Samstag, 27. Mai 2017
Hafen: Kopenhagen
Liegezeit: 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Pünktlich um 8:00 Uhr legen wir heute an dem Langeliniekaj an. Dieser Anleger unweit der “Kleinen Meerjungfrau” ist ideal für einen Besuch der dänischen Hauptstadt gelegen. Gleich um die Ecke des Anlegers fährt die Buslinie 26 alle 20 Minuten von der Haltestelle Indiakaj und in 18 Minuten ist man am Tivoli und Rathausplatz. Aber auch zu Fuß ist es kein Problem. Unterhalb des Kastells immer am Wasser entlang, vorbei an der “Kleinen Meerjungfrau, dem Gefion-Brunnen, dem Schloss Amalienborg ist man nach 30 Minuten und 2,5 Kilometern am Nyhavn direkt in der Stadt. Für Fotos unterwegs muss man natürlich noch ein paar Minuten oben drauf packen. Informationen erhält man in einem Gebäude am Kaj von der Touristeninformation.
Wir sind gleich um 8:30 Uhr runter von Bord und nach dem Auseinanderklappen der Räder und Beantwortung der üblichen Fragen dazu geht es auch schon los.
An der Bronzefigur der “Lille Havfrue” machen wir einen ersten Halt. Wir sind nicht die Ersten und Einzigen, trotzdem besteht um diese Zeit noch die Möglichkeit, die kleine Meerjungfrau auf dem Findling ohne weitere Touristen abzulichten. Mit einer Höhe von 125 cm gilt das Kunstwerk als eines der kleinsten Wahrzeichen der Welt.
Etwas größer ist ein Stück weiter der Gefion-Brunnen, das größte Denkmal in Kopenhagen.
Eigentlich wollten wir jetzt mit dem Havnebus (Fähre) zum Anleger bei der Oper übersetzen. Da waren wir aber noch zu früh, die Linie 991 verkehrt erst ab ca. 10:00 Uhr.
So radeln wir weiter am Ufer entlang und stehen dann alleine auf dem riesigen Hof der Amalienborg, die Kopenhagener Stadtresidenz der dänischen Königin Margrethe II.
Die Fahne weht heute nicht auf dem Dach, also scheint die königliche Familie nicht zuhause zu sein. Somit fällt auch die Wachablösung um 12:00 Uhr aus, denn die findet nur bei Ihrer Anwesenheit statt.
Am noch nicht überlaufenen Nyhavn, dem ältesten Handelshafen der Stadt, machen wir nur einen kurzen Fotostopp. In den Bars, Cafés und Restaurants in den schönen Giebelhäusern herrscht noch angenehme Ruhe und die Ausflugsboote warten auf die ersten Gäste.
Wir wollen aber auf die andere Hafenseite, dem östlich gelegenen Ortsteil Christianshavn.
Von der am 7. Juli 2016 eröffneten Inderhavnsbroen, der inneren Hafenbrücke, haben wir einen schönen Blick auf die königliche Oper auf der Insel Holmen. Die Operaen ist eine der modernsten Bühnen der Welt und eine Schenkung von Arnold Peter Møller, dem Mitbegründer der Firma Maersk und seiner Stiftung an den dänischen Staat. Die riesigen Containerschiffe der Reederei Maersk und die Container mit dem Schriftzug hat jeder bestimmt schon einmal gesehen.
Eigentlich wäre jetzt Zeit einmal im Noma eine Kleinigkeit zu essen. Leider hat René Redzepi sein Spitzenrestaurant an der Strandgade 93 endgültig geschlossen Dekoriert mit zwei Sternen von Michelin und vier Mal zum besten Restaurant der Welt gekürt, braucht der Erfinder der neuen nordischen Küche eine schöpferische Pause. Wenn alles nach Plan läuft, wird er im Sommer 2017 ein neues Noma in Dänemarks Hauptstadt eröffnen. Dann müssen wir wohl noch mal wiederkommen.
So radeln wir in das genaue Gegenteil der Spitzengastronomie und Schickeria und besuchen Christiana, auch Fristad Christiania oder Freies Christiania genannt. Bei der alternativen Wohnsiedlung handelt sich inzwischen um eine staatlich geduldete autonome Gemeinde. Noch vor einigen Jahren wurde vor einem Besuch des 1971 von dänischen Hippies ausgerufenen Freistaates auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne im Stadtteil Christianshavn gewarnt.
Auch wir werden bei unserem Besuch von kräftigen Bewohnern freundlich aber bestimmt gebeten, nur die Gebäude und nicht die Bewohner zu fotografieren. Wir halten uns dran! Es ist ja auch noch früher Vormittag und ein Großteil der Bewohner ist wohl noch nicht auf den Beinen.
Die zwischen 600 und 1000 Bewohner (genaue Einwohnerzahlen sind nicht bekannt) der 34 Hektar großen Siedlung verwalten sich selbst und bei Konflikten setzt man auf Selbstregulierung. Eine Polizei gibt es nicht, im Bedarfsfall kann als Strafe der Ausschluss aus der Gemeinschaft beschlossen werden. Für das Zusammenleben wurden ein paar wichtige Regeln aufgestellt, unter anderem:
Christiana liegt zwar mitten in Kopenhagen, ist aber ein Areal, das für eben diesen freien Lebensstil bekannt ist. Und genau das ist es, was die Besucher anzieht und Christiania deshalb eine der größten Touristenattraktionen in Kopenhagen ist. Die Kopenhagener machen lieber einen Bogen um die Freistadt und Touristen sollten sich auch heute noch vorsichtig verhalten.
Das gerade hier René Redzepi sein neues Noma im Sommer 2017 in einer „urbanen Farm“ eröffnen will kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen.
Gerade mal 500 Meter entfernt steht die Vor Frelsers Kirke. Die Erlöserkirche ist bekannt für ihren korkenzieherförmigen Turm und ihr Glockenspiel.
Als wir unsere Räder am Zaun des Kirchgartens anschließen ist die Schlange der Besucher noch überschaubar. So brauchen wir an der Kasse zum Turmaufstieg nicht allzu lange warten und können nach Zahlung von 45,-- DKK/Person (Montags - freitags nur 40,-- Kronen/Bezahlung mit EC-karte kein Problem) die insgesamt 400 Treppenstufen und 90 Höhenmeter in Angriff nehmen. Erst geht es im Innern des Turmes mit ausreichend breiten Stufen hoch. Die letzten 150 Stufen laufen außen spiralförmig um den markanten Turm und während des Aufstiegs ist man von einem vergoldeten Eisengitter geschützt. . Nach oben werden die Stufen immer schmaler und auf der letzten ist nur noch Platz für eine Person. Daher geht es zum Schluß auch sehr langsam voran, denn jeder will mal oben auf der letzten Stufe unterhalb der goldenen Erdkugel stehen. Die Kugel hat einen Durchmesser von 2,50 Metern und die Christusfigur oben drauf ist 2 Meter hoch. Seit über 250 Jahre ist der Turm eines der Wahrzeichen Kopenhagens und der Ausblick reicht über die ganze Stadt und auch die Mein Schiff 6 ist gut zu erkennen. Als wir unten ankommen ist die Anzahl der Turmbesteiger schon beträchtlich angewachsen. Ob wir uns da noch angestellt hätten? Auf Grund der dann doch längeren Wartezeit wohl eher nicht mehr!
Wir haben unser Fitnesstraining also schon hinter uns und wir wollen in den Stadtteil Nørrebro. Bis dahin ist aber erstmal noch ein paar Kilometer zu radeln. In Europas Fahrradhauptstadt Nummer 1 aber kein Problem. Hier sind mehr Radfahrer als Autos unterwegs und die Radwege sehr gut ausgebaut.
Entlang der Kanäle, über kleine Brücken, vorbei am Christiansborg Schlosskirche, dem Nationalmuseum, am Rathaus und dem Freizeitpark Tivoli kommen wir gut voran. Am Axeltorv steht das bunte Palads Teater. In diesem markanten Gebäude hatte der dänische Spielfilm Die Olsenbande läuft Amok nicht nur seine Premiere, sondern das Kino war zugleich auch der Handlungsort des Films. Nach einem gescheiterten Einbruch der Olsenbande im Palads flieht Egon Olsen auf das Dach des Kinogebäudes und wird verhaftet. So ist der Widerstand der Bevölkerung gegen den den aktuellen Plan, das nicht denkmalgeschützte Gebäude abzureissen und hier mehrere Gebäude und Hochhäuser zu errichten, nur verständlich. Es wurden unter anderem Demonstrationen für den Erhalt dieser Keimzelle des dänischen Films angekündigt.
Bevor wir weiter nach Nørrebro fahren ist jetzt wirklich mal Zeit für eine Stärkung in Form von FLØDEBOLLER. Im Chokoladeparadis in der kleinen Seitenstraße Rosengården 14 werden die kleinen Schoko-Schaumküsse hergestellt. Es gibt sie mit verschiedenen Böden, Schaumfüllungen und schokoladenüberzügen. Unter anderem gibt es Flødeboller mit Heidelbeeren, Mocca, Pistazien, Marzipan, Lakritze und Maracuja. Die Auswahl variiert von Tag zu Tag. Um herauszufinden, wie dick eine Schicht aus Schokolade die Flødeboller tatsächlich haben, sollte man/frau unbedingt mal selber testen.
Nach der Stärkung geht es weiter auf der Frederiksborggade bis zur Torvehallerne – der Markthalle von Kopenhagen. In zwei neuen, funktionellen Glasbauten werden regionale Erzeugnisse, frischer Fisch und vieles mehr verkauft. Zwischen den Hallen befinden sich Marktstände und Biergartentische unter freiem Himmel. Alles kann an Tischen bei den Ständen oder vor der Halle konsumiert werden. Bei dem schönen Wetter an dem heutigen Samstag ist es rappelvoll und kaum ein Platz an den Tischen zu bekommen. Beim ersten Sonnenstrahl sind alle Kopenhagener draußen und genießen das Leben. Natürlich gibt es dort auch lecker aussehendes Smoerrebroed und gleich nebenan die entsprechenden Messer zum Zerschneiden.
Leider sind wir noch satt von den Flødeboller. Beim nächsten Besuch Kopenhagens machen wir die Runde anders herum und dann gibt es die Flødeboller zum Dessert.
Tipp: Gleich nebenan gibt es übrigens auch öffentliche Toiletten. Kostenlos!
In Verlängerung der Frederiksborggade kommen wir über die Dronning Louises Bro in die Nørrebrogade, der 2,5 Kilometer langen Hauptstraße des Stadtteiles nördlich der Kopenhagener Stadtseen Sortedams Sø und Peblinge Sø. Wir radeln auch hier auf breiten Radwegen und machen ein paar Abstecher in die Seitenstraßen mit ihren vielen Cafés, Bars, Restaurants und kleinen, verschiedenen Läden für zum Beispiel für Gemüse, Schallplatten, Bücher oder edle Designermode. Nørrebro ist bekannt für einen verhältnismäßig hohen Anteil an Studenten, Einwanderern und sein multikulturelles Gepräge und erinnert uns ein wenig an die Stadtteile List und Linden in Hannover.
An einem netten Cafè sind Andere entscheidungsfreudiger als wir und schnappen uns die letzten zwei Sitzplätze weg, im Nørrebro Bryghus gefällt uns der Tisch in der prallen Sonne nicht. Das ist aber kein großes Problem, denn die Auswahl an Kneipen und Restaurants ist groß. Ein Stückchen weiter, wieder auf der anderen Seite des Sortedam-Sees, werden wir fündig. In der Nähe des Statens Museum for Kunst finden wir ein nettes Plätzchen in dem Restaurant “Under uret”, also unter der Uhr. zu einem Bier aus dem Nørrebro Bryghus bestellen wir uns von dem klassischem dänischem Smørrebrød. Das sieht hier ganz anders aus als von uns gedacht, mit dunklem Brot statt Weißbrot. Schmeckt aber lecker und der Preis ist akzeptabel.
Jetzt müssen wir uns langsam auf den Rückweg zu unserem Schiff, der Mein Schiff 6 machen. Auf dem Weg durchqueren wir, unsere Räder natürlich schiebend, den Königsgarten. Der Kongens Have wurde im Jahr 1606 als Privatgarten des Königs Christian IV. angelegt. Am heutigen Samstag mit dem schönen Wetter lädt der Königsgarten zum Sonnenbaden, als Ziel von Familienausflügen und zum Picknicken ein. Das Schloss Rosenborg befindet sich am Rande des Gartens. Bis 1710 wurde Rosenborg Slot als königliche Residenz genutzt. Heute ist es ein Museum und es werden unter anderem die dänischen Kronjuwelen ausgestellt.
Über das Kastell von Kopenhagen, einer im Jahre 1667 fertiggestellten Festung, geht es zurück zum Schiff. Hier fahren wir zuerst ein Stück auf den Wegen der Wallanlage, werden dann aber von den freundlichen Wachsoldaten ermahnt abzusteigen.
Das war wieder eine schöne tour mit unseren Rädern. Wir waren zwar nicht an allen Hauptattraktionen der Stadt, haben aber wieder ein paar unbekannte Ecken abseits der Haupttouristenpfade entdecken können. Genau 24 Kilometer waren wir mit dem Rad unterwegs. Die gefahrene Stecke kann man hier nachschauen > Mit dem Fahrrad Kopenhagen entdecken
Bevor es zum Abendessen ins Restaurant Gosch geht, macht Anja noch etwas Sport und ich genieße die Sonne auf unserem Balkon. Dann heißt es auch noch Koffer packen, denn morgen geht die Reise in Kiel zu Ende!
Von der Mein Schiff 6 in Kiel zur Mein Schiff 4 in >>