Samstag, 29. Oktober 2016
Liegezeit: 8:00 bis 19:00 Uhr
Nach unserer gestrigen Stippvisite im kleinen Fürstentum hat der Kapitän in der Nacht so schöne Orte wie Nizza, Cannes und Saint-Tropez einfach rechts am Ufer liegen gelassen. Früher als erwartet kommen wir so an unserem heutigen Zielhafen an. Bereits um kurz nach 7:00 Uhr lässt er die MS5 an der Mole d’ Armement im Hafen der kleinen Stadt La Seyne-sur-Mer festmachen.
In dem Ort selbst gibt es nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen: das Fort Balaguier aus dem Jahr 1636 und die hochklappbare Eisenbahnbrücke über die Hafeneinfahrt aus dem Jahr 1917 sind am bekanntesten. Ein beliebtes Ausflugsziel sind die Sablettes, eine Dünenlandschaft auf der Halbinsel Saint-Mandrier. Hierfür würde sich ein Stopp allein wohl nicht lohnen. In Blickweite gegenüber liegt aber die größere Hafenstadt Toulon mit ca. 165.000 Einwohnern. Beim Blick vom Balkon auf die gegenüberliegende Stadt fällt auch gleich der Heimathafen der Französischen Marine ins Auge. So ist das Militär auch zur jetzigen Zeit ein wichtiger Arbeitgeber (ca. 6.000 stationierte Soldaten) für die Stadt. In Toulon sollen die vielen kleinen Gassen der Altstadt zu einem entspannten Spaziergang einladen. Hier wollen wir nach dem Frühstück auf Entdeckungstour gehen.
Um in das gegenüberliegende Toulon zu kommen gibt es wieder zwei Möglichkeiten:
Ihr habt sicherlich richtig geraten. Wir nehmen die Fähre 8M.
Um kurz vor 10 gehen wir von Bord, denn die Abfahrtzeit um 10:10 Uhr hatten wir schon vorher gegoogelt.
Die netten Damen der Information versorgen uns mit Informationen über Toulon. Auch der Hinweis, die Fähre nimmt uns wegen einer großen Segelregatta heute eventuell nicht mit, kann uns nicht von unserer getroffenen Entscheidung abbringen. Der Anleger der Fähre ist schon vom Deck der Mein Schiff gut zu erkennen, zu finden dann aber beim ersten Mal doch nicht ganz so einfach. Hier eine kurze Wegbeschreibung:
Das Boot Lou Pichoun kommt pünktlich und entgegen der Vorhersage auch nicht voll besetzt. Vorbei an unserem Schiff und dem Militärhafen geht es in guten 10 Minuten rüber an das andere Ufer. Zwischen den Segelyachten und der Fähre nach Korsika legt die kleine Fähre am Quai Kronstadt an. Hier startet auch gleich die kleine Bimmelbahn ihre Stadtrundfahrt. Wir sind aber noch gut zu Fuß und gehen von hier direkt zur Touristen-Information am Place Louis Blanc 12 gegenüber der Kirche Saint François de Paule.
Hier bin ich wirklich überrascht. Die sehr freundlichen Mitarbeiterinnen mit guten deutschen Sprachkenntnissen erklären ausführlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt, geben Hinweise zu dem Öffentlichen Nahverkehr und Veranstaltungen im Ort. Auch die Stadtpläne und weiteres Informationsmaterial sind in deutscher Sprache erhältlich. Super! Das war in den anderen Orten nicht immer so.
Hier kaufen wir uns auch das Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel in Toulon und Umgebung. In dem Preis von 6,-- Euro/Person sind die Fahrten in Bus und den Hafenfähren sowie die Fahrt mit der Seilbahn auf den Mont Faron inclusive.
Der Mont Faron ist unser zweites Ziel an diesem Tag. Direkt neben der Kirche Saint François de Paule an der Avenue de la République hält der Bus der Linie 40 in Richtung Aussichtsberg und nach 20 Minuten erreichen wir die Station Téléphérique. Die Haltestelle der Buslinie 40 des Busnetzes Réseau Mistral liegt nur wenige Meter von der Abfahrtstation entfernt. Als wir um kurz nach 11:00 Uhr an der Station ankommen können wir uns ohne zu warten direkt am Einstieg einstellen. Es ist nicht viel los an diesem frühen Morgen.
Die kleine rote Kabine benötigt für die 1, 4 Kilometer lange Strecke auf den 584 Meter hohen Gipfel des Stadtbergen von Toulon knappe 7 Minuten. Von hier haben wir schöne Panoramablicke auf die Stadt, die Bucht und das grüne Hinterland des Departements Var. Der nicht weit von der Bergstation entfernte und 1845 erbaute Turm Beaumont ist wegen Renovierungsarbeiten bis 2017 geschlossen. Er beherbergt sonst eine Gedenkstätte an die Landung der Alliierten im August 1944. Es ist zwar heute etwas diesig, aber trotzdem hat sich die Fahrt gelohnt. Wir halten uns nicht allzu lange auf und fahren mit einer der nächsten Kabinen wieder abwärts und mit dem Bus zurück in die Stadt.
In der Innenstadt steigen wir an der Haltestelle Vauban aus und gehen ein paar Schritte zum Place de la Liberté. Der ganze Platz ist mit Bauzäunen wegen dem Aufbau für den Weihnachtsmarkt abgesperrt. Durch ein Tor kommen wir aber trotz der Hindernisse auf den 117 m langen und 120 m breiten im Jahr 1858 erschaffenen Platz im Zentrum Toulons. Nördlich des Platzes erhebt sich das Gebäude des ehemaligen Grand Hotel, erbaut im Jahre 1870. Seitdem hatte es eine wechselvolle Geschichte: Es wurde während des 2. Weltkrieges von den Besatzern requiriert, danach zu Wohnungen umgebaut und von der Marine-Präfektur genutzt. 1997 wurde das Haus dann geschlossen und seit seiner Wiedereröffnung im September 2011 beherbergt das symbolträchtige Haus das Liberty Theatre.
Vor dem Theater steht der von den Brüdern Allar geschaffene Brunnen der Fédération.
Weiter durch die Rue Henri Pastoureau kommen wir in die engen Gassen der Altstadt. Alles ist sehr gut ausgeschildert und Markierungen in den Gehwegplatten führen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten (dazugehörigen Flyer gibt es in der Touristeninformation). Zwischen schönen alten und renovierten Häusern kommen wir immer wieder auf kleine Plätze mit Bänken oder Kirchenportalen, zum Beispiel der Kathedrale Sainte-Marie-de-la-Seds. Die Kathedrale von Toulon ist über 900 Jahre alt. Bemerkenswert sind die verschiedenen Baustile. Hervorgegangen aus einer romanischen Kirche aus dem 9. Jahrhundert diente es in den Jahren 1543 und 1544 den osmanischen Besatzern als Moschee. Die klassische Fassade mit Details im Barock-Stil und der massive Glockenturm stammen aus Anbauarbeiten aus dem 17. Jahrhundert. Der in den Jahren erbaute Uhrturm bringt es mit seinem prächtigem provenzalischen Schmiedeeisen-Kampanile auf eine Höhe von 36 Meter.
Überhaupt sieht man sehr schöne alte und auch renovierte Häuser. Der Place Puget ist der ursprüngliche Hauptplatz von Toulon und wurde an der Stelle des ehemaligen Kornspeichers angelegt. im Schatten von hundertjährigen Platanen stehen zwei von über 200 Brunnen in der Stadt. Der bemooste Brunnen ist gekrönt von einer riesigen Schale. Viel mehr ist nicht zu erkennen. Am Place Victor Hugo steht das 1862 nach den Plänen von Charles Garnier erbaute Opernhaus. Das Opernhaus von Toulon ist das größte Opernhaus der Provinz und ist für seine ausgezeichnete Akustik bekannt.
Ein paar Ecken weiter stehen wir am Place Vatel vor einem riesigen Schiffsbug. Er ist ein getreuer Nachbau von einem königlichen Schiff aus dem 18. Jahrhundert. Das Original der Galionsfigur, die den römischen Meeresgott Neptun darstellt, wird im Staatlichen Marinemuseum ausgestellt.
In diesem Teil der Stadt sind uns die engen Gassen allerdings schon am Tage etwas unheimlich. Viele Häuser sind noch nicht renoviert und es muss noch viel getan werden.
Wir sind froh, als wir wieder am Place Louis Blanc ankommen, an dem gegen 13:00 Uhr gerade mit dem Abbau der vielen vielen Obst- und Gemüsestände begonnen wird. Hier scheint die Sonne schon wieder heller.
Am Quai Kronstadt ist in den Restaurants und Cafés um diese Zeit schon richtig was los. Wir haben aber genug von der Stadt gesehen und wollen wieder zurück auf unser Schiff. Etwas Entspannung an Deck an diesem schönen sonnigen Tag kann ja auch nicht schaden.
Am Anleger der kleinen Fähren herrscht reger Betrieb. Auch das Boot, dass wir besteigen, ist voll. Eltern mit ihren Kindern, großen Taschen und Badematten besteigen die kleine Fähre. Alles wegen der Segelregatta?
Nach dem Ablegen nimmt die Fähre nicht direkt Kurs auf La Seyne. Da sind ja auch gerade die Segelboote auf ihrem Regattakurs. Doch ein paar Minuten später merken wir, dass der Kapitän den Booten nicht aus Höflichkeit ausgewichen ist, sondern ein ganz anderes Ziel hat. Wir sind an Bord der Linie 18 M (und nicht 8 M ;-)) mit hohem Tempo auf dem Weg nach Les Sablettes. Zum Glück haben wir noch genügend Zeit und brauchen nicht panisch zu werden. Es wird schon eine andere Möglichkeit geben um von Sablettes wieder zurück zum Schiff zu gelangen. So genießen wir erstmal die Fahrt mit Ausblick auf Tour Royale und Fort de Balaguier.
La Tour Royale (Der Königsturm): „Der dicke Turm“ ist geschichtsträchtig. Seine Konstruktion begann 1514 unter Ludwig 12. und wurde 1524 beendet. Er war das erste Verteidigungsbauwerk am Ufer der Bucht von Toulon.
Fort de Balaguier wurde im Jahre 1636 erbaut, um die Hafeneinfahrt von Toulon vor Eindringlingen zu schützen.
Inzwischen wundern wir uns auch nicht mehr über die Eltern, Kinder und Badematten. Hier gegenüber von Toulon gibt es lange und feinsandige Strände. Das Wasser ist flach und damit ideal für Kinder. Wir haben leider unsere Badesachen nicht dabei und schauen einfach nur so über die Strand- und Dünenlandschaft. Unser kleiner Fehler ist gar nicht so schlimm. Es gibt in Strandnähe einen kleinen Freizeitpark für die Kids und entlang der Uferpromenade mehrere Restaurants und Cafès . Hier lässt es sich bestimmt ein paar Stunden gut aushalten.
Ganz so viel Zeit haben wir aber nun auch nicht mehr und so machen wir uns erstmal schlau wie wir hier wieder wegkommen. Zurück mit der Fähre nach Toulon und dann mit der richtigen Linie nach La Seyne dauert uns zu lange. Auch zu Fuß über einen kleinen Hügel wäre die Strecke in ca. 50 Minuten noch locker bis zur Abfahrt unseres Schiffes zu schaffen. Es gibt aber auch eine gute Busverbindung. Wir schlendern an der Kaimauer entlang und beobachten dabei die Angler bei ihrem beruhigenden Hobby. Ab und zu blicken wir uns um, ob der Bus von hinten kommt und uns dann nicht gerade zwischen zwei Haltestellen überholt. Das wäre jetzt blöd. Es dauert aber nicht lange und bei der zweiten Haltestelle auf unserem Weg steigen wir in den Bus der Linie 83 ein, der uns dann in zehn Minuten zurück an die Haltestelle “Turbines” an der Corniche Philippe Giovannini bringt. Trotz kleinem und unbeabsichtigten Abstecher sind wir um 14:45 Uhr wieder an Bord der Mein Schiff 5. Mit unserem Tagesticket haben wir an dem Tag einen schönen und abwechslungsreichen Ausflug gemacht. Nach einer kleinen Stärkung entspannen wir noch etwas auf dem Sonnendeck.
Die Speisekarte für den heutigen Abend hatte uns beim Frühstück auch nicht lange überlegen lassen - eine fast volle Flasche Rotwein vom Vorabend ist noch in Reserve - und und so war der weitere Ablauf des Abends auch schon geklärt.
Das Auslaufen verfolgen wir wie gewohnt von Deck aus mit dem inzwischen traditionellen Glas in der Hand. Morgen können wir eine Stunde länger schlafen, denn auch hier in Südeuropa geht die Sommerzeit zu Ende und die Uhren werden eine Stunde zurück gestellt.
am 2. Seetag nach Barcelona >>