Von Kapstadt in die Winelands

Montag, 11. Juni 2018

Übernachtung in Kapstadt

Hotel:   Garden Court Nelson Mandela Boulevard

Straße: Corner Coronation & Melbourne Road     

 

Um 5:45 Uhr klingelt der Wecker. Die Nacht war ruhig und nach der anstrengenden Anreise und dem gestrigen Tag in Kapstadt habe ich gut geschlafen. Wegen der Wasserknappheit in Kapstadt nur sehr kurz duschen und um 6:30 Uhr geht es schon runter zum Frühstück.

Um diese frühe Zeit gibt es bereits eine große Auswahl an warmen Speisen. Für Fisch, Beef oder Chicken ist es mir aber noch zu früh und mir reicht ein Toast mit Käse und Croissant mit Marmelade. Dazu einen doppelten Espresso.

Um 7:30 Uhr steht die Reisegruppe pünktlich am Eingang und kann in den Bus einsteigen, der uns heute durch Kapstadt fahren wird. Anfänglich begleitet ein schriller Pfeifton die Fahrt, der Bus - ein anderer als gestern - hat wohl einen Defekt. Zum Glück kann aber der Fahrer den Fehler  unterwegs beheben oder wenigstens den Warnton abstellen.

Die Straßen sind gut ausgebaut und der Verkehr verläuft ohne Stau. Auf den Pickups fahren die Arbeiter zu ihrer Arbeitsstelle und über den nahen Bergen geht die Sonne auf.

Erst Ziel auf unserer Erkundungsfahrt ist der Signal Hill. Dieser Bergrücken erstreckt sich über etwa 5 Kilometer und ist ein beliebtes Ziel mit tollen Aussichtspunkten und wunderschönen Ausblicken auf die Victoria & Alfred Waterfront, das Kapstädter Stadtzentrum, das Stadion und Robben. Beeindruckend auch der Ausblick auf den Tafelberg, der von der aufgehenden Sonne angestrahlt wird.

Außer unserer Gruppe laufen um diese frühe Zeit nur ein paar Perlhühner über den Gipfel und picken nach Nahrung.

Für die meisten Kapstädter ist der Signal Hill der wahre Hausberg und nicht der Tafelberg. Am späten Nachmittag bzw. Abend versammeln sich hunderte Personen, um den Sonnenuntergang über dem Meer bei einem Gläschen Wein oder Picknick zu betrachten. Kurz vor Sonnenuntergang ist deshalb der Andrang besonders hoch.

 

Schon früher wurde dieser exponiert gelegene Berg als Beobachtungspunkt genutzt. Ankommende Segelschiffe wurden den Kapstädter durch einen Kanonenschuss bekannt gegeben. So wussten die Händler in der Stadt, das neue Ware angeliefert wurde und machten sich auf den Weg zum Hafen.

Unterhalb vom Signal Hill liegt das älteste Stadtviertel von Kapstadt, das etwa 1 mal 1 km große Bo-Kaap. Hier siedelten sich bereits um 1780 asiatische Sklaven und Gefangene an, die sogenannten Kap-Muslimen. Daher wird Bo-Kaap auch "Malay Quarter" – Malaien Viertel - genannt. Zu erkennen  ist der Stadtteil sofort an den vielen bunten Häusern. Auch heute noch sind in dem Viertel ein Großteil der Bewohner Muslime und viele Moscheen zu finden.

Leider können wir nur durchfahren, da Busse hier nicht anhalten dürfen. 

Laut Programm sollten wir eigentlich durch die engen Gassen aus Kopfsteinpflaster spazieren, die steil von der Innenstadt Richtung Signal Hill führen. Schade das es nicht geklappt hat. So bekommen wir nur einen sehr kleinen und kurzen Eindruck in das Viertel. 

Am Green Market steigen wir aus und haben eine gute Stunde Zeit alleine durch das Zentrum zu schlendern. Ich mache mich mit Birgit und Wolfgang auf den Weg zum Central Platz mit dem Rathaus. Das imposante, vor der Kulisse des Tafelbergs liegende Gebäude, wurde in den Jahren von 1900 bis 1905 in einer architektonischen Mischung aus italienischer Renaissance und britischem Kolonialstil erbaut. Vom Balkon hatte Nelson Mandela im Februar 1990 seine erste Rede nach der Freilassung von Robben Island gehalten. 100.000 Menschen warteten damals bis zu sieben Stunden auf dem Grand Parade um diese Rede zu hören.

Heute beherbergt das schöne Gebäude die Stadtbücherei und einen Konzertsaal und die Rathausmitarbeiter sitzen seit 1979 im Cape Town Civic Center. 

Gegenüber liegt der größte Platz in Kapstadt und gleichzeitig der älteste Teil der Stadt. Hier ließ der in den Diensten der niederländischen Ostindien-Kompanie stehende  Jan van Riebeeck am 6. April 1652 Anker fallen, hisste an Land die holländische Fahne und errichtete gleich nach seiner Ankunft einige Hütten sowie eine viereckige Festung aus Holz und Lehm. Heute ist hiervon allerdings nichts mehr zu erkennen. Bei unserem Besuch diente der Grand Parade hauptsächlich als Parkplatz für den nahen Bahnhof und die Mitarbeiter der umliegenden Bürogebäude. Jeden Mittwoch- und Samstagvormittag findet hier aber regelmäßig ein Markt statt und die Autos müssen weichen.  

Vom großen Platz gehen wir in Richtung Castle. Das Casteel de Goede Hoop (Burg der guten Hoffnung)  wurde zwischen 1666-79 errichtet und ist heute das älteste noch erhaltene europäische Gebäude Südafrikas. Das Castle mit seinen fünf Eckbastionen wurde nach Vorbildern und Plänen des französischen Festungsbaumeisters Vauban erbaut.

Die Festung lag ursprünglich - genauso wie die Bauten von Jan van Riebeeck  im Jahre 1652 -  direkt am Meer. Erst in den 1940er Jahren wurde die damalige Hafenbucht aufgeschüttet und die Festung steht daher gute 500 Meter vom Hafen entfernt.

Als wir die Bastion kurz nach 12:00 Uhr erreichen scheint gerade eine Wachablösung statt zu finden.

Wir sind ein paar Minuten zu spät und können noch schnell ein Foto von weitem machen. Das Castle kann man besichtigen. Da wir aber nur begrenzt Zeit haben lohnt sich die Investition für das Eintrittsgeld nicht. 

Auf dem Weg zurück kommen wir am an der Wale Street / Ecke Adderley Street an der Slave Lodge (Sklavenhaus) vorbei. 1679 wurde dieses Sklavenhaus für die Dutch East India Company errichtet und 1751 in ein zweigeschossiges Gebäude erweitert. Bis zu 1.000 Menschen wurden damals unter menschenunwürdigen Bedingungen hier untergebracht, bis sie weiterverkauft wurden. In den Jahren 1810 bis 1967 diente das Gebäude als Sitz des Obersten Gerichtshofes. Heute ist die Slave Lodge ein Museum zur Geschichte der Sklaverei in Südafrika. Im Innenhof stehen die Grabsteine von Jan von Riebeeck und seiner Frau. Auf dem Weg zurück zur Central Methodist Mission, hier sind wir nach eineinhalb Stunden mit unserem Reiseleiter Dieter verabredet, kommen wir an schönen Fassaden, kleinen Hotels, Geschäften, Restaurants vorbei. An einer Ecke machen jugendliche Schüler unter Anleitung ihres Lehrers ein öffentliches Fitnessprogramm.

Der Green Market Square gleich um die Ecke der Kirche ist einer der schönsten Plätze in Kapstadt. Auf dem Kopfsteinpflaster des Platzes haben inzwischen die meisten Händler ihre Stände eröffnet und in den umliegenden Cafes herrscht reger Betrieb.

In der Kirche der Central Methodist Mission spielt Dieter schon seit einer Stunde auf der riesigen Orgel. Dieter ist in der Kirche seine Gemeinde der Organist und der Klang des Orgelspiels hört sich in der Kirche toll an. Alle von uns sind begeistert.

Von hier aus gehen wir dann wieder zusammen durch den "Company's Gardens". Als ruhige Oase im Herzen der Stadt ist der Stadtgarten "Company's Gardens" bekannt. Der ehemalige Gemüsegarten ist die grüne Lunge Kapstadts direkt im Zentrum der Stadt und grenzt direkt an die Fußgängerzone. In der Parkanlage können Einheimische und Touristen der sommerlichen Hitze entkommen und im Schatten exotischer Bäume eine Rast einlegen. Auf dem Weg durch den Park, der Goverment Avenue, liegt links von uns das House of Parlament, das 1885 für die damalige Regierung der Kapkolonie errichtet wurde. Im Garden sind zahlreiche Eichhörnchen unterwegs und betteln die Spaziergänger nach Nüssen an.

Am Ende liegt das schöne Museum der South African National Gallery mit Ausstellungen zeitgenössischer südafrikanischer Kunst.

Am Ausgang des Gartens wartet unser Busfahrer auf die Gruppe. Von hier geht der Ausflug weiter in das etwa 50 Kilometer östlich von Kapstadt am Fluss Eerste Rivier liegende Stellenbosch. Stellenbosch wurde 1679  während der Zeit der Holländisch-Ostindischen Handelskompanie gegründet und nach Simon van der Stel benannt. Die zweitälteste Stadt Südafrikas mit ca. 40.000 Einwohnern liegt 111 m über dem Meeresspiegel und von allen Siedlungen, die am Kap während dieser Zeit gegründet wurden, ist die Innenstadt von Stellenbosch am besten erhalten geblieben.

Im Restaurant "Binnenhof" hat Dieter für die Mittagszeit Tische für uns reserviert.

Hunger habe ich aber noch nicht und starte mit Birgit und Wolfgang zu einem kurzen Stadtrundgang durch das idyllisch gelegene Städtchen. Viele der Häuser sind Zeugnisse kapholländischer, aber auch georgianischer und viktorianischer Architektur. Im Village Museums erklären ältere Damen in traditioneller Tracht die Geschichte der typischen Häuser aus den Jahren 1709 - 1850 mit den originalgetreuen Einrichtungen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Botanische Garten, der älteste botanische Garten der Universität in Südafrika. Hier genießen wir ein wenig die Ruhe und schauen uns die enorme Vielfalt an Pflanzen, sowohl einheimisch in Südafrika als auch exotisch an. Der Garten ist öffentlich zugänglich und kostet 10 Rand Eintritt.

Jetzt bekommen wir doch noch etwas Hunger und setzen uns auf die Terrasse des Restaurants "Bootlegger". Die Restaurantkette ist in vielen Städten Südafrikas vertreten und ich genieße in der Sonne einen lecker Burger mit Süßkartoffelpommes dazu ein Gläschen Weißwein.

Unseren Bus gegenüber haben wir im Blick und sind so zur Weiterfahrt wieder rechtzeitig an Bord. 

Wir wollen aber weiter in das  Zentrum eines der besten südafrikanischen Weinanbaugebiete und eine Weinprobe auf dem Weingut Delheim machen. Das Weingut des Familienunternehmens Delheim liegt hoch an den Hängen des Simonsberges, 50 km von Kapstadt entfernt. Vom Parkplatz haben wir schon eine sehr schöne Aussicht auf die umliegenden Weinfelder mit den Bergen im Hintergrund. Der Blick reicht sogar bis zum Tafelberg.

In der Probierstube können wir einige der hier produzierten und preisgekrönten Weine probieren unter anderem den Pinotage Rosé (der erste seiner Art, der 1976 in Südafrika produziert wurde) und den schrulligen Spatzendreck-Dessertwein. Am besten schmeckt mir aber der reine Pinotage mit über 14 % Alkohol.

Nach der Weinverkostung geht es direkt zurück nach Kapstadt und zu einem der beliebtesten Attraktionen Südafrikas. Unser Busfahrer parkt direkt auf dem großen Parkplatz direkt an der Victoria & Alfred Waterfront.

Hier am ehemaligen Hafengelände, der Kapstädter Waterfront, trifft sich am Abend und am Wochenende halb Kapstadt. Aus einem heruntergekommen Hafengebiet wurde mit der Victoria & Alfred Waterfront eine der bedeutendsten Touristenattraktionen von Kapstadt.

Auch wir bekommen eine Stunde Zeit um um die zwei riesigen Hafenbecken zu flanieren. Ein großes Einkaufszentrum, Hotels, Kinos, Museen, Souvenierläden und Restaurants und Cafés für jeden Geschmack gibt es in großer Zahl. Von den Anlegestellen des Hafens können mit dutzenden Ausflugsschiffen Bootstouren in der Tafelbucht oder rüber nach Robben Island unternommen werden.

Ich mache mich alleine auf den Weg, denn ich möchte gerne das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (kurz MOCAA oder Zeitz MOCAA) aus der Nähe sehen. Hierüber hatte ich kurz vor der Reise einen Bericht im Fernsehen gesehen und war über die Architektur begeistert. Das weltweit größte Museum zeitgenössischer afrikanischer Gegenwartskunst wurde am 22. September 2017 eröffnet. Das Museumsgebäude entstand durch den Umbau eines nicht mehr genutzten, 57 Meter hohen Getreidesilos aus dem Jahr 1921 . Neben diesem Teil des Gebäudes stehen quer dazu 42 zylindrische, jeweils 30 Meter hohe Getreidespeicher. Leider ist es inzwischen schon dunkel geworden, die Architektur ist aber auch in der Dämmerung beeindruckend. Ein Besuch des Museums bei einer geplanten Reise im nächsten Jahr schon auf meinem Merkzettel.

Untergebracht ist in dem Gebäude auch das Hotel "The Silo" mit 28 Suiten. Die Zimmer sollen geräumig sein, ob bis zu 128 m² für zwei Personen wohl ausreichen? Im Fernsehen gefiel mir das 211m² große Penthouse mit 24m² großem Balkon im obersten Stockwerk des Silo mit Blick auf den Tafelberg und dreifacher Aussicht auf Kapstadt am besten. Schreckt mich bloß der Preis von 5.124 Euro in der günstigsten Saison etwas ab. Aber auch der Preis für die kleinste Suite von 822 Euro die Nacht in der Nebensaison sprengt mein Urlaubsbudget erheblich. Bleibt wohl doch nur ein Besuch des Museums für einen Eintritt von 180 Rand, umgerechnet etwa 11,-- Euro. Genug der Träumerei! Jetzt muss ich aber zurück. 

Dieter hat für unsere Gruppe einen Tisch im Restaurant Balducci reserviert.

Ich habe von allen Mitreisenden sicherlich den weitesten Rückweg. Unverhofft werde ich auf Weg aufgehalten. Die Schwingbrücke über das Victoria und Alfred Becken ist geöffnet. Denn wenn Boote mit höheren Aufbauten durchfahren wollen, kann die Brücke  beiseite geschwenkt werden kann. Sie erinnert mich an die  Königin-Emma-Brücke  in Willemstadt auf Curacao.

So kann ich mir den direkt daneben stehenden roten Clock Tower noch einmal anschauen. Der im Jahre 1882 im gotischen Stil erbaute Uhrenturm ist durch seine rote Farbe und den im gotischen Stil gestalteten Fenstern nicht zu übersehen. Die Uhr auf dem Dach des Clock Towers wurde die damals aus Edinburgh importiert und gab dem Turm seinen Namen. Früher wurde der Clock Tower als Büro für die Kapitäne genutzt.

Zum Glück passiert das kleine Ausflugsschiff die Durchfahrt zügig und ich komme noch rechtzeitig im Restaurant an. Dieter kommt beim fünfmaligen Durchzählen der Gäste immer wieder nur auf 43 Personen. Wer fehlt? Das Rätsel konnte auch am nächsten Tag nicht gelöst werden.

Das Essen ist jedenfalls ausgezeichnet. Vorweg gab es eine ordentlichen Salat, als Hauptgang ein ordentliches Steak oder alternativ Fisch. Der Käsekuchen als Dessert war ebenfalls eine gute Wahl. Nach der Rückfahrt zum Hotel sind wir doch einigermaßen geschafft nach diesem ersten Tag in Cape Town und fallen müde ins Bett.


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