5. Tag
Sonntag, 21. April 2019
Übernachtung in Tokyo
Hotel: Sunshine City Prince Hotel
Die letzte Nacht konnten wir etwas länger schlafen als die letzten Tage. Heute ist Ostersonntag und ich werde an dem Tag die unterschiedlichen Gesichter der Mega-City auf einem Ausflug kennen lernen. Erst um 9:00 Uhr geht es mit dem Bus vor dem Hotel los zur Tokyo-City-Tour.
Frühstück gibt es im Restaurant Bayern des Hotels. Problem auf dem Weg dorthin sind nur die überforderten Aufzüge. Auf dem Weg nach unten sind die Kabinen, die irgendwann mal ankommen, rappelvoll. Viele Hotelgäste sind mit ihren Koffern auf dem Weg zur Abreise. Holger wartet schon 15 Minuten vor den vier Aufzügen auf eine Mitfahrgelegenheit. Von unserer 22. Etage die Treppen runter ins Erdgeschoss sind auch keine gute Idee. So fahre ich in einem freien Lift erstmal 3. Etagen hoch, um auf dem Weg nach unten schon einmal drin zu sein. Klappt!
Auf dem Weg nach unten fahre ich diesmal im vollen Lift an den Wartenden vorbei nach unten in den 1st-Floor.
Bayerischen Brez'n werden hier am Buffet im Restaurant Bayern nicht serviert. Ein japanisches Frühstück ist aber traditionell schon herzhaft. Dazu gehören zwingend Reis sowie Miso-Suppe, gegrillter Fisch, verschieden gefüllte Reisbällchen, gehobelter Weißkohl, Würstchen und Fleischklöße sowie süßlich schmeckendes Omelette. Eingelegtes Gemüse und Obst gehören ebenfalls dazu. Gurken, Zucchini, Rettich, Auberginen, Kirschen, Pflaumen sind allerdings für unseren Gaumen nach der Bearbeitung nur noch schwer zu erkennen.
Die japanische Beschriftung hilft dann auch nicht richtig weiter. Ich bin aber mutig und teste eine kleine Auswahl der japanischen Spezialitäten. Für den Abend bestimmt eine tolle Auswahl. Meinen morgendlichen Geschmack trifft es allerdings auch nach 3 Tagen noch nicht so ganz und ich bevorzuge die nächsten Tage am Morgen doch lieber Toastbrot, Croissant und Marmelade.
Um 9:00 Uhr treffen sich die Teilnehmer am heutigen Ausflug am Bus und es geht los zum ersten Stopp, dem Tokyo Metropolitan Goverment Building.
Das Regierungsgebäude der Präfektur Tokio wurde im Jahr 1991 im Stadtteil Shinjuku fertiggestellt. Von den Aussichtsplattformen der zwei 243 m hohen Türmen hat man einen tollen Ausblick über Tokyo. Bei guter Sicht sogar bis zum Fuji-san.
Mayu hat sich heute für den Süd-Turm entschieden, dessen Aussichtsetage in 202 m Höhe gerade in diesem Frühjahr fertig renoviert wurde. Vor der Auffahrt mit dem Aufzug in die 45. Etage wird eine kurze Taschenkontrolle durchgeführt. Oben angekommen, haben wir durch die vielen Fenster einen 360 Grad Blick. Es ist etwas diesig und so war ich froh gestern schon auf dem Tokyo Tower gewesen zu sein. Dafür ist hier der Eintritt kostenlos und daher ein Besuch eine Empfehlung wert. In der 45. Etage gibt es ein Geschäft mit typischen Souvenir und es gibt Kaffee und ein paar essbare Kleinigkeiten. Wer möchte und kann, darf an einem gelben Flügel seine Fingerfertigkeit demonstrieren.
Um 10:30 Uhr treffen wir uns unten im Foyer und es geht weiter zu unserem nächsten Ziel. In 15 Minuten bringt uns der Fahrer zum Meiji Schrein, einem der zehn beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Tokio. Gleich nach dem Busparkplatz durchschreiten wir ein großes Tor und folgen einem breiten Weg durch einen grünen Wald. Insgesamt sollen hier 100.000 Bäume gepflanzt worden sein. Die Großstadt ist in diesem idyllischen Garten weit entfernt.
Der Meiji Schrein wurde im Jahre 1920 errichtet. Der shintoistische Schrein wurde dem Kaiser Meiji und seiner Frau Shoken gewidmet. Im zweiten Weltkriegs wurde der Schrein zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. Shintō ist eine ethnische Religion, die vor allem in Japan verbreitet ist. Zusammen mit dem Buddhismus gehört der Shintoismus in Japan zu den bedeutendsten Religionen. In ganz Japan gibt es zwischen 80.000 und 100.000 registrierte Shintō-Schreine.
Vor dem Betreten der inneren Bereiche mit den Schrein-Gebäuden reinigen wir nach einem vorgegebenen Ritual an einem Waschbecken, Chōzuya genannt, unseren Körper und unsere Seele. Wir nehmen dazu eine der Schöpfkellen aus Bambus und gießen das Wasser zuerst über die rechte, dann die linke und wieder über die rechte Hand. Außerdem gehört zum Ritual, dass man einen Schluck vom Wasser nimmt.
Mayu hatte uns die vorgegebenen Rituale vorher erklärt und so kann nichts schief laufen.
Am heutigen Sonntag sind auf dem Tempelgelände viele Menschen unterwegs. Am Hauptschrein verweilen die Besucher einen Moment und tragen den Göttern ihre Wünsche vor. Die Shintō-Tempel sind leer, sie beherbergen nur die Seele von Gott bzw. dem Kaiser. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten seine Wünsche an die Götter loszuwerden. Zum Beispiel können diese auf Holzbretter, die auf japanisch Ema heißen, geschrieben werden. Die Holztäfelchen können an einem der Verkaufsstände gekauft und an dafür vorgesehenen Wänden angebracht werden.
Der große Garten mit seinen Schreingebäuden dient auch als Zeremonienort für Shintō-Hochzeiten.
Wir verlassen das Gelände und treffen uns um 12:00 Uhr zur Weiterfahrt am Bus. Nächstes Ziel ist diesmal ein buddhistischer Tempel. Auf dem Weg fahren wir an der Baustelle für das neue Stadion für die Olympiade 2020 in Tokyo vorbei. Nach einer guten halben Stunde Fahrt durch die Stadt erreichen wir den Tempel Sensō-ji neben dem Asakusa-Schrein und an einer Seitenstraße lässt uns der Busfahrer raus. Wir haben jetzt fast drei Stunden Zeit, um uns hier umzuschauen und den Stadtteil Asakusa zu erkunden. Ich betrete den Bereich der Schreine und Tempel durch das Nitenmon Gate. Am Meiji Schrein war ja schon viel los, hier sind aber noch viel mehr Leute unterwegs.
Ich werfe mich alleine in das Getümmel, das erscheint mir hier am sinnvollsten zu sein. Ich schlendere kreuz und quer über das Gelände. Hier treffen sich Touristen aus aller Welt, Tokioter und Ausflügler aus der Provinz. Der Sensō-ji Tempel ist der berühmteste Tempel in Tokio und brannte im Laufe der Zeit mehrmals ab, zuletzt bei einem Luftangriff im 2.Weltkrieg. Rings um den Tempel gruppieren sich viele kleine Schreine und Tore. Östlich vom Sensoji Tempel befindet sich der Shinto-Schrein Asakusa-jinja. In dem Schrein werden die drei Männer verehrt, die für den Bau des Tempels
Sensō-ji verantwortlich waren.
Drei junge Japanerinnen im Kimono versuchen, ein ordentliches Selfie zu machen. Ich biete mich an, das Fotografieren für die freundlichen Damen zu übernehmen. Dafür darf ich ebenfalls ein Foto für meine Seite machen. Dankeschön!
Auch weitere junge Damen tragen stolz ihren Kimono und lassen sich gerne in der traditionellen Tracht fotografieren.
Das Kaminarimon Tor ist das Haupteingangstor zum Sensō-ji Tempel und das Wahrzeichen von Asakusa. Beeindruckend ist die riesige rote Laterne unter dem Torbogen, flankiert von Wächtern. Auf der 200 Meter langen Einkaufs- und Souvenir-Straße Nakamise zwischen Tempel und Kaminarimon Tor treffen alle Besucher zusammen. Hier gibt es kleine Läden mit typischen japanischen Souvenir oder lokalen Süßigkeiten. Vor kleinen Restaurants stehen die Leute in der Schlange und warten auf einen freien Platz. Das wird aber sicherlich einige Zeit dauern. Aber kein Problem: In der Schlange anstehen ist eines der beliebtesten Hobbys der Japaner.
Falls man nicht zu Fuß laufen oder es einfach mal ausprobieren möchte: Vor dem großen Tor an der Kaminarimon Street kann man sich auch eine Rickscha (ab 3000 Yen) mieten. Durchtrainierte junge Männer und auch ein paar fitte Frauen sausen dann mit den Passagieren durch die engen und belebten Gassen des Stadtteils Asakusa.
Ich fühle mich noch fit genug und mache mich auf eigenen Füßen auf die Suche nach einem Restaurant. Schräg gegenüber finde ich ein kleines Stehlokal mit Sushi. Das ist jetzt genau das Richtige! Der kleine Laden bietet an der Theke gerade mal Platz für maximal 10 Personen.
Hinter der Theke bereiten die zwei Köche die Sushi frisch zu.
Ich kann direkt zusehen, wie beim Nigiri-Sushi der Reis mit der Hand zu einer kleinen, zwei Finger breiten Rolle gedrückt und mit frischem Thunfisch belegt wird. Frischer geht es nicht und der Thunfisch ist so lecker, dass ich gleich noch drei von den Nigiri nachbestelle. Auch die in Nori eingepackten Maki-Sushi werden mit der ausgewählten Füllung in einer Bambusmatte frisch gerollt.
Der Japaner neben mir nimmt die Sushi, genauso wie ich hier und auch zuhause, mit den Fingern und schiebt sie sich in den Mund. Meine Technik ohne Stäbchen ist also nicht ganz falsch.
Für insgesamt 10 Sushi bezahle ich 1.680 Yen incl. Wasser, umgerechnet ca. 13,50 €.
So gut gestärkt gehe ich weiter in Richtung der Brücke über den Fluss Sumida.
Von der Anlagestelle der Sumida River Cruise legen Touristenboote ab und bieten den Passagieren spektakuläre Ausblicke auf die Skyline der japanischen Hauptstadt. Mir reicht eine kleine Pause auf einer Parkbank an der Uferpromenade des Sumida und der Blick auf eine der bekanntesten Hochhaus-Silhouetten der japanischen Hauptstadt. Am höchsten streckt der Tokyo Skytree seine Spitze dem blauen Himmel entgegen. Der 634 Meter hohe Fernsehturm ist nach dem Burj Khalifa in Dubai das zweithöchste Bauwerk der Erde. Links daneben ist das Rathaus des Bezirks Sumida. Das goldene Hochhaus mit dem Aussehen eines vollen Bierglases mit einer weißen Schaumkrone ist Hauptsitz des Bierkonzerns Asahi Breweries. Entworfen wurde das Gebäude von dem bekannten französischen Designer Philippe Starck. Der Name des Bauwerks lautet wenig überraschend Asahi Beer Tower. Gleich daneben befindet sich die schwarze Asahi Super Dry Hall mit einem goldenen Kunstwerk auf dem Dach. “Asahi Flame” ist der offizielle Name dieses Kunstwerkes, das schon von weitem sichtbar ist. So wie ich erkennen allerdings die wenigsten Leute eine Flamme und so hat sich in Tokio der Spitzname "die goldene Kacke" durchgesetzt, im japanischen "kin no unko" 😂.
Bis zur Weiterfahrt habe ich noch etwas Zeit und erkunde noch die Nebenstraßen rechts und links der Nakamise Straße. Die Shin-Nakamise Straße ist die “Neue Nakamise”-Straße und eine überdachte Einkaufspassage. Auf der Westseite des Senso-ji-Tempels befindet sich die Hoppy Street. Eine Straße mit altmodischen japanischen Bars und kleinen Restaurants, an jedem Tag der Woche voller Touristen und Stammgäste. Auch in den anderen Gassen des Viertels gibt es Kneipen und Restaurants, in denen Schaschlikspieße vom Grill und Bier angeboten werden. Aber auch Austern, Hummer, Königskrabben sind zu finden. Die Gerüche aus den Küchen könnten unterschiedlicher nicht sein. Zum Schluss noch eine Runde durch den kleinen Park mit Blick auf den Sky Tree Tower und dann muss ich auch zurück zum Treffpunkt an der Touristeninformation gegenüber vom Donner-Tor.
Ab unserem Treffpunkt fährt uns der Bus um 15:45 Uhr weiter zu unserem nächsten Ziel Ginza, einem der wichtigsten Einkaufsviertel der Stadt. Früher gab es hier eine Silbermünzstätte, von der sich der Name Ginza (Gin = Silber und Za = Ort, Sitz) ableitet. In Ginza finden wir zahlreiche Einkaufszentren, Boutiquen, Kunstgalerien, Restaurants und Cafes. Der Stadtteil gilt als das teuerste Pflaster in Tokyo, für einen Quadratmeter Grund und Boden bezahlt man locker mal über 75.000 Euro. So verwundert auch nicht, das die Einkaufsstraße Chūō-dōri auf Platz 3 der teuersten Luxusmeilen der Welt liegt. Alle mir bekannten Luxus-Label oder Kosmetik-Firmen haben auf der zentralen Einkaufs- und Flaniermeile ihr Geschäft eröffnet und können sich wohl die Miete von über 600,-- Euro für einen Quadratmeter pro Monat leisten.
An den Wochenenden von 12.00-17.00 Uhr (bis 18.00 Uhr von April bis September) ist die Chūō-dōri für den Verkehr gesperrt und verwandelt sich in eine Fußgängerzone. Heute ist ja ein Sonntag und so kann ich ohne Straßenlärm
an Schaufenstern vorbei bummeln und Leute beobachten. An auf der Straße aufgestellten Tischen mit Sonnenschirmen erholen sich die Leute vom Einkaufsstress. Koffer scheinen heute im Angebot gewesen zu sein. Hippe Frauen und Männer flanieren vor den teuren Läden. Zwei Hunde erregen große Beachtung, da sie von ihrem “Herrchen” mit Perücke als Löwen verkleidet sind. Den beiden Hunden scheint die Aufmerksamkeit zu gefallen.
Die richtige Wochenendbeschäftigung das Leben auf der geschäftigen Straße zu beobachten.
Das im Frühling 2017 eröffnete GINZA Six ist mit seinen 13. Etagen das größte Einkaufszentrum in Ginza. In der oberen gibt es den Buchladen “Tsutaya”, der auch etwas "spezielle" Kunstobjekte im Programm hat. Besser gefällt mir ein japanisches Schwert für 8.000.000 Yen, bei 65.000 Euro streikt aber meine Kreditkarte. Schade! Auf der schönen Dachterrasse wird sich gerade beim YOGA entspannt. Der Blick von hier oben reicht bis zum Tokyo Tower. Hier wollen wir später noch einmal wiederkommen und den Ausblick über die beleuchtete Viertel genießen.
Jetzt wollen wir aber erstmal ein Restaurant suchen. Im alten Fischmarktviertel finden wir das Sushi-Restaurant Tsukiji Sushiko. Die Auswahl ist riesig und für jeden von uns ist etwas dabei. Die Zutaten werden jeden Tag frisch auf dem Tokyo Central Wholesale Market, dem weltweit größten Fischmarkt, eingekauft. Dazu schmeckt das einheimische Bier und ein guter Sake zum Abschluss sorgt für einen gelungenen Abend. Zusammen bezahlen wir für 6 Personen 18.180 Yen = ca. 25,-- €/Person. So gut gestärkt gehen wir zurück in Richtung Chūō-dōri und GINZA Six.
In der Enoteca im Kaufhaus gönnen wir uns noch ein Gläschen Wein bevor von der Dachterrasse des GINZA Six den Ausblick rüber zu dem beleuchteten Tokyo Tower und in die beleuchteten Etagen der gegenüberliegenden Häuser genießen. Auf der orangen Marunouchi Linie geht es um 21:20 Uhr von der Metrostation Ginza zum Bahnhof Ikebukuro. 200 Yen kostet die Fahrt zu dem neun Stationen entfernten Bahnhof. Mit dem Lesen der Linienpläne, Fahrkartenkauf und Zurechtfinden in den verzweigten Stationen kennen wir uns jetzt schon sehr gut aus.
30 Minuten später sind wir zurück am Hotel. Schnell noch im Laden zwei Flaschen Wasser für den morgigen Tag besorgen und dann bald ins Bett. Vorher natürlich das heute Erlebte noch telefonisch mit Zuhause austauschen!
Tagesausflug Nationalpark und Hakone-Schrein >>>