Ajaccio / Korsika

Dienstag, 25. Oktober 2016

Auf den Spuren Napoleons in Ajaccio

Liegezeit: 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Schon etwas eher als geplant werden wir durch ein leichtes Ruckeln der Mein Schiff 5 geweckt. Bereits ab 7.30 Uhr beobachten wir mit einem Espresso in der Hand das Einlaufen in den Hafen von Ajaccio, Hauptstadt des Départements Corse-du-Sud.

Der Gare Maritime liegt direkt in der Stadt und von unserem Balkon auf der Backbordseite 10 haben wir beim Einlaufen einen exclusiven Ausblick über die beleuchtete Hauptstadt Korsikas.  

Wir haben für heute keine weiten Ausflüge geplant, sind die Sehenswürdigkeiten der Stadt doch nicht allzu weit entfernt. Erst um 10:00 Uhr gehen wir von Bord.

Vom Schiffsanleger geht es nach links auf dem Quai de la République in Richtung Zentrum und wenige Meter weiter nach links auf dem Place Foch. Auf dem Platz gibt es täglich außer Montags einen schönen Markt mit korsischen Produkten. Die Stände bieten Käse, Wurst und andere heimische Delikatessen an. Von meinen bisherigen Besuchen weiß ich wie lecker die Schafs-, Mufflon- und Ziegenkäse schmecken. Die kleine Probe am frühen Vormittag ist aber doch sehr kräftig. Eher was für abends zu Baguette und einem einem Gläschen Rotwein. Auch die verschiedenen Wurstsorten wie Coppa und Lonzo sehen lecker aus. Aber ob ich die mit auf das Schiff mitbringen darf? 

Am Ende des Place Foche steht Napoleon in römischer Toga und schaut auf das Treiben der Leute hinunter, bewacht von vier Wasser speiende Löwen. Wenn das Wasser dann auch laufen sollte ;-).

Vom Marktplatz aus erreichen wir den Place de Gaulle. Im Winter gibt es auf dem großen Platz eine Kunsteisbahn.

Heute ist nicht viel los und wir begegnen zum zweiten Mal Napoleon. Diesmal als römischer Imperator hoch zu Ross, umrahmt von seinen vier Brüdern. Das Denkmal wurde 1865 von Napoleon III eingeweiht.

Nicht weit um die nächste Ecke in der Rue Forcioli Conti steht die  Cathedrale von Ajaccio. Im Innern ist sie eher düster und bedrückend, daher verweilen wir hier nur kurz und wollen lieber wieder an das Sonnenlicht.

Durch die schmalen Straßen des alten Viertels von Ajaccio mit Flatterwäsche, schmalen Treppenaufgängen, abgeblätterten Fassaden, kleinen Läden und Cafés kommen wir in einer Seitengasse zum Geburtshaus Napoléons. Die Familie Bonaparte bezog das Haus 1769, bald darauf kam Napoléon zur Welt.

Von außen sieht es eher unscheinbar aus, man würde glatt daran vorbeilaufen. Die langen Besucherschlangen vor dem Eingang bremsen uns aber ab. Wir machen ein Foto vom Haus und der kleinen Kinderbüste von Napoléons Sohn im gegenüberliegenden Garten. Wartezeit um 11:00 Uhr: 2 Stunden. So viel Zeit haben wir nicht und müssen so auf die Besichtigung der Einrichtungsgegenstände, Familienporträts und den Stammbaum der Familie Bonaparte verzichten. 

Bilder vom "Kaiser" hängen aber auch in den benachbarten Lokalen und Lädchen.

Wir biegen rechts ab in die Rue Bonaparte um kommen zur Zitadelle, die seit über 500 Jahren Militärgelände ist und nicht besichtigt werden kann.

Am Boulevard Daniele Casanova steht eine Büste von Pascal Paoli, dem korsischem Revolutionär und Widerstandskämpfer. Obwohl er 47 Jahre seines Lebens im Exil verbrachte, ist sein Wirken für Korsika heute noch unübersehbar: Er gab zum Beispiel im Jahr 1755 Korsika eine demokratische Verfassung und regierte Korsika vorübergehend. Die einzige Universität Korsikas in Corte geht ebenfalls auf ihn zurück. Paoli bekämpfte eine lange Zeit gegen die Franzosen. Nach der Landung von 22.000 französischen Soldaten im Jahr 1769 wurden die Korsen am 9. Mai bei Ponte Novu geschlagen. Paoli musste die Niederlage hinnehmen und ging ins Exil nach England. Seine letzte Ruhestätte hat er als einer von wenigen Nicht-Briten in der Westminster Abbey in London erhalten.

1790 beschloss die revolutionäre Nationalversammlung den endgültigen Anschluss Korsikas an Frankreich. 

Das heutige korsische Wappen mit einen Mohrenkopf mit krausem Haar und weißem Stirnband, zeigt das Freiheitssymbol der Korsen. Auch in der jetzigen Zeit gibt es immer noch Anschläge gegen französische Einrichtungen. Der Freiheitskampf ist immer noch nicht beendet.

Nach etwas Geschichte gehen wir weiter. Unterhalb der Zitadelle liegt ein schmaler Sandstreifen, der Stadtstrand  St-François. Trotz der Stadtnähe ist er erstaunlich sauber. Wir wollen aber lieber ein Stück mit dem Bus Nr. 5 bis Parata fahren, um von dort einen Blick auf die Iles Sanguinaires, die Blutinseln zu haben. 

Wir brauchen nicht lange auf den Bus zu warten. Auch hier auf Korsika ist Bus fahren nicht teuer und wir bezahlen für die ca. halbstündige Fahrt jeder 1,-- Euro in das 10 Kilometer entfernte Parata. Anfangs ist der Bus noch recht voll. Viele Einheimische wollen die Sonne ausnutzen um die an der Straße liegenden feinsandigen Strände zu erreichen und steigen unterwegs aus.

Am Endpunkt zieht vom Meer her aber jetzt Nebel auf. Die Chance, einen guten Ausblick auf die vier schroffen kleinen Inseln aus dunkelrotem Porphyrgestein zu haben, ist gering.  Wenn die untergehende Sonne die vier Inseln, die Riffs und die Felsen in ein warmes Rot taucht, sind wir sowieso schon wieder an Bord der MS 5 zurück. Die Färbung der Inseln bei Sonnenuntergang ist nur eine der vielen Erklärungsversuche für die seltsame Bezeichnung des kleinen Inselarchipels. 

An der Endhaltestelle steht auch wieder eine größere Menschenmasse, die zurück in die Stadt will. So bleiben wir also einfach auf unseren Plätzen sitzen. Für die Rückfahrt möchte der Fahrer nicht noch einmal einen Euro. das war ein günstiger Ausflug. Am Ende nicht ganz so wie erhofft, aber trotzdem schön!

Auf dem Rückweg wollen wir uns noch die “Siegerpyramide” am Ende des Cours Grandval anschauen. Deshalb steigen wir schon an der Haltestelle “Trottelbeach” direkt an der Promenade aus. Entgegen dem Namen dürfen hier auch Schlauberger baden. Es gibt einen feinen Kiesstrand mit einigen Felsen im Wasser. Von der Haltestelle ist es ein Stück die Straße hoch zum Place d'Austerlitz.

 

Der Weg lohnt sich hauptsächlich wegen der weiten Aussicht. Napoleon genießt von einer abgestuften Pyramide einen tollen Blick über den Golf von Ajaccio, in typischer Haltung mit Zweispitz und Mantel. Über die Treppen neben der schiefen Ebene steigen wir hoch. In den Stein sind die berühmten Stationen des Kaisers eingemeißelt. Allerdings sind nur die Siege Napoleons verzeichnet, ein Waterloo oder Leipzig hat man bei der Errichtung wohl vergessen. Die Bronzefigur wurde erst 1938 hergestellt und ist eine Kopie des Pariser Originals. Unterhalb des Denkmals ist der große Place d'Austerlitz. So leer sieht er nicht sehr einladend aus. Auch Boule-Spieler suchen wir vergebens. Insgesamt sind wir etwas enttäuscht. Da hatten wir an dem Platz des “Großen Korsen” mehr erwartet.

Von hier gehen wir auf dem Cours Général Leclerc direkt wieder zurück in das ca. 1 Kilometer entfernte Zentrum. Der Blick von hier oben ist wirklich das Schönste mit gewesen. 

Schnell sind wir wieder am Place de Gaulle vorbei und sind am Napoleondenkmal mit den vier Löwen. Hier biegen wir ab in die Rue Cardinal Fesch, der Haupteinkaufsstraße mit vielen Souvenirläden, Boutiquen und Cafés. Zwischendurch können wir durch die engen Gassen immer wieder die Mein Schiff 5 sehen, der Hafen ist also nicht weit entfernt. Auf der rechten Seite liegt nach 400 der Palais Fesch, das größte Kunstmuseum der Insel mit Sammlungen von Kunstgegenständen und Gemälden aus dem 20. Jahrhundert. Der große Palast im Herzen der Stadt, wurde 1837 von einem Halbbruder der Mutter Napoléon Bonapartes errichtet. Der Palais Fesch wurde am 26. Juni 2010 nach zwei Jahren Renovierungszeit wieder eröffnet. Heute ist aber Dienstag  und das Museum bleibt für uns wegen Ruhetag verschlossen. Nach 3,5 Stunden Sightseeing sind wir wieder zurück am Schiff, an dem in der Zwischenzeit auch die Radler ihre Räder ordentlich abgestellt haben.

Zurück an Bord gibt es in der X-Lounge zunächst wieder eine kleine Stärkung vom leckeren Buffet. Im Anschluss ist aber trotzdem noch ausreichend Zeit uns an Deck etwas zu sonnen und zu lesen. Auch für einen Gang in die Sauna mit Blick auf den Hafen von Ajaccio reicht es vor dem Abendessen noch. Anja genießt derweil die gleiche Aussicht ein Deck höher vom Crosstrainer aus. So lässt sich Kultur, Erholung und Entspannung gut miteinander verbinden. Für den morgigen Tag stärken wir uns zum ersten Mal beim Abendessen in der X-Lounge. Dazu später mehr. Morgen geht es erstmal nach Rom.


Vom Hafen in Civitavecchia nach Rom >>