Oslo

Donnerstag, 25. Mai 2017

Oslo 

Liegezeit: 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Die Nacht war ruhig und es ist bereits taghell als wir gegen 6:00 Uhr aufwachen. Als wir gegen 06.00 Uhr aufwachen und aus dem Fenster schauen sind wir schon ein weites stück im Oslofjord unterwegs. Wir befinden uns etwa an der engsten Stelle des Fjords, in der Nähe der Ortschaft Drøbak. An dieser strategisch günstigen Stelle wurde am 9. April 1940 der deutsche Kreuzer Blücher versenkt. Er war mit Soldaten auf dem Weg nach Oslo um die Stadt einzunehmen. Das Wrack liegt noch heute in 90 Metern Tiefe im Oslofjord  

Die Mein Schiff 6 hat auf dieser Fahrt auch ca. 2.000 Passagiere an Bord, unser Ziel ist aber die friedliche Besichtigung der norwegischen Hauptstadt und Kapitän Kjell Holm kann die enge Passage unbehelligt passieren.

Für Fotos ziehen wir uns nur kurz etwas Warmes über und gehen hoch auf Deck 14 und genießen den Ausblick bei der Durchfahrt der Felsen, vorbei an kleinen Inseln mit ihren bunten Holzhäusern. Erste Pendler sind schon mit Fähren oder Motorbooten unterwegs.

Obwohl ich die Einfahrt in den Oslofjord bestimmt schon mehr als 15 x erlebt habe, bin ich immer wieder gerne um die frühe Zeit oben an Deck. Im Winter ist es eine ganz andere Szenerie. Es ist dunkel und kalt, manchmal der Fjord teilweise gefroren, schneebedeckte Berge im Hintergrund und von den Häusern sind nur die beleuchteten Fenster zu erkennen.

Heute scheint aber die Sonne und es soll ein schöner Tag werden.

Den heutigen Liegeplatz Revierkaien gegenüber der schicken Oper erreichen wir pünktlich und ab 8:00 Uhr wird der Landgang freigegeben. Der Liegeplatz liegt genauso zentral wie der Kai unterhalb der Akershus-Festung. Hier hat vor uns bereits die MS Rotterdam der HollandAmericaLinie festgemacht.

Die 15 Decks der Mein Schiff 6 sind schon gewaltig hoch. Vom Ausguck bekommen wir schon einen guten Rundumblick über Norwegens Hauptstadt. Seit unserem letzten Besuch im September 2014 hat sich schon wieder viel getan. Viele Neubauten neben und hinter der Oper sind entstanden und es wird immer noch kräftig gebaut. Das weiße und elegante Gebäude der Oper geht bei dem Baufortschritt leider etwas unter. Dafür ist die große Straßenbaustelle in diesem Bereich so gut wie abgeschlossen. Der Autoverkehr fließt jetzt durch den Operatunnelen, eigentlich müsste er laut GoogleMaps direkt unter dem Schiff liegen. Verkehrsrauschen hören wir aber nicht ;-).

Der Kapitän hat mit der Steuerbordseite am Revierkaien angelegt und so können wir von unserem Balkon über die Festung und das Rathaus bis hoch zum Homenkollen schauen.

Nach mehrmaligen Besuchen in Oslo kennen wir uns schon ein wenig aus und wollen heute auch mal andere Teile der Stadt und natürlich auch schon bekannte Sehenswürdigkeiten anschauen.

Premiere hat aber heute unser Fortbewegungsmittel, unsere neuen Falträder. Diese hatten auf dem Balkon die Überfahrt gut überstanden. Wir lassen uns heute etwas Zeit und wollen nicht als Erste von Bord. Erst gegen 9:00 Uhr rollen wir mit den zusammengeklappten Rädern von Bord. Die Räder sorgen bei Personal und anderen Passagieren doch für etwas Aufsehen, neugierige Blicke und Fragen nach Wie, Wo, Wie viel, Wohin.

Die schön zu fahrende Strecke könnt ihr unter diesem Link nach verfolgen: Mit dem Fahrrad Oslo entdecken

Schnell sind die Räder auseinandergeklappt und los geht es. Zuerst unterhalb der Akershus Festning, vorbei am Rådhuset von Oslo und dem Nobels Fredssenter in das moderne Viertel Aker Brygge. Hier ist vor und um die Jahrtausendwende auf einem ehemaligen Werftgelände einer der teuersten Stadtteile Europas mit Büroflächen,  Einkaufscenter und Wohnungen entstanden.  Über zwei Brücken erreichen wir am Ende die Insel Tjuvholmen. Hier konnten wir in bis in die 2000er Jahre von Bord der COLOR Line Fähren nur vergessene Flächen am Rande des Hafens erkennen. Bei unserer Teilnahme an dem 10-Kilometerlauf im Rahmen des Oslo-Marathons 2011 verlief die Strecke hier noch über nicht ganz fertiggestellte Wege und durch Baustellen. Inzwischen ist auch hier ein Viertel mit Wohn-, Büro-, dem Hotel The Thief und dem Astrup Fearnley Museum of Modern Art entstanden. Im Skulpturenpark stehen verschiedene Kunstwerke und man hat einen schönen Ausblick rüber zur Museumsinsel Bygdøy, den Hafen und die gegenüberliegende Festung.

Es muss noch vor zehn Uhr sein, denn gerade läuft die COLOR Magic ein. Wie schieben noch etwas durch das moderne Viertel und bestaunen die moderne Architektur. Im Hotel The Thief benötigen wir ja kein Zimmer, kostet doch hier ein Doppelzimmer ab ca. 365,-- Euro die Nacht. 

So radeln wir an einer Ausbuchtung des Fjordes mit seiner Marina und Bootshäusern auf einem gut ausgebauten Radweg zwischen E18 und Frognerstranda rüber zur Halbinsel Bygdøy. 

Nach ca. 500 Metern biegen wir links auf einen Wanderweg, dem Wedels vei, ein. Dieser gute Schotterweg ist dann schon etwas hügeliger, mit unseren kleinen Rädern aber erstaunlich gut zu meistern. Durch Wald und entlang von Pferdewiesen erreichen wir das Norsk Folkemuseum, das zentrale kulturhistorische Museum Norwegens. Mit ausreichend Zeit kann man hier tief in die Geschichte Norwegens einsteigen. Über 150 Gebäude vom Mittelalter bis zur Moderne können besichtigt werden, unter anderem der erste Sitzungssaal des norwegischen Stortings, eine Tankstelle aus dem Jahr 1928, ein Postamt, eine Zahnarztpraxis sowie Ojekte der Samenkultur. Wir haben soviel Zeit nicht und setzen unsere Rundfahrt fort, vorbei an Kon-Tiki- und Fram-Museum. Im Kon-Tiki-Museum besorge ich mir noch einen aktuellen Stadtplan und mache nebenbei ein Foto von dem originale Kon-Tiki-Floss und dem Papyrus-Boot Ra II, mit denen Thor Heyerdahl den Pazifik überquerte. Mit dem Floss aus Balsaholz bereits im Jahr 1947! Da bin ich dann doch lieber auf der Mein Schiff 6 dabei.

Auf dem Rückweg bemerken wir das offene Tor in den Park von Oscarshall. Da schauen wir doch mal rein. Ein breiter Kiesweg führt zu einem kleinen Schloss. Es  wurde in den Jahren 1847 bis 1852 für den damaligen norwegischen König Oscar I und seine Frau Königin Josephine errichtet. Ihr Sohn Carl IV. verkaufte es aber an den Staat und so wird es bereits seit 1863 vom norwegischen Staat für das norwegische Königshaus verwaltet.

Wir nehmen den Weg rechts neben dem Schlossturm durch das dreistöckige Hauptgebäude und haben vom Park ein prächtigen Blick auf die Bucht Frognerkilen. Gegenüber sind wir vorhin noch an den Segelbooten vorbei geradelt.

In einem anderen Gebäude befand sich bis Ende 2016 noch die Coffee Galerie Königin Joséphinee. Seit diesem Jahr ist es nur noch ein Café, einige Kunstwerke wie die große Vase sind aber im Park verblieben. Das Café hat leider erst ab 12:00 Uhr geöffnet, für eine Pause sind wir also noch zu früh. Auch das Schloss selbst kann im Sommer von innen besichtigt werden. 

Außer uns sind zu dieser Zeit nur noch drei weitere Besucher auf dem Gelände unterwegs. Vielleicht liegt es daran, das es keinen fußläufigen Busparkplatz in der Nähe gibt.

Nach dem kleinen und lohnenswerten Stopp geht es weiter über den Waldweg und runter von der schönen Insel Bygdøy. Allein hier könnte man einen ganzen Tag ohne Langeweile verbringen.

Wir radeln gegenüber dem großen Kreisverkehr in die Bygdøy allé und biegen nach guten 500 M links ab in den Kristinelundveien. Hier geht es etwas steiler bergan in Richtung Vigelandpark und dort sind wir jetzt nicht mehr alleine unterwegs. Der Vigeland Park ist der weltweit größte Skulpturenpark, der von einem einzigen Künstler gestaltet wurde

 

und ist einer der beliebtesten Touristenattraktionen Norwegens. Unter die norwegischen Familien haben sich Touristen aus aller Welt gemischt um den Skulpturenpark zu besuchen. Die Osloer machen mit Kind und Kegel Picknick rechts und links in dem weitläufigen Park. Anscheinend scheint auch hier Feiertag zu sein.

Die Touristen fokussieren sich mehr auf die 850 Meter lange Hauptachse vom Haupteingang zur großen Säule auf dem höchsten Punkt des Parks. Der Monolith wurde aus einem einzigen Granitblock geschnitzt, daher der Name (Mono: Eins, Litho: Stein). Einschließlich des Sockels ist er 17,30 m hoch und besteht aus 121 Figuren. 36 Figuren stehen auf dem Monolith-Plateu.

Es ist schon Wahnsinn was da von einem einzigen Künstler vor allem in den Jahren zwischen 1939 und 1949 geschaffen wurde. Es gibt mehr als 200 Skulpturen aus Bronze, Granit und Schmiedeeisen zu sehen.

 

Der Vigeland Park ist ganzjährig für Besucher geöffnet und kostet keinen Eintritt. Ich war fast bei jedem meiner Oslo-Besuche in dem Park, denn auch im Winter ist er sehenswert.

Lohneswert ist auch ein Besuch des Vigeland-Museums gleich im Park. Hier stehen teilweise die Modelle der Skulpturen in Gips. Im Massstab 1:1. Auch der Monolith! Allerdings nicht in einem Stück.

Wir radeln entspannt durch den alten Stadtteil Majorstuen, vorbei am Bislett-Stadion und der Gamle Aker kirke. Die Kirche stammt aus der Mitte der 1100er und ist somit das älteste Gebäude in Oslo. Habe ich vorher auch noch nicht gewusst. Radeln bildet!

Weiter entlang von Kleingärten kommen wir an den kleinen Fluss Akerselva. Hier erreichen wir das alternative Szeneviertel Grünerløkka.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der kleine Fluss Akerselva die Wiege der Industrialisierung Norwegens und versorgte Sägemühlen, Textilfabriken und mechanische Werkstätten mit Energie. Heute ist er ein beliebtes Naherholungsgebiet mit grünen Parks und üppiger Natur. Der gut befestigte Rad- und Wanderweg führt direkt am Ufer entlang, manchmal sogar auf beiden Uferseiten. Viele der alten Fabrikgebäude am Fluss wurden restauriert und bieten jetzt Platz für Cafés und Galerien. Nach einer schönen Strecke am Fluss biegen wir an der Brugata rechts ab und sind mitten im Zentrum von Oslo. Das hohe Radisson Blu Plaza Hotel konnten wir schon aus größerer Entfernung sehen.

Weitere Touris haben wir hier nicht angetroffen. Bei unserem nächsten Besuch fahren wir bestimmt auch mal in die andere Richtung, hoch bis zum größtem See Oslos, dem Maridalsvannet.

Wir fahren die Karl-Johans-Gata, Oslos Haupteinkaufsstraße, hoch zum Königlichen Schloss und kommen gerade rechtzeitig zur großen Wachablösung um 13:30 Uhr.

Durch die Altstadt fahren wir zurück Richtung Schiff. Noch ist die Tour aber noch nicht ganz zu Ende, wir wollen noch ein Foto von der Oper machen. Die Promenade gegenüber ist inzwischen fertig und lädt zum Flanieren ein. Der Verkehr rauscht durch den Tummel. Super!

Die neue Oper, geplant vom norwegischen Architekturbüro Snøhetta,  wurde einem treibenden Eisberg nachempfunden.  Das Opernhaus ist 110 Meter breit und 207 Meter lang. Die Fassade des Gebäudes besteht zu 90 Prozent aus weißem italienischen Carrara-Marmor und zu zehn Prozent aus norwegischem Granit. Die weiße Skulptur der in Berlin lebenden italienischen Künstlerin Monica Bonvicini ist aufgetürmten Eismassen nachempfunden und liegt seit Mai 2010 im Hafenbecken vor der Oper.

Über eine schwimmende Brücke erreichen wir den neuen Wohnkomplex Sørenga. Auch hier stehen die Wohnhäuser in 1.Reihe direkt an der Wasserkante. Preis der Wohnungen pro Quadratmeter? Wir wissen es nicht, aber bestimmt nicht billig. Im Erdgeschoss an der neuen Hafenpromenade von Oslo gibt es zahlreiche Cafés, Restaurants mit Terrassen direkt am Wasser. Und alle Plätze sind gut besetzt und es bilden sich Schlangen mit Wartenden auf die nächsten freien Plätze.

Am Ende wurde 2015 das größte Seebad Norwegens eröffnet. Es besteht aus einem 190 Meter langen und 28 Meter breitem, schwimmenden Badepark, mit acht Bahnen, Sprungturm – und einem kostenlosen Blick auf die Fähren, den Fjord, die Oper und den Holmenkollen am Horizont.

Bei dem sonnigen Wetter heute werden die Stege gerne genutzt und auch schon fleißig gebadet. Da ich mit den Wassertemperaturen der norwegischen Fjorde und den in der Beziehung abgehärteten einheimischen Kinder  bereits meine Erfahrungen gemacht habe, steige ich noch nicht ins Wasser. Das Kälteempfinden der Skandinavier ist wesentlich niedriger ausgeprägt als bei mir.

Nach gut 31 Kilometern auf unseren neuen Rädern sind wir zurück am Schiff. Heute haben sich die Falträder schon gut bewährt. Zu Fuß hätten wir die Strecke nicht geschafft.

Okay, wir waren nicht oben am Holmenkollen mit den Rädern. Trotzdem können wir hier noch ein Bild aus der Vergangenheit nachreichen.

Ein wenig kaputt sind wir aber doch, ging es manchmal schon ganz ordentlich hoch (zum glück auch wieder runter). Entspannen können wir jetzt auf unserem von der Sonne begünstigten Balkon mit Blick auf die Olympiaschanze. Alle Passagiere sind rechtzeitig an Bord und so kann Kapitän Holm um 19.00 Uhr wie geplant ablegen.

Nach dem Abendessen im Atlantik Mediterran können wir bei einem Glas Rotwein auf dem Balkon einen tollen Sonnenuntergang beobachten.


2. Hafen: Göteborg >>