Von Tokyo nach Matsumoto

7. Tag

Dienstag, 23. April 2019

Übernachtung in Matsumoto

Hotel: Alpico Plaza Hotel       

Mein Wecker schmeißt mich rechtzeitig aus dem Bett und so komme ich frisch geduscht um 6:30 Uhr runter zum Frühstück. Heute dürfen wir in einem anderen Restaurant frühstücken und werden an freien Tischen von dem Personal plaziert. Die Auswahl ist hier etwas besser als im Bavaria, aber auch in diesem Raum ist es etwas wuselig am Buffet. Bis 7:45 Uhr müssen wir unseren Koffer runter gebracht haben, damit er im Bus verstaut werden kann. Pünktlich geht es dann um 8:10 Uhr los, keiner hat an diesem Morgen die Abfahrt verpennt. 

Heute verlassen wir Tokyo und fahren zuerst in das gute 150 Kilometer entfernt liegende Nikko. Das bedeutet bei normaler Verkehrslage zwei Stunden Fahrt mit dem Bus. 

Nach einer Stunde Fahrt auf der gut ausgebauten Autobahn machen wir einen ersten Stopp an einer Raststätte. Hier können wir uns mit Proviant für die Mittagspause eindecken. 

Gegen 10:00 Uhr fahren wir auf dem Parkplatz am Shintō-Schrein Tōshō-gū in der Stadt Nikkō in der Präfektur Tochigi.

Vom Parkplatz gehen wir auf einem von vielen Laternen gesäumten Weg zum Haupteingang der Tempelanlage mit dem Niomon-Tor. Mayu besorgt die Eintrittskarten und wir können uns in der Zwischenzeit schon einmal etwas umsehen, zum Beispiel Fotos von der 35 Meter hohen fünfstöckigen und rot-golden bemalten Pagode machen.

Der Schrein wurde 1617 erbaut und 1999 von der UNESCO mit anderen Schreinen und Tempeln in Nikkō zum Welterbe ernannt und ist der berühmteste Toshu-gu-Schrein Japans.

Die ganze Anlage ist beeindruckend. Angefangen mit der schönen Pagode oder dem Karamon-Tor mit seiner eigentümliche Dachform, die in der Mitte einen leichten Bogen schlägt. Von diesen speziellen Toren wurden in Japan nur drei gebaut. 

Das schönste Tor mit kunst­vol­len Mosaiken ist das Yomeimon, das Tor des Sonnenlichts. Es wurde im Jahr 1636

fertig­ge­stellt und gilt als das am schönsten dekorierte Gebäude der gan­zen Tempelanlage. Das Allerheiligste ist die Haupthalle im Zentrum der Anlage und darf nur von den Priestern zur Durchführung der Rituale betreten werden.

Auf dem Weg dorthin kommen wir an dem etwas abseits stehenden heiligen Pferdestall vorbei, an dessen Giebel eines der bekanntesten japanischen Schnitzereien zu finden ist. Die auch bei uns bekannten drei Affen, die „nichts sehen, nichts hören und nichts sagen“. Das Motiv stammt aus dem 17. Jahrhundert und die Affen haben ihren Ursprung in einem japanischen Sprichwort und haben hier eigentlich die Bedeutung „über Schlechtes weise hinwegsehen“ Bei uns wird es eher als „alles Schlechte nicht wahrhaben wollen“ interpretiert.

Eine weitere bekannte Schnitzerei ist Nemuri-neko, die „Schlafende Katze“. Sie befindet sich auf dem Weg hoch zum Grabmal von Tokugawa Ieyasu in einem Nebenschrein und gilt in Japan als Nationalschatz. Hier haben sich noch mehr Japaner und Japanerinnen zu einem Selfie versammelt als am Pferdestall mit den drei Affen.

Das Schlummern der grau-weiß gefleckten Katze mit friedlich geschlossenen Augen soll Betrachtern innere Ruhe spenden. Auf der anderen Seite des Durchganges sind zwei zwitschernde Spatzen dargestellt. Bei Fehlen des Rahmens würden sie auf dem Rücken der Katze sitzen und so bedeutet die Darstellung: Solange die Katze friedlich schläft, können die Spatzen sich ihr nähern, ohne gefressen zu werden.

Deshalb wird die gesamte Schnitzerei allgemein als Symbol für eine friedliche Welt angesehen.

Hinter dem Durchgang geht es über unzählige Stufen hoch zu dem Grabmal von Tokugawa Ieyasu in. Der steile Aufstieg zwischen riesigen japanischen Zedern ist aber sehr schön und gut zu gehen. Tokugawa Ieyasu lebte vom 31. Januar 1543 bis zum 1. Juni 1616 und war der Begründer des Tokugawa-Shogunats in Japan. 1603 ließ sich Ieyasu vom Tennō den Titel Shōgun verleihen und so wird das Jahr 1603 auch als Beginn der Edo-Zeit angegeben. Das Shogunat hielt sich über 200 Jahre lang bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts an der Macht. Nach seinem natürlichen Tod ließ sein Enkel ein Mausoleum für den damals sehr einflussreichen Shōgun bauen. Das Ergebnis ist hier im Tōshō-gū-Schrein von Nikkō zu bewundern. Am Ende des Weges erreicht man die freistehende bronzene Urne mit den sterblichen Überreste von Ieyasu. 

Abfahrt an diesem historischen Ort ist um 13:00 Uhr. Bis dahin habe ich noch etwas Zeit und laufe noch runter zu der roten Brücke über den Fluss Daiya. Die Shinkyo-Brücke markiert den Eingang der Schrein- und Tempel-Gegend von Nikko. Hier soll der Legende nach der Priester Shodo Shonin, der den ersten buddhistischen Tempel in Nikko errichtete, den Daiya auf zwei Schlangen überquert haben. Die Brücke wurde 1636 errichtet und 1907 nach einer Flut durch eine Rekonstruktion ersetzt. Bis 1973 war es für die breite Öffentlichkeit verboten über die Brücke zu gehen. Um die Jahrtausendwende wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Inzwischen können auch “normal sterbliche” Besucher über die Brücke und zurück gehen. Ich bezahle 300 Yen Eintrittsgebühr und darf die 28 Meter lange und 7,40 Meter breite Brücke betreten. 10,6 Meter über der Wasseroberfläche bin ich alleine  auf einer der drei schönsten Brücken Japans.

Jetzt muss ich aber zurück zum Parkplatz, damit ich rechtzeitig zur Abfahrt des Busses dort bin. Unser nächstes Ziel für heute ist Matsumoto in der Präfektur Nagano und  266 Kilometer von Nikkō entfernt. Mit Pausen wird unser Busfahrer für die Strecke vier  Stunden unterwegs sein. Die Straße führt zuerst durch flache Landschaft mit Reisfeldern und blühenden Pfirsichbäumen, später durch eine raue Gebirgsgegend. Matsumoto ist von hohen Bergen umgeben und ein Paradies für Naturliebhaber.

Um 17:10 Uhr kommen wir in Matsumoto an. Das Alpico Plaza Hotel liegt direkt im Zentrum gegenüber dem Bahnhof. Wir checken ein und gehen kurz auf das Zimmer. Um 18:00 Uhr treffen wir uns unten im Foyer und ziehen zu sechst wieder los.

Durch die kleine Fußgängerzone kommen wir auf dem Weg in Richtung Burg zu dem Fluß Metoba. An dessen Böschung stehen in der historischen Nawate-Straße traditionelle Handelshäusern. Sie werden heute als Galerien, Restaurants oder Geschäfte genutzt.

Zum Einkaufen sind wir wohl schon etwas spät dran. Auf den Straßen der Stadt ist nicht viel los und die meisten Läden haben bereits geschlossen. Mehr ist sicherlich los, wenn an zwei Tagen im Juni der "Markt der Frösche" stattfindet. Dann finden in dem Einkaufsviertel verschiedene unterhaltsame Veranstaltungen der Ladenbesitzer, lokale Studenten und Bürger zusammen mit verschiedenen Künstlern aus dem ganzen Land statt. So sind wir heute fast alleine unterwegs. Langsam wird es auch wieder Zeit ein Restaurant aufzusuchen. 

Tante G..gle hat für unsere Ansprüche das Restaurant Kobayashi Soba empfohlen. Das Restaurant liegt gleich um die Ecke, nur wenige Meter von der Nawate Street und sieht sehr einladend aus. An einem großen Tisch mit sehr dicker Holzplatte finden wir einen Platz und bekommen zur Einstimmung Grünen Tee serviert. Spezialität sind hier im "Kobayashi Soba" - wie der Name schon vermuten lässt - die verschiedenen Soba-Gerichte. Die bekannten Buchenweizen-Nudeln (Soba) werden hier noch per Hand herstellt. Aber auch die anderen Gerichte auf der bebilderten Speisekarte sehen vielversprechend aus.

Monika bestellt sich die Tempura mit Jumbo-Garnelen. Geschmacklich sehr gut, aber nicht so einfach zu handhaben. Auch die Soba-Nudeln mit Ente,  Shiitake-pilzen und in Scheiben geschnitten Porree für Margit, Andreas und Thomas waren ausgezeichnet. Als ortsübliche Spezialitäten in Matsumoto gelten aber auch: rohes Pferdefleisch und geröstete Bienenlarven.

Pferdefleisch wird in Japan wegen seiner tiefroten Farbe "sakura" (Kirsche) genannt. Es wird allgemein geschätzt und ist Bestandteil der traditionellen japanischen Küche. Als Vorspeise bestelle ich mir daher das Basashi aus rohem Pferdefleisch. Es wird in der Gegend um Matsumoto mit einer typisch süßlichen Sojasoße und geriebenem Ingwer gegessen.  Als Hauptgericht bestelle ich mir das Sakura Steak, die lokale Delikatesse des mageren Prime Cut von rohem Pferdefleisch. Die sechs Scheiben kann ich mir dann selber auf dem kleinen Grill am Tisch zubereiten. Das Fleisch ist reich an Eisen, äußerst kalorienarm und sehr lecker! Daher: Daumen hoch 👍!!

Nach diesem ausgezeichneten Essen gehen wir noch ein paar Schritte weiter zur markantesten Sehenswürdigkeit der Stadt. Die Matsumoto-jō

wird wegen der schwarzen Farbe und den „ausgebreiteten Flügel“ auch Krähenburg genannt. 

In der Dunkelheit wird sie schön beleuchtet und wir machen ein paar schöne Fotos. Die Besichtigung ist für den morgigen Tag geplant. Dann gibt es auch ein paar mehr Erklärungen zu dieser Burg. Auf dem Rückweg kehren wir noch in eine typische Kneipe ein und testen von dem dunklen Bier aus der Gegend!


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