsfahrt machen und so erreichen wir durch die Blinde-Ezelstraat eine der fünf Bootsanlegestelle Brügges am Huidenvettersplein. Wir brauchen nicht lange auf das nächste freie Boot warten und bei der halbstündigen Grachtenfahrt (8 Euro/Person) auf den hier „Reien“ genannten Kanälen, erleben wir die schönsten Ecken der Stadt aus einem ganz anderen Blickwinkel. Die Kanäle wurden nach dem Fluss Reie benannt, der früher die Stadt durchfloss und wegen der vielen Kanäle und Bogenbrücken wird Brügge auch Venedig des Nordens genannt.

Erst geht es unter kleinen Brücken hindurch und schmucken Häusern entlang bis zum Jan van Eyck auf den Platz. Hier befand sich einmal der alte Hafen von Brügge, in dem Waren geladen und gelöscht wurden.

Zurück geht es auf dem Dijever bis zum Sashuis und dem Beginenhof, bevor wir wieder am Huidenvettersplein anlegen.

Wieder an Land bummeln wir weiter durch kleine Gassen mit tollen alten Häusern, zwischendurch immer wieder Restaurants und kleine Cafes. Inzwischen ist es merklich voller in der Stadt geworden. Ein beliebter Treffpunkt für Fotografen ist der Rozenhoedkaai mit Blick auf mittel-alterliche Bürgerhäuser und den filigranen Turm der Heiligbloedbasiliek. Hier drängeln sich jetzt die Passagiere von den drei Kreuzfahrtschiffen mit Gruppen aus Japan, Italien, Spanien, Frankreich und allen anderen Nationen. Wir gehören natürlich nicht zu den “Touristen” ;-).

De Halve Maan ist eine authentische, historische Brauerei im Zentrum von Brügge und bereits seit 1856 ein Familienunternehmen. Hier schauen wir kurz im Besucherzentrum vorbei, für eine Führung hätten wir uns aber vorher anmelden müssen. In der traditionsreichen Hausbrauerei wird das Brügger Stadtbier, das „Brugse Zot” gebraut.

Über eine kleine Brücke kommen wir zum Eingangstor des 1245 gegründen „Fürstlichen Beginenhof Ten Wijngaarde“ mit seinen weiß getünchten Fassaden, einem verträumten Klostergarten und dem Beginenhofmuseum. Früher lebten hier die weltliche, emanzipierte Beginen. Frauen, die ein frommes und eheloses Leben führten. Heute wird der Beginenhof von Schwestern des Benediktinerinnenordens und alleinstehenden Frauen aus Brügge bewohnt.

Jetzt ist aber doch noch Zeit für eine kleine Stärkung. Alle Brügger Straßencafés sind nicht nur bei Touristen, sondern auch bei den Einheimischen nicht nur um die Nachmittagszeit sehr beliebt. In kleinen Gassen, am Marktplatz oder mit freiem Blick auf den Rozenhoedkaai, die Auswahl ist riesig, aber die meisten Sitzplätze trotz der “ordentlichen” Preise belegt. Durch Zufall kommen wir am Kaufhaus HEMA in der Steenstraat 75-77 vorbei. Hier gibt es in der oberen Etage ein Cafè. Man sitzt vielleicht nicht ganz so idyllisch wie am Rozenhoedkaai, aber die Auswahl an kleinen Kuchen, belegten Baguettes, Sandwiches oder Suppen bzw. anderen warmen Mahlzeiten zur Mittagszeit ist ordentlich.  Anja probierte das Baguette mit Tomate-Mozzarella. Super! Ich hatte mehr Appetit auf Kuchen und war mit dem Erdbeerkuchen ebenfalls sehr zufrieden. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt!! Ein Tipp den wir gerne weitergeben.

Jetzt machten wir uns langsam auf den Rückweg zum Bahnhof. Mit dem Zug um 13:34 Uhr erreichten wir zwanzig Minuten später wieder den Strand von Zeebrügge. Ein kurzer Blick über die Promenade und dann den Weg zurück zum Schiff.

Brügge hat uns sehr gut gefallen. Hier würde sich bestimmt mal ein längeres Wochenende lohnen. Dann hat man auch mehr Zeit um die guten Restaurants zu testen, die belgischen Waffeln, Pommes oder Schokolade zu genießen und weitere schöne Ecken in der Stadt zu entdecken. Nette Hotels am Ufer der Kanäle für die Übernachtung haben wir jedenfalls auch schon gesehen.

Eigentlich sollten wir um 17:00 Uhr ablegen. Das Auslaufen der “Mein Schiff 6” aus Zeebrügge verzögert sich etwas. Der Kranfahrer, der die Gangways zum Ein- und Aussteigen an seinen richtigen Platz bringt, hat noch an der Queen Elisabeth zu tun.

So warten wir noch ein wenig und dann geht es auch bald los. Die Aidaprima lag ebenfalls noch an der Pier, wie die QE aber etwas weiter draußen. Hier hatten wir heute den eindeutig  besseren Liegeplatz um individuell in die Stadt zu kommen..

Den schönen Tag wollen wir mit einem 4-Gang-Menü im Surf & Turf im Rahmen des Gourmetpakets abschließen. Wir bekommen einen Tisch am Fenster und können zwei Vorspeisen, einen Hauptgang und ein Dessert aus der umfangreichen Karte auswählen. Die schwierigste Entscheidung war wieder die richtige Wahl aus der vorgestellten Messervielfalt: Blauer, schwarzer oder doch brauner Griff?

Bei den Speisen hatten wir uns schnell entschieden für unter anderem: Tatar vom Yellow Thunfisch, gegrillte Jacobsmuscheln, Filetsteak Chinania und zum Abschluss die nicht zu schaffende Dessertvariation Surf und Turf (Mangoeís, halber American Cheesecake, kleines Creme brulé von der Tonkabohne sowie Schokomuffin im Glas). Dazu passte die Flasche Rotwein Tohuwabohu von Schneider ausgezeichnet. Ein gelungener Abschluss zum Ende des Tages.


weiter geht's nach Le Havre >>